RNZ-Rathausrunde

Mudau ist ein Ort zum Leben und Wohlfühlen

Mudaus Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger hat die Zukunft der Gemeinde fest im Blick.

28.10.2020 UPDATE: 29.10.2020 06:00 Uhr 5 Minuten, 46 Sekunden
Das Rathaus in Mudau. Foto: Radan

Von Tanja Radan

Mudau. "Die Mudauer sind dafür bekannt, mit Einfallsreichtum vieles zu bewirken", meint Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger. Und in der Odenwaldgemeinde wird in der Tat vieles bewirkt: Mudau floriert. Wir haben mit Norbert Rippberger über seine Pläne für die Zukunft Mudaus, die rege Bautätigkeit, die Entwicklung der Ortsteile und natürlich über Corona gesprochen.

Im Frühjahr tauchte Mudau in den Schlagzeilen auf: Wie haben Sie den tragischen Corona-Ausbruch im Geras-Pflegeheim erlebt?

Ganz Mudau war von dieser Nachricht getroffen. Erst Recht natürlich diejenigen, die mit dem Seniorenheim direkt zu tun hatten. Die Todesfälle im Heim, die auch in der Presse immer wieder öffentlich und in Verbindung mit Covid-19 gebracht wurden, waren ein harter Schlag für die Angehörigen wie auch für das Heim und die Gemeinde. Wir haben aber gesehen, dass eine solche Ausbreitung auch in anderen Heimen stattgefunden hat. Auf solche Berichterstattungen können wir heute wie in Zukunft gerne verzichten.

Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger will Mudau konstant weiterentwickeln. Foto: Radan

Sie haben im Rahmen ihrer Kandidatur gesagt, dass die Mudauer dafür bekannt seien, an einem Strang zu ziehen. Hat sich diese Mentalität auch in der Corona-Krise gezeigt?

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Die Mudauer ziehen an einem Strang. Das hat sich auch in der Krise gezeigt. Zum einen im Mitgefühl und dem Beistand für die Betroffenen, aber auch im Zusammenstehen und Akzeptieren der Einschränkungen. Dabei hat uns unser Amtsblatt geholfen, in dem ich mich an die Bevölkerung wenden und sie über die Corona-Maßnahmen unterrichten konnte und an den Bürgersinn im Sinne von Rücksichtnahme und Vorsicht appellieren konnte.

Hintergrund

Die indiskreten 13 Fragen

1Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag als Bürgermeister?

Ja, es war kalt. Es war der 14. Januar 2004, und wir haben uns frühmorgens mit Verwaltung und Bauhof sowie dem Bürgermeisterstellvertreter Reinhard

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Die indiskreten 13 Fragen

1Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag als Bürgermeister?

Ja, es war kalt. Es war der 14. Januar 2004, und wir haben uns frühmorgens mit Verwaltung und Bauhof sowie dem Bürgermeisterstellvertreter Reinhard Münch am Bürgermeisterbaum vor dem Rathaus versammelt und einen kleinen Umtrunk genossen. Der weitere Tag war ein freundliches Kennenlernen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rathaus und Bauhof.

Und ich war noch etwas müde, denn die Verabschiedung meines Vorgängers Wilhelm Schwender und meine Einführung haben am Abend zuvor in der Odenwaldhalle stattgefunden. Der offizielle Teil ging bis 23.30 Uhr. Wie lange der inoffizielle Teil ging, weiß ich nicht mehr.

2 Welchen Beruf außer Bürgermeister könnten sie sich noch vorstellen?

Vieles könnte ich mir vorstellen, u. a. Biologe, denn das habe ich studiert. Oder Stadtentwickler. Das habe ich über zehn Jahre beruflich betrieben.

3Beschreiben Sie Ihre Gemeinde in drei Schlagwörtern?

Aufgeschlossen, lebens- und liebenswert.

4Und sich selbst mit drei Eigenschaften:

Offen, engagiert, Menschenfreund.

5Drei Lieblingssongs?

"The Sound of Silence" und "The Boxer" von Simon and Garfunkel. "I Don’t Know How to Love Him", Arie von Maria Magdalena in der Rockoper "Jesus Christ Superstar", Musik von Andrew Lloyd Webber.

6Worüber können Sie lachen?

Über alles Mögliche. Ich liebe Satire.

7Und was finden Sie zum Weinen?

Unnötiger Ärger und sich gegenseitig das Leben schwer zu machen!

8 Wovor haben Sie Angst?

Konkret vor nichts, auch nicht vor dem Mudauer Wolf. Aber Gedanken muss man sich machen um die wirtschaftliche Zukunft unserer Betriebe und die unserer Bevölkerung in der Region, in Deutschland und Europa nach Corona bzw. mit Corona. Die politischen Probleme weltweit dürfen nicht eskalieren. Die Entwicklung des Klimas und die Auswirkungen desselben auf unser Leben geben Anlass zu großer Sorge.

9Ihre größte Leidenschaft?

Um die Ecke denken. Siehe Rätsel im "Zeit Magazin". Sport in vielen Variationen: Skifahren, Radfahren (Mountainbike, Rennrad), Laufen, Bumerangwerfen ... Mich in der Natur aufhalten.

10 Und Ihre größte Schwäche?

Das müssen andere beurteilen.

11Mit wem würden Sie gerne mal einen Kaffee oder ein Bier trinken?

Mit Hansi Flick, um mit ihm über den Champions-League-Sieger FC Bayern München zu reden, dessen Ursprung ja nach Meinung der Süddeutschen Zeitung vom August 2020 in Mudau im Odenwald liegt.

12Was bedeutet für Sie Glück?

Gesundheit und Zufriedenheit in der Familie. Und im Beruflichen jeden Tag gerne zur Arbeit zu gehen und mit Menschen zu tun zu haben.

13Gibt es so etwas wie ein Lebensmotto für Sie?

Leben und leben lassen. Nicht verzagen, auch wenn die Lage mal aussichtslos erscheint. Ruhe bewahren auch in kritischen Situationen.

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Corona hat in den Mudauer Haushalt, der 2020 zudem auf die Doppik umgestellt wurde, ein Loch gerissen. Wie wird damit umgegangen?

Wir hinterfragen alle Investitionswünsche. Insbesondere nach dem herben Einschnitt durch die weggebrochenen Gewerbesteuereinnahmen. Der Haushalt ist ein Corona-Haushalt und ein Doppik-Haushalt. Will sagen, was nicht unbedingt notwendig war, das haben wir geschoben, weil uns die Finanzierung dafür fehlt. Aber was wir für die Zukunft als sinnvoll erachtet haben, das haben wir in den Haushalt aufgenommen, siehe Baugebiet "Rumpfener Buckel".

Vor Pandemiebeginn florierte in Mudau die Wirtschaft. Wie geht es den Unternehmen?

Die Betriebe leiden unter der Corona-Krise, sowohl die Reisebranche, die in Mudau sehr gut entwickelt ist als auch die Firmen, die für die Autoindustrie produzieren. Kurzarbeit ist an der Tagesordnung. Zum Glück sind das Handwerk, das Lebensmittelhandwerk und das Baugewerbe weniger stark betroffen. Die weiteren Auswirkungen auf die Beschäftigten werden den Betrieben wie auch der Gemeinde auf Jahre hinaus zu schaffen machen.

Bei Bauwilligen ist Mudau sehr beliebt. Foto: Radan

Bei Bauwilligen ist Mudau sehr beliebt. Wie wollen Sie zukünftig mit der großen Nachfrage umgehen?

Wir wollen auch in Zukunft kommunale Bauplätze in Mudau und den Ortsteilen anbieten können. Mudau als zentraler Ort ist am beliebtesten bei den Ansiedlungswünschen. Deshalb setzen wir die Erschließung am "Rumpfener Buckel" fort und werden rund 40 Bauplätze vollerschlossen anbieten. Aber ebenso werden wir in Donebach neue Angebote schaffen, so wie wir es in Langenelz oder Scheidental getan haben. Wichtig ist uns auch die Innenentwicklung – in allen Ortsteilen. In Mudau dient uns dabei seit 30 Jahren die Städtebauförderung des Landes. Fördermittel, mit denen wir als Kommune Gebäude gekauft und saniert haben (ehemaliges Hotel "Krone", Rathaus) oder aber private Investitionen fördern, mit denen Baulücken geschlossen oder auch Gebäude saniert werden können, was dem Wohnungsmarkt zugutekommt. Wir brauchen Wohnungen für junge Paare genauso wie für die ältere Generation, die kein großes Haus benötigt.

Um der Nachfrage nach Bauplätzen gerecht zu werden, wird momentan das Baugebiet „Rumpfener Buckel“ erschlossen. Foto: Radan

Die meisten, die von einem Haus träumen, wollen einen Neubau errichten, während Ortskerne veröden. Ein Beispiel ist Donebach.

Wir haben für alle Ortsteile Innenentwicklungskonzepte erstellt und können damit den Ortschaftsgremien wie Privateigentümern vermitteln, welche Potenziale in den Ortsteilen bestehen. Sei es, dass Bauflächen durch Abriss geschaffen werden, sei es, dass Baulücken geschlossen werden. So gibt es in Donebach zahlreiche Mietwohnungen, die aus saniertem Altbestand hervorgegangen sind und gerne von jungen Paaren genommen werden. Wir bieten jedem Interessenten Beratung an und unterstützen bei der Antragstellung für Fördermittel aus dem "Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum". Dadurch konnten wir auch in diesem Jahr Bauherren zu Fördermitteln verhelfen. In Donebach treffen verschiedene Probleme zusammen – schwierige private Erschließungsverhältnisse und viele ungeklärte Eigentumsverhältnisse. Ein Mittel wäre die Flurneuordnung gewesen, mit deren Hilfe man die Innerortsentwicklung durch Neuordnung hätte verbessern können und die privaten Erschließungen in die öffentliche Hand hätte nehmen können. Dadurch hätte man Baulücken oder Altimmobilien als Wohnbauflächen verfügbar machen können.

Mudau plant, einen neuen Flächennutzungsplan zu erstellen. Wie soll Mudau im Jahr 2035 aussehen?

Mudau wird auch in 15 Jahren eine attraktive Gemeinde sein, die gut ausgestattet alles zum Leben und Wohlfühlen bietet, mit Ansiedlungsmöglichkeiten für Wohnen und Gewerbe. Wir werden ein weiteres Flurneuordnungsverfahren abgeschlossen haben und danach gerne einen weiteren Ortsteil – vielleicht Donebach? – in den Genuss von Fördermitteln aus der Flurneuordnung kommen lassen. Mudau wird im Bereich Tourismus weitere Angebote aufbieten können, als Raddrehkreuz weiter ausgebaut sein und in Richtung Eberbach und ins Hessische gut ausgebaute Radwege vorweisen können, die das Netz ergänzen. Und ich hoffe, dass das gastronomische Angebot erweitert werden kann.

Der Gemeinderat hat eine Studie zur Ärzteversorgung in Auftrag gegeben. Wie könnte die Ärzteversorgung in fünf bis zehn Jahren aussehen?

Die Studie bestätigt unsere Einschätzung, dass wir in Zukunft nicht mehr davon ausgehen können, dass wir inhabergeführte Einzelpraxen haben, sondern Gemeinschaftspraxen haben werden, die z.B. in einem Ärztehaus untergebracht werden können. Dazu könnten sich weitere Gesundheitseinrichtungen gesellen. Wir sind dabei, dieses Thema anzugehen, haben ein exzellentes Standortangebot für ein Ärztehaus und sind in Gesprächen mit Interessenten, die investieren wollen aber auch mit Kandidaten, die Gesundheitsdienste anbieten wollen.

Ein Großprojekt, das in die Zielgerade einläuft, ist die Scheidentaler Flurneuordnung. Warum sind die vier Millionen Euro gut angelegt?

Wenn man sich Scheidental ansieht, dann sieht man, wie positiv sich Flurneuordnung auf das Ortsbild, auf die Landschaft und auf die Infrastruktur auswirkt. Aber auch das Thema Ökologie wird großgeschrieben, wie man an den Grüngürteln und Anpflanzungen sieht. Flurneuordnung ist die beste Methode, um eine Ortschaft unter bestmöglicher Förderung vom Land weiterzuentwickeln. Es verwundert nicht, dass Reisenbach anschließen will, wenn Scheidental Ende 2021 zum Abschluss kommt.

Mudau hat sowohl für Einheimische als auch für Besucher viel zu bieten. Eine Attraktion, die besonders Familien anspricht, ist der Smart-Pfad. Foto: Hanel

Mudau ist bei Touristen beliebt. Wie könnte man die Gemeinde für Gäste noch attraktiver machen?

Mudau hat viel zu bieten. Natur, Kultur, Sport und Erholung. Alle diese Bereiche haben wir mit vielen neuen Angeboten ausgebaut, die es in der Form in der Umgebung nicht gegeben hat. Gerade in Corona-Zeiten können wir mit unserer Natur, mit unserer Landschaft, mit unseren Wanderwegen, mit unseren sehr gut ausgebauten Radwegen, dem Smart-Pfad, dem Radbus und vielem anderen Einheimischen und Gästen trotz der Einschränkungen ein tolles Angebot geben, das auch intensiv genutzt wird.

Ein Sorgenkind ist die Gastronomie. Alteingesessene Wirtschaften sind geschlossen und Corona hat die Situation nicht einfacher gemacht. Kann die Gemeinde etwas tun?

Unsere Einflussmöglichkeiten sind sehr begrenzt. Wir fördern, wo es möglich ist, so im Kernort Mudau, mit Sanierungsmitteln. Wir geben die Möglichkeiten zur Außenbewirtung. Wir ziehen Gäste mit unseren touristischen Angeboten nach Mudau, gerne auch in Verbindung mit der Gastronomie. Wir bieten für die Vielzahl der Radtouristen Ladestationen und wir leiten die Gäste mit Wegweisern zu den Gastwirtschaften. Wir bieten Einheimischen wie Zuzüglern die Möglichkeit, sich anzusiedeln und hier zu leben und zu konsumieren. Aber wir können als Gemeinde nicht die Gastwirtschaften betreiben, die auch in Zukunft gebraucht werden.

Auch die Golfanlage ist ein Anziehungspunkt. Foto: Busch

Sorgen bereitete auch der Golf-Club, der in Schieflage geraten war.

Die Golfclubs abseits der Ballungszentren haben alle finanzielle Probleme. Wir wissen, welche Bedeutung der Golfplatz für die Gemeinde und die Region hat. Wir haben die kritischen Wochen hautnah miterlebt und die Insolvenzverwalterin eng begleitet und unterstützt. Deshalb freuen wir uns sehr, dass mit der Firma Tisatec ein erfahrenes Unternehmen einsteigt und in Mudau ins Thema Golfen und die Erweiterung des Angebotes investieren wird. Wir haben damit die Chance, noch mehr aus der wunderbar gelegenen Golfanlage zu machen – mit neuen Angeboten in Verbindung mit Golfen und darüber hinaus. Dafür braucht es neue Ideen. Wir helfen gerne mit.

Sie sind seit 2004 Bürgermeister. Wie zufrieden sind sie mit dem, was Sie bisher für Mudau erreicht haben und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich glaube, dass wir in den knapp 17 Jahren von dem, was wir uns vorgenommen haben, viel erreicht haben. Mudau ist bekannt als sehr attraktive Gemeinde zum Leben, Wohnen und Arbeiten mit vielen interessanten Angeboten in vielen Bereichen. Mudau ist als zentral gelegene Gemeinde im Odenwald auch ohne S-Bahnanschluss verkehrlich gut an alle umliegenden Mittelzentren angeschlossen und hat eine intakte Infrastruktur. Wir haushalten gut mit unseren Mitteln und investieren trotzdem jedes Jahr. Die Bürgerinnen und Bürger sehen, dass sich viel getan hat und vieles bewegt wird. Auch mit weniger Geld kann man mit Einfallsreichtum viel bewirken. Dafür sind wir bekannt. Wir trauen uns als Mudau vieles zu und setzen es um. Es gibt eine Menge Beispiele dafür. Für die Zukunft wünsche ich mir weiterhin dieses gute Miteinander in Mudau mit der Bevölkerung in allen Ortsteilen, mit unserem Gemeinderat und den Ortschaftsgremien. Das hat vieles möglich gemacht und wird auch in Zukunft gefragt sein.

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