Das Wohl der Kinder fest im Blick
Der wohltätige Verein Spielplatzpiraten möchte Familien stärken und unterstützen - und kooperiert mit dem Landkreis.

Von Rüdiger Busch
Neckar-Odenwald-Kreis. "Ich bin deutschlandweit in Sachen Kinder unterwegs", sagt Schwester Frumentia, "aber was hier geleistet wird, finde ich wirklich beeindruckend." Die 81-jährige Ordensfrau weiß, wovon sie spricht: Die studierte Sozialpädagogin und Psychologin beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Kindeswohl. Ihr begeistertes Lob für den Verein Spielplatzpiraten kommt deshalb einem Ritterschlag gleich. Im Beisein von Schwester Frumentia und Vertretern des Landratsamts stellten die Familie Pfannenschwarz und Landrat Achim Brötel dieser Tage vor dem Seitenbacher-Forum in Buchen das Kooperationsprojekt zwischen dem Landkreis und dem Verein vor. Das Ziel: Kinder schützen, stärken und fördern.
"Wenn man selbst Kinder hat, erkennt man schnell, dass es Kinder gibt, denen es nicht so gut geht wie den eigenen, die nicht so behütet aufwachsen dürfen." Mit diesen Worten begründete Pfannenschwarz seine Motivation und die seiner Mitstreiter. Der Verein Spielplatzpiraten wurde im November gegründet, um Hilfe zu leisten und Eltern zu unterstützen, um dadurch Kinder zu stärken. Mit der Förderung des Frühinterventionsprogramms "Steep" engagiert sich die Familie Pfannenschwarz als Inhaber des Naturkostherstellers Seitenbacher bereits seit Jahren für Familien.
"Die Spielplatzpiraten stellen die perfekte Ergänzung dar", erklärt Schwester Frumentia, "denn Kinder brauchen eine sichere Basis, um die Welt erkunden zu können." Hier möchten die Spielplatzpiraten ansetzen und "ein Basislager aufbauen, Eltern unterstützen und nächste Entwicklungsschritte der Kinder fördern, indem sie neue Spielräume erschließen und Erkundungsmöglichkeiten bieten", verdeutlicht Florian Pfannenschwarz.
Deshalb sollen individuelle Hilfen und gemeinsame Aktionen mit neuen Spiel- und Erfahrungsmöglichkeiten für Kinder geschaffen werden. Die Verantwortlichen wollen Eltern und vor allem Kinder verschiedener gesellschaftlicher Schichten erreichen, um damit Bindung und Vertrauen zu stärken und ein Gefühl für eventuelle Optimierungsmöglichkeiten in den Familien zu erhalten. "Kinder, aber auch Eltern können mit ihren Problemen zu uns kommen", sagt Florian Pfannenschwarz, und gemeinsam werde dann nach Lösungen geschaut.
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Die konkrete Idee: Zu festen Terminen (zweimal im Monat) soll an mit dem Jugendamt koordinierten Plätzen in verschiedenen Ortschaften im Kreis für einen Nachmittag ein "Basislager" aufgebaut werden. Angeboten werden Spiel, Spaß und Lernhilfen für Kinder sowie Beratung, Hilfe und Entspannung für Eltern. Dafür hat sich bereits ein Team engagierter Betreuer gefunden.
Für die Aktionstage "kapern" die Piraten das Spielmobil des Neckar-Odenwald-Kreises und ziehen mit diesem durch die Region. Die entsprechende Kooperationsvereinbarung wurde von der Vereinsvorsitzenden Marion Pfannenschwarz und Landrat Achim Brötel unterzeichnet. Ergänzt werden soll das Angebot durch ein weiteres Spielmobil der Piraten, das über Sponsoren und über Freunde der Familie Pfannenschwarz finanziert werden soll.
Hintergrund
Der Spieleanhänger des Landratsamts ist bei Straßen-, Sport- oder Kindergartenfesten gern gesehen. Er enthält Fußbälle, Volleybälle, Basketbälle oder Federballspiele und außergewöhnliche Spielgeräte wie das "Laufende A", Pedalos, einen Kriechtunnel, eine Wasserrutsche, ein
Der Spieleanhänger des Landratsamts ist bei Straßen-, Sport- oder Kindergartenfesten gern gesehen. Er enthält Fußbälle, Volleybälle, Basketbälle oder Federballspiele und außergewöhnliche Spielgeräte wie das "Laufende A", Pedalos, einen Kriechtunnel, eine Wasserrutsche, ein Riesenmikado, Spielefässer und einen riesigen bunten Fallschirm. Weiter an Bord sind beispielsweise Stelzen, Hüpfsäcke und Tisch-/Bankgarnituren.
Info: Der Anhänger kann unter Tel.: (06261) 84 21 23 für eine geringe Gebühr ausgeliehen werden.
"Wer sich freiwillig in die Hände von Piraten begibt, muss einen guten Grund dafür haben", sagte Landrat Brötel augenzwinkernd. In diesem Fall sei es ein besonders guter: das Wohl der Kinder. Gerade die Kinder und Jugendlichen seien durch das Wegbrechen sozialer Kontakte von der Coronapandemie besonders betroffen. Umso wichtiger sei es, Kinder und ihre Eltern zu stärken. Das Konzept der Spielplatzpiraten habe ihn von Anfang an fasziniert, weil es auf eine spielerische Annäherung an das schwierige Thema setze, so der Landrat.
Wenn die Eltern bei den geplanten Aktionstagen unter Anleitung positive Erfahrungen machen und eine als gewinnbringend empfundene Zeit mit ihren Kindern verbringen können, gebe dies vielleicht den Anstoß, sich mehr mit den Kindern zu beschäftigen. Brötel dankte Schwester Frumentia für diesen Impuls und den Verantwortlichen der Spielplatzpiraten: "Was die Familie Pfannenschwarz anpackt, hat einfach Hand und Fuß!" – und in diesem Fall auch einen besonderen gesellschaftlichen Mehrwert.
Kreisjugendreferent Rainer Wirth stellte kurz das Spielmobil vor, das zu normalen Zeiten jedes Wochenende im Einsatz sei, etwa bei Vereinsfesten. Dass es dank der Spielplatzpiraten nun auch verstärkt unter der Woche genutzt werde, sei "eine tolle Sache".
Peter Roos vom Fachbereich Jugendhilfe im Landratsamt erinnerte daran, dass die Auswirkungen der neuen Medien auf Kinder und Jugendliche bereits vor der Pandemie ein Problem gewesen seien: "Corona hat dies noch verstärkt!" Ziel müsse es sein, Kinder wieder auf die Straße oder in den Wald zu bekommen. Gemeinsame Erlebnisse mit den Eltern seien hier der richtige Ansatz, lobte er die Vorhaben der Spielplatzpiraten.
In den nächsten Wochen wird der Verein gemeinsam mit der Kreisverwaltung einen Terminplan entwerfen, sodass die Aktionstage anschließend beworben werden können. Im September soll dann der Startschuss erfolgen. Derweil sammelt die Familie Pfannenschwarz fleißig Geld für den guten Zweck: Neben privaten Spenden sorgt auch eine Tombola in der Seitenbacher-Erlebniswelt in der Siemensstraße dafür, dass den Piraten das Geld nicht ausgeht. "Der komplette Erlös geht an den Verein", bekräftigt Marion Pfannenschwarz.