So steht es um Polizei und Rettungskräfte in der Region Eberbach
Innenminister Thomas Strobl tauscht sich im Rahmen seiner Blaulichttermine über polizeirelevante Fragen aus - 2020 ist mit mehr Polizisten zu rechnen

Innenminister Thomas Strobl (2.v.l.) suchte in Eberbach den direkten Austausch mit Vertretern der Polizei und der Kommunen. Mit im Bild MdL Albrecht Schütte (l.), BM-Stellvertreter Wolfgang Kleeberger und Hauptamtsleiterin Anke Steck. Foto: jbd
Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Wie steht es um die personelle Ausstattung unserer Polizei? Mehrmals in dieser Gesprächsrunde musste sich der Minister dieser Frage in der einen oder anderen Form stellen. Und er tat es ausführlich. Im Rahmen seiner "Blaulichttermine" in der Region, bei denen Thomas Strobl am Freitag den unmittelbaren Austausch mit Sicherheits- und Rettungskräften suchte, kam der Stuttgarter Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration auch nach Eberbach und traf sich hier mit Vertretern aus Polizei und der im Zuständigkeitsbereich des hiesigen Polizeirevier gelegenen Kommunen. Mit dabei: Landtagsabgeordneter Albrecht Schütte.
Im Ratssaal willkommen geheißen wurde Thomas Strobl in Abwesenheit von Bürgermeister Peter Reichert, der mit einer Delegation in der Partnerstadt Thonon weilt, von dessen Stellvertreter Wolfgang Kleeberger. Strobl kam da schon von schräg gegenüber aus dem örtlichen Polizeirevier, wo er sich vorab mit den Spitzenleuten des Polizeipräsidiums Mannheim, Polizeipräsident Andreas Stenger und Leitender Polizeidirektor Dieter Hoffert, sowie den Revierleitern Gerd Lipponer (Eberbach), Ralf Schwindt (Neckargemünd) und Theo Härter (Sinsheim) unterredet hatte.
Kleeberger eröffnete mit seiner Begrüßung auch die Fragerunde und wollte wissen: Was ist dran an dem Eindruck einer in den letzten Wochen intensivierten Verkehrsüberwachung? Und vor dem Hintergrund aktueller Gewaltdelikte im Bahnhofsumfeld: Verfügt die Polizei hier über ausreichend Leute?
Der Schönbrunner Bürgermeister Jan Frey sprach die mangelhafte Funkabdeckung in seiner Gemeinde an, die unter anderem bei Brauchtumsveranstaltungen ohne polizeiliche Unterstützung an der Grenze des Machbaren agierenden Ehrenamtlichen, und er wünschte sich zur besseren Erreichbarkeit der im Kleinen Odenwald gelegenen Dörfer eine geländetaugliche Fahrzeugausstattung des Polizeireviers.
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Auch Freys Heddesbacher Amtskollege Hermann Roth beklagte die lückenhaften Netzabdeckungen im ländlichen Raum und hakte nach, ob die vom Minister hervorgehobene Ausbildung junger Polizisten überhaupt ausreiche, um die gleichzeitigen Altersabgänge zu kompensieren, ob die Polizei im Ländle also mit einem echten Personalzuwachs rechnen dürfe? Weitere Fragen stellten die Schönbrunner und Eberbacher Gemeinderätinnen Karin Koch und Bettina Greif sowie als Leitender Notarzt am örtlichen Krankenhaus Patrick Schottmüller.
Mit Bezug auf das schwere Busunglück 2018 ging es dem Mediziner darum, die besondere Wichtigkeit hervorzuheben, die im ländlichen Raum der eingeübten Zusammenarbeit zwischen Rettungs- und Polizeikräften zukommt und dem Vorhandensein einer Klinik vor Ort.
Ein Beispiel, an dem auch der Innenminister feststellen konnte: Ja, die Zusammenarbeit funktioniert, eine entsprechende Infrastruktur ist unabdingbar; und ja, der Investitionsbedarf im Bereich der Krankenhäuser im Lande ist gewaltig. Zur angestrebten Aufstockung des Polizeipersonals sagte Strobl, in der Ausbildung geeigneter junger Leute "sind wir mittendrin", was aber, weil es auch Kräfte binde, mit einer großen Kraftanstrengung einhergehe: "Wir sind jetzt am Maximum."
Mit einer in den Revieren spürbaren Entlastung ist ihm zufolge erst ab nächstem Jahr zu rechnen. "Zurzeit haben wir brutal viele Altersabgänge. Aber 2020 wird sich das umkehren und es gibt dann personell ein echtes Plus!" Apropos Ausbildung: Tatsächlich finden im Moment mehr Verkehrskontrollen statt, erfuhr Kleeberger, der Nachwuchs übt sich in der Praxis.
Die gegenwärtige Sicherheitslage in Baden-Württemberg bezeichnete Strobl objektiv aber als so gut, wie kaum woanders auf der Welt; auch seien hier noch nie so viele Straftaten aufgeklärt worden wie 2018. Auch technisch - Stichwort: Bodycams - sei die Polizei gut aufgestellt.
Hinsichtlich der lückenhaften Funkabdeckung erklärte der Minister die Politik für nicht zuständig: "Die Mobilfunkunternehmen erwirtschaften damit Milliarden!" Zur Wahrheit einer flächendeckenden Versorgung gehört laut Strobl allerdings auch dies: Je nach Topografie sei mit "doppelt bis zehn Mal so vielen Sendemasten" zu rechnen.