Magdeburg-Polizeiruf lohnt sich auch ohne Todesopfer
Jeder hat was zu verbergen: Ein Heimkind verschwindet und bei der Kommissarin kommen ungute Erinnerungen hoch.

Von Heiko Schattauer
Magdeburg. Der neue Polizeiruf aus Magdeburg trägt einen einfachen Titel – "Ronny". Die Geschichte dahinter ist allerdings alles andere als simpel.
Was ist passiert? Der zehnjährige Ronny, der in einem Kinderheim lebt, wird vermisst. Am Abend seines Geburtstags verschwindet er – nach einem Besuch bei seiner leiblichen Mutter und einem (handgreiflichen) Streit mit deren Freund. Der ist aber nur einer der Verdächtigen, die Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) hart bearbeiten muss, um Antworten zu finden: Wo ist Ronny? Das Problem: Alle, mit denen es Brasch zu tun bekommt, scheinen etwas zu verbergen.
Worum geht es wirklich? Es geht um Wahrheit und Lüge, Beschuldigungen und Schuld – und die Schwierigkeit, sie jeweils zu erkennen. Und um Erlebnisse aus der Vergangenheit, die sich größtenteils nur erahnen lassen. Der Polizeiruf ist von Beginn an ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit jedem nicht zielführenden Gespräch wird es unwahrscheinlicher, den vermissten Jungen noch lebend zu finden. Naheliegende Motive scheiden schnell aus. Der Fall wird zunehmend undurchdringlicher. Das Rätselhafte erhält sich der Polizeiruf bis zum Schluss, ebenso wie die Frage nach dem "Warum".
von ARD Mediathek
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Wie schlagen sich die Ermittler? Mit der belastenden Suche nach Ronny kommt bei Doreen Brasch und ihrem Chef, Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler), eine schmerzhafte Erinnerung an einen ähnlichen Fall hoch, bei dem man seinerzeit falsch agierte und dadurch das Kind verlor. Die Angst, erneut nicht das Richtige zu tun, lässt die Ermittler nun aneinandergeraten. Ihr ausgeprägter Instinkt und ihre fast schon pathologische Beharrlichkeit helfen der sichtlich mitgenommenen Kommissarin aber am Ende doch weiter.
Was ist die Stärke dieser Folge? Während die Szenerie zum Gutteil düster und nebulös bleibt, wird die Geschichte der Einzelkämpferin Brasch ein wenig erhellt. Sie selbst lebte als Kind in einem Heim, doch mehr als eine Ahnung, was das mit ihr gemacht hat, vermittelt der Polizeiruf auch nicht. Diejenigen, die den kriminalen Sonderling besser verstehen wollen, werden so aber angefüttert. Extralob für ...
Von Heiko Schattauer
Magdeburg. Der neue Polizeiruf aus Magdeburg trägt einen einfachen Titel – "Ronny". Die Geschichte dahinter ist allerdings alles andere als simpel.
Was ist passiert? Der zehnjährige Ronny, der in einem Kinderheim lebt, wird vermisst. Am Abend seines Geburtstags verschwindet er – nach einem Besuch bei seiner leiblichen Mutter und einem (handgreiflichen) Streit mit deren Freund. Der ist aber nur einer der Verdächtigen, die Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) hart bearbeiten muss, um Antworten zu finden: Wo ist Ronny? Das Problem: Alle, mit denen es Brasch zu tun bekommt, scheinen etwas zu verbergen.
Worum geht es wirklich? Es geht um Wahrheit und Lüge, Beschuldigungen und Schuld – und die Schwierigkeit, sie jeweils zu erkennen. Und um Erlebnisse aus der Vergangenheit, die sich größtenteils nur erahnen lassen. Der Polizeiruf ist von Beginn an ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit jedem nicht zielführenden Gespräch wird es unwahrscheinlicher, den vermissten Jungen noch lebend zu finden. Naheliegende Motive scheiden schnell aus. Der Fall wird zunehmend undurchdringlicher. Das Rätselhafte erhält sich der Polizeiruf bis zum Schluss, ebenso wie die Frage nach dem "Warum".
von ARD Mediathek
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Wie schlagen sich die Ermittler? Mit der belastenden Suche nach Ronny kommt bei Doreen Brasch und ihrem Chef, Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler), eine schmerzhafte Erinnerung an einen ähnlichen Fall hoch, bei dem man seinerzeit falsch agierte und dadurch das Kind verlor. Die Angst, erneut nicht das Richtige zu tun, lässt die Ermittler nun aneinandergeraten. Ihr ausgeprägter Instinkt und ihre fast schon pathologische Beharrlichkeit helfen der sichtlich mitgenommenen Kommissarin aber am Ende doch weiter.
Was ist die Stärke dieser Folge? Während die Szenerie zum Gutteil düster und nebulös bleibt, wird die Geschichte der Einzelkämpferin Brasch ein wenig erhellt. Sie selbst lebte als Kind in einem Heim, doch mehr als eine Ahnung, was das mit ihr gemacht hat, vermittelt der Polizeiruf auch nicht. Diejenigen, die den kriminalen Sonderling besser verstehen wollen, werden so aber angefüttert. Extralob für Valentin Oppermann, der den Sohn der Heimleiterin spielt und der Figur beängstigende Züge verleiht. Auch in puncto Kameraeinstellungen ist "Ronny" anders, aber gut.
Was sind die Schwächen? Man muss schon wollen – leichte Kost ist der neue Polizeiruf nicht. Das ist allerdings auch nicht die Erwartung, die man an die Folgen aus Magdeburg knüpft. Allerdings erwarten die Macher etwas viel vom Zuschauer. Den lässt man mit offenen Fragen allein, (mögliche) Hintergründe bleiben nahezu unbeleuchtet. Dass derjenige, der am Ende doch ins Visier der Kommissarin gerät, den gefährlichsten Rucksack (aus der Vergangenheit?) mit sich herum trägt, wird dagegen schon ziemlich zeitig klar.
Und sonst? Der Polizeiruf kommt ohne Todesopfer aus. Das hat man am Sonntagabend ja auch nicht so oft.
Was kann man von diesem Polizeiruf fürs Leben lernen? "Hat nicht jeder von uns einen Dachschaden?", fragt ein Heimkind im Gespräch mit Kommissarin Brasch. Eine rhetorische Frage, oder?!
Sonntag, 20.15 Uhr, lohnt es sich einzuschalten? Ja – sofern man nicht auf jede Frage auch eine Antwort braucht.