Realschule Obrigheim

Seit 20 Jahren rollen die Roboter

Der Schullehrer und Wettbewerb-Initiator Joachim Pfisterer verabschiedet sich zum Jubiläum in den Ruhestand.

28.04.2021 UPDATE: 29.04.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden
Das Team MPDV-Achterbahn (v. l.): Niklas Gebel, David Knecht, Jonah Blaufuß und Kane Schäfer. Foto: Pfisterer

Obrigheim. (cao/zg) Seinen Abschied hatte sich Joachim Pfisterer eigentlich ganz anders vorgestellt. Seit 2001 organisiert der Techniklehrer der Realschule Obrigheim Roboterwettbewerbe der First Lego League (FLL), an denen sich immer zahlreiche Schulen aus der Region beteiligen. Vor seinem Ruhestand wollte der Pädagoge das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen noch einmal gebührend feiern – doch die Coronapandemie versetzte den stets groß angelegten Wettbewerb, der normalerweise in der Neckarhalle stattfindet, ins Virtuelle. "So hatte ich mir das bei meiner letzten Robotleague als aktiver Lehrer nicht vorgestellt. Aber wir haben trotzdem das Beste draus gemacht", berichtet Pfisterer im Gespräch mit der RNZ. Dabei seien schon die Grundvoraussetzungen schwierig gewesen.

Denn "zuerst war die Live-Veranstaltung in der Neckarhalle für Januar geplant. Mit maximal 14 statt der normalerweise 20 Teams, um die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten zu können", erzählt der Obrigheimer Techniklehrer. Doch die hohen Fallzahlen um Weihnachten herum machten dem Organisator einen Strich durch die Rechnung: in der Hoffnung, beim Präsenzwettbewerb zu bleiben, verlegte er die Veranstaltung erst auf März, bevor dann die Reduktion auf ein Online-Event unabdingbar wurde. "Als dann noch kurzfristig die Schulleitung in Absprache mit dem Schulamt die Durchführung nur nachmittags nach Unterrichtsschluss erlaubte, stand ich vor der Entscheidung: Alles absagen oder die Herausforderung annehmen?" Gemeinsam mit den langjährigen Partnern Dr. Andreas Schnirch von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Daniel Schuster, dem Inhaber von Macro-Computer Mosbach, und Johannes Schäfer als Vertreter des Hauptsponsors MPDV aus Diedesheim sowie dem Verein Jugend@Technik, schulterte Pfisterer schließlich die Aufgabe.

Joachim Pfisterer

Frohen Mutes begrüßte er dieser Tage die verbliebenen sieben Schüler-Teams aus Adelsheim, Buchen, Neckarelz und Obrigheim vor ihren Bildschirmen. "Auch bei den Teilnehmern gab es Ausfälle, nur die Hälfte trat noch an, da sich die Teams seit Mitte Dezember nicht mehr persönlich in der Schule treffen konnten, um sich vorzubereiten", bedauert Pfisterer. Gleichzeitig habe es ihn sehr gefreut, dass Niklas Gebel, David Knecht, Jonah Blaufuß und Kane Schäfer als "Mitglieder unseres schuleigenen Teams mit diesen Unwägbarkeiten zurechtgekommen sind, um die Realschule im 20. Roboterjahr würdig zu vertreten". Alle sieben Teams, die am Schluss noch dabei waren, seien eindeutig als Gewinner zu bezeichnen, so Pfisterer.

Ihren Anfang nahmen die Obrigheimer Roboterwettbewerbe 2001, als die Realschule mit zwei Teams und einer Cheerleader-Gruppe zur Frankfurter Messehalle reiste, um am ersten FLL-Wettbewerb in Deutschland teilzunehmen. "Die Begeisterung von der neuen schulischen Arbeitsweise, Roboter für ein wechselndes Thema zu bauen und diese selbst zu programmieren, zusätzlich noch eine Forschungsaufgabe als Team zu präsentieren, brachte mich schließlich dazu, die Regionalwettbewerbe der FLL regelmäßig in Obrigheim zu veranstalten", erinnert sich Pfisterer.

Schon nach dem ersten Event im Jahr 2002 in der Ertel-Halle musste man wegen der großen Zahl an Neuanmeldungen in die Neckarhalle umziehen. "Die Kollegen Bauer und Trendl waren in den folgenden Jahren mit ihren Teams, den MPDV-Constructors und den MPDV-Neckaryoungsters, deutschlandweit unterwegs", erzählt der scheidende Techniklehrer von tollen Erfolgen. Ein besonderes Highlight in den vergangen 20 Jahren sei für ihn aber das Ausrichten des zentraleuropäischen FLL-Finales 2013 in Obrigheim gewesen. "Gestemmt wurde dies nur durch langjährige und intensive Zusammenarbeit zwischen der Firma MPDV aus Diedesheim und der Realschule Obrigheim."

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Beim Online-Wettbewerb mussten die Teams der Jury nun erstmals Videoaufzeichnungen der Roboter schicken. Die Aufgabe bestand darin, auf einem großen Feld verschiedene Stationen anzufahren und dort etwa Lego-Würfel zielgenau abzulegen, einen Hebel in die richtige Einstellung zu bringen oder eine kleine Bank umzukippen und deren Lehne abzutrennen. Anschließend mussten die Teams ihr Fachwissen in den Kategorien Roboterbau und Forschungsarbeit beweisen.

Viel Trubel – wie hier bei einem der ersten Wettbewerbe in der Neckarhalle 2004 – hätte sich Joachim Pfisterer zum Abschied noch einmal gewünscht. Doch die Coronapandemie machte seiner Hoffnung einen Strich durch die Rechnung. Archivfoto: Stefan Weindl

Gesamtsieger wurden die BGBots@Weiss des Burghardt-Gymnasiums Buchen. Die ABR-Robotics@Weiss (Abt-Bessel-Realschule Buchen) landeten auf Platz zwei, Bronze teilten sich Snek Squad SAPG und SAPG Tech Storms vom Auguste-Pattberg-Gymnasium Mosbach. Die beste Forschungspräsentation ging an die SAPG Tech Storms, der Preis für das beste Roboterdesign an die BGBots@Weiss. Den Sonderpreis für die beste Programmierung bekam Snek Squad SAPG. Das Team aus Obrigheim (MPDV-Achterbahn) landete in der Kategorie Grundwerte auf Platz drei.

Nach der Siegerehrung ergriff Daniel Schuster das Wort, um sich bei Joachim Pfisterer für seine 20-jährige Tätigkeit als Coach und Ausrichter des Wettbewerbs in Obrigheim zu bedanken. Er überreichte ihm symbolisch den Pokal für das beste Coaching. Pfisterer kündigte an, auch in Zukunft den Roboterwettbewerben treu zu bleiben und sich weiterhin im Verein Jugend@Technik zu engagieren.

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