Special OIympics

In Mosbach tanken die mongolischen Sportler Kraft für Berlin

Mongolische Special-Olympics-Delegation in Mosbach empfangen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur inklusiven Stadt.

14.06.2023 UPDATE: 14.06.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Nach langer Reise trafen Sportlerinnen und Sportler der mongolischen Delegation der Special Olympics World Games in der „Host-Town“ Mosbach ein, wo sie im Kultur- und Begegnungszentrum „fideljo“ empfangen wurden. Foto: Ursula Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Mosbach. "Sayn uu!" Mit einem herzlichen "Hallo" begrüßte Jörg Huber, Vorstand der Johannes-Diakonie, die Gäste im Kultur- und Begegnungszentrum "fideljo" in mongolischer Sprache. Das kam gut an bei den rund 70 Frauen und Männern aus dem ostasiatischen Land. Mit zwei Stunden Verspätung waren sie nach neunstündigem Flug vom Frankfurter Flughafen nach Mosbach gefahren worden, der Stadt, die – zusammen mit der Gemeinde Schwarzach – als "Host-Town" für die Special Olympics World Games in Berlin beworben hatte. Wie 17 andere Städte in Baden-Württemberg ist man Gastgeberstadt, bis am 17. Juni die Spiele in der Bundeshauptstadt beginnen.

Drei Tage – von Montag bis Donnerstag – aber sind die 44 mongolischen Sportlerinnen und Sportler sowie ein Team von Trainern, Ärztinnen und Organisatoren Gäste der Großen Kreisstadt. Logis finden sie in der Jugendherberge. Unter ihnen ist Dechmaa Jagdal; sie gehört zum medizinischen Mitarbeiterstab. Da dieses internationale Sportfest für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung erstmals in Deutschland ausgerichtet wird, trifft es sich gut, denn die Ärztin hatte vor 20 Jahren vier Monate lang in Leipzig Deutsch gelernt. Sie konnte sich nun fließend mit ihren Gastgebern unterhalten. "Wir sind alle froh und aufgeregt, hier zu sein." Mosbach kannte sie noch nicht. "Die Natur ist sehr schön, so grün", schwärmte Jagdal. Sie hatte offenbar ebenso gut zugehört wie verstanden, was Jörg Huber den Athletinnen und Athleten schon zugerufen hatte: "Es ist schön hier! Seien Sie uns willkommen!"

Einen Willkommensgruß der nonverbalen Art boten zwölf junge Tänzerinnen und Tänzer der Inklusionsgruppe "Think Pink". Die Formation des Tanzsport-Zentrums Mosbach war mit ihrer Trainerin Sandra Gründlinger eine ideale Botschafterin für den regionalen Teil der Special Olympics, die sich als globale Inklusionsbewegung verstehen, die weit über den sportlichen Wettkampfgedanken hinausweisen. Teams aus mehr als 190 Ländern treffen in Berlin zusammen; die Bundesrepublik ist mit 414 Sportlern dabei, fünf von ihnen aus dem Bereich der Johannes-Diakonie.

Dass die Chemie zwischen denen auf und denen vor der Bühne gleich stimmte, war zu hören und zu sehen. Sport – das Tanzen gehört dazu – ist für Martina Fiederer bestens geeignet, (nicht nur) Mosbachs Wege zur Inklusion zu ebnen und daher Teil des kommunalen Aktionsplans Inklusion. Fiederer ist in der Abteilung Bildung und Generationen Ansprechpartnerin, war es auch im fideljo sowie in den vorausgegangenen Monaten. Seite an Seite mit dem städtischen Sportbeauftragten Philipp Parzer hieß sie die Gäste aus der Mongolei willkommen und überreichte ihnen am Ende des Empfangs Willkommenstaschen und Getränke, die Rewe als lokaler Förderer bereitgestellt hatte. Auch die Metropolregion hat sich beteiligt.

Ebenso dabei: Mosbachs Ex-OB Michael Jann, der das Host-Town-Angebot während seiner zweiten Amtszeit gemacht und den Zuschlag bekommen hatte. Beim Empfang auf dem Gelände der Johannes-Diakonie war er außerdem als Vorsitzender des Verwaltungsrats derselben dabei. Ebenso wie Schwarzachs Bürgermeister Mathias Haas, ebenso wie Martin Adel, der mit Jörg Huber den Vorstand der Johannes-Diakonie bildet. Aus deren Reihen haben zudem Claudia Geiger, Michael Lofink und Michael Walter daran mitgewirkt, dass der Aufenthalt im Odenwald hält, was er gemäß dem Special-Olympics-Programm verspricht: "Land und Leute kennenlernen". "Wir haben uns diesbezüglich mit unseren Kontaktpersonen in der mongolischen Delegation abgesprochen", berichtete Parzer.

Am zweiten Tag bot das Programm Besuche in Schwarzach und Sinsheim. Ein Schluss- und Höhepunkt wird am heutigen Mittwochabend in der Alten Mälzerei ab 18 Uhr gesetzt. Ganz im Sinne des inklusiven Miteinanders präsentieren sich Mosbacher Vereine, werden Sportler geehrt, spielen die "Bautzy’s" auf. "Ausdrücklich", darauf wiesen die Verantwortlichen beim Empfang hin, "freuen wir uns auf viele Gäste aus der Bevölkerung." Da sollen sich die Special Olympics von den "normalen" Olympischen Spielen nicht unterscheiden.

Sprachbarrieren sind nicht zu befürchten – und das nicht nur, weil es im mongolischen Team so sprachgewandte Mitglieder wie Dechmaa Jagdal (was man übrigens so ausspricht: Detschmaa) gibt. Denn dass es mit der Verständigung auch ohne Kenntnisse der mongolischen beziehungsweise der deutschen Sprache klappen kann, hatte Oberbürgermeister Julian Stipp vorgemacht, seine knappen Begrüßungsworte auf Englisch wurden ins Mongolische übersetzt. Sein Ansporn für die Athleten und Athletinnen für Berlin auf Deutsch – "Wir drücken Ihnen die Daumen!" – wurde dank der entsprechenden Geste mühelos verstanden und mit hochgereckten Daumen erwidert.

Wie Verständigung ohne Worte klappt, das machte auf der fideljo-Bühne die Inklusionsgruppe „Think Pink“ vor. Foto: Ursula Brinkmann
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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