Schweres Busunglück in Eberbach

180 Einsatzkräfte kümmerten sich um die vielen Verletzten (plus Video)

Tragischer Unfall in der Odenwaldstraße - Sechs Schüler und zwei Erwachsene in Kliniken

16.01.2018 UPDATE: 17.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden

Der Schulbus kracht in das Gebäude von SP Gerbracht. Zahlreiche Rettungskräfte sind im Einsatz. Fotos: Martina Birkelbach

Von Martina Birkelbach

Eberbach. Es ist ein tragischer Unfall, der sich am Dienstag in den frühen Morgenstunden in der Odenwaldstraße ereignete. 43 Personen saßen in dem Bus, der gegen das Gebäude der Firma SP Gerbracht knallte, sieben Erwachsene und 36 Kinder. Sechs Kinder und zwei Erwachsene wurden schwer verletzt; Lebensgefahr war laut dem leitenden Notarzt Dr. Patrick Schottmüller am Dienstagnachmittag noch nicht auszuschließen. Die Schwerverletzten wurden mit Rettungshubschraubern in Kliniken nach Mannheim, Sinsheim und Heidelberg geflogen.

Um 7.05 Uhr ertönt der laute Knall in der Stadt, es folgen Rufe und Schreie, gleich darauf ertönen Sirenen von allen Seiten. Es ist noch dunkel und es regnet in Strömen. Vor Ort bietet sich ein Bild des Grauens: Ein Bus hängt in dem Wohn- und Geschäftshaus fest, die Mitfahrer sind darin gefangen. Die Straße ist für den Verkehr gesperrt, es wimmelt bereits von Einsatzkräften: Polizei, Notärzte, DRK, Feuerwehr. Die ersten Infos sickern schnell durch, der Bus hatte vorrangig Kinder an Bord.

Karte: Repro-RNZ

Eltern völlig aufgelöst

Kurz darauf eilen die ersten Eltern zur Unfallstelle, teils völlig aufgelöst und panisch, die meisten haben die Handys dicht am Ohr. "Ich suche mein Kind. Ich erreiche es nicht auf dem Handy. Ich weiß nicht, ob es im Bus saß", ruft eine völlig aufgelöste Mutter. "Die Schule hat mich angerufen, wo ist mein Kind", weint eine andere. Die Eltern werden abgefangen, in einem inzwischen aufgebauten Zelt beim Unfallort betreut oder in die nahe gelegenen Räume der Stadtwerke verwiesen. Dort ist inzwischen ein Betreuungsraum eingerichtet. Fürsorgliche Stadtwerkemitarbeiter kümmern sich unter anderem mit Getränken um die Eltern. Sie prüfen Namen, leiten weiter. Einige Anwohner der Wiesenstraße haben zusätzlich ihre Pforten geöffnet, sie helfen den Kindern, versorgen sie mit Getränken.

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Gegen 10 Uhr gibt’s erste offizielle Infos in einem Raum der Stadtwerke. Bürgermeister Peter Reichert ist vor Ort und sichtlich erschüttert. Mit dabei ist Markus Winter (Pressesprecher der Polizei Mannheim), Gerd Lipponer (Revierleiter der Eberbacher Polizei), Patrick Schottmüller (Leitender Notarzt der GRN-Klinik Eberbach) und Markus Lenk (Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eberbach). Daneben haben sich noch zahlreiche Mitarbeiter der Stadt sowie weitere Einsatzkräfte eingefunden. "Der Bus ist in einer leichten Linkskurve talabwärts von der Straße nach rechts abgekommen", erläutert Winter. Dabei habe der Bus noch einen Kleinlaster und zwei weitere Autos gerammt, bevor er in das Geschäftshaus krachte. Der Bus kam aus Waldbrunn und wollte die Schüler im Alter ab zehn Jahre in die Eberbacher Realschule und das Hohenstaufen-Gymnasium bringen.

Bei der nächsten Presseinfo um 11.30 Uhr wimmelt es von Pressevertretern aus dem gesamten Umland, bis aus Frankfurt sind ganze Filmtrupps angereist. "Die Ursache des Unfalls ist noch nicht geklärt", so Winter. Man prüfe technische Details, werte den Fahrtenschreiber aus und erhoffe sich Zeugenaussagen, unter anderem auch von Kindern, sobald diese vernehmungsfähig sind. Der Busfahrer ist "wahrscheinlich leicht verletzt", liegt im Krankenhaus und "hat bislang noch keine Aussage gemacht". Gegen Abend teilt die Polizei mit, dass auch der 55-jährige Busfahrer schwer verletzt ist.

Rund 180 Einsatzkräfte waren vor Ort; neben Polizei und verschiedenen Abteilungen der Feuerwehr waren drei Rettungshubschrauber im Einsatz und zehn Rettungswagen sowie sieben Notärzte, 17 Seelsorger, zwei Ein-satzeinheiten des DRK und eine Mannschaft des THW. Außerdem gab es einen "Einsatzabschnitt Betreuung". In der Eberbacher GRN-Klinik wurde laut Schottmüller ein "Alarmplan" aufgestellt; "es wurde alles eingerichtet und teilweise wurden Operationen gestoppt".

Inzwischen ist es fast 12 Uhr. Das Technische Hilfswerk hat mit Bergungsarbeiten des Busses begonnen und reinigt die Fahrbahn von Betriebsspuren. Die Schreie und Rufe der Kinder sind verhallt, Seelsorger sind noch im Einsatz und Mütter trösten ihre Kinder. "Bis jetzt haben wir noch kein Kind wiederbeleben müssen, wir hoffen ...", sagt Schottmüller; und dann bricht auch dem erfahrenen Notarzt die Stimme weg.

Bürgermeister Reichert: "Ich bin tief betroffen und ich hoffe, dass alles gut wird. Die Rettungskräfte haben schnell und fließend gearbeitet. Ich danke auch den Anwohnern, die ihre Häuser geöffnet haben."

Neben den gravierenden Personenschäden traten laut Polizei auch umfangreiche Sachschäden an den von der Kollision betroffenen Fahrzeugen und dem Gebäude ein, die auf insgesamt über 200.000 Euro geschätzt werden.

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