Ortsumfahrung Adelsheim

Eine historische Chance der Innenstadtentwicklung

Die Ortsumfahrung wurde am Samstag feierlich eingeweiht. Es ist der Abschluss des größten Straßenbauprojekts im Landkreis.

22.05.2022 UPDATE: 23.05.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden

Von Andreas Hanel

Adelsheim. Das symbolische Band ist durchschnitten, der Eckenbergtunnel mit dem Anschluss West verbunden – nun heißt es: außen herum statt mittendurch. Um 15.33 Uhr am Samstag fuhr das erste (zivile) Auto über die freigegebene Ortsumfahrung Adelsheim (B292). 50 Jahre nach den ersten Überlegungen und zahlreiche hartnäckige Besuche der Bauländer Initiative für Menschen (B.I.M.) bei politischen Entscheidungsträgern später ist die knapp 58 Millionen Euro teure Maßnahme nun fertiggestellt. Sie ist nicht nur ein Meilenstein in der Geschichte des Neckar-Odenwald-Kreises – ist es doch das bisher größte Straßenbauprojekt im Landkreis –, sondern auch eine zukunftsweisende Chance, um den Stadtkern Adelsheims attraktiver zu gestalten. Darüber waren sich sämtliche Redner einig, die am Samstag bei strahlendem Sonnenschein auf der Seckachtalbrücke zusammen mit zahlreichen Bürgern die Ortsumfahrung eröffneten. Die Zeremonie wurde musikalisch von der Stadt- und Feuerwehrkapelle umrahmt, die dann beim anschließenden Bürgerfest auf dem Gelände der WLC Würth-Logistik unter der Seckachtalbrücke ebenfalls für gute Stimmung sorgte.

"Dass hier so viele Leute anwesend sind, bietet einen würdigen und freudigen Rahmen", sagte Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, die die Staatssekretärin im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, Elke Zimmer, Bundestagsabgeordnete Nina Warken, Minister Peter Hauk, Landrat Dr. Achim Brötel, die Bürgermeister von Adelsheim und Osterburken, Wolfram Bernhardt und Jürgen Galm, sowie Vertreter aus den Gemeinderäten, der bauausführenden Firmen, der B.I.M. und der Adelsheimer Vereine begrüßte.

Applaus von den vielen Gästen gab es auch für die Musikerinnen und Musiker der Feuerwehr- und Stadtkapelle, die die Zeremonie musikalisch umrahmten. Fotos: Andreas Hanel

"Es ist ein neues Kapitel. Die Pläne sind Realität geworden", so Felder. Wobei das mit den guten Plänen so eine Sache sei, wenn sie auf die Wirklichkeit treffen. "Das ist schon manchmal ein Abenteuer", sagte die Regierungspräsidentin nicht zuletzt im Hinblick auf die schwierigen geologischen Verhältnisse am Damberg. "Doch es hat ja hier alles wunderbar geklappt", so Felder, die sich bei allen Beteiligten dafür bedankte. Die Ortsumfahrung sei "höchst notwendig", um vor allem den "wunderschönen Ortskern Adelsheims zu entlasten, damit sich nun das innerstädtische Leben neu entwickeln kann".

"Ich freue mich auf die Chance, die Adelsheim nun hat, nachdem viele Steine aus dem Weg geräumt werden mussten", sagte auch Staatssekretärin Elke Zimmer. Die Zeiten, in denen sich die Autos – auch Richtung Autobahn – durch die Ortsmitte durchgequält haben, seien vorbei. "Es ist eine gute Investition in den Landkreis und die Region."

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Dass die Eröffnung mit einem Bürgerfest gefeiert werde, zeige den Gemeinschaftsgeist in Adelsheim. "Sie packen es zusammen an, Sie sind auf einem guten Weg, gemeinsam zu entscheiden, wie die Stadt weiterentwickelt werden soll", so Zimmer, die im Besonderen den amtierenden Bürgermeistern und deren Vorgängern sowie den Mitarbeitern des Regierungspräsidiums, allen voran Projektleiter Arno Hofmann, dankte.

Diesem galt auch der ausdrückliche Dank des Landrats. Hofmann habe "mit einer bewundernswerten Unaufgeregtheit, dabei aber hochprofessionell und sehr effizient ein wahres Meisterwerk abgeliefert", lobte Brötel unter dem Applaus der Gäste. Beifall gab es auch für die B.I.M. mit Meinolf Stendebach und Werner Sabelhaus an der Spitze für ihre Hartnäckigkeit – oder besser: Penetranz, so der Landrat mit einem Augenzwinkern.

Die Eröffnung der Ortsumfahrung sei ein großer Tag für die Menschen im Neckar-Odenwald-Kreis und in der gesamten Region sowie im Besonderen in Adelsheim und Osterburken. Man habe beide Ortsumfahrungen stets als Einheit gesehen, so Brötel.

Nachdem das Eröffnungsband zerschnitten war, rollten am Samstagnachmittag die ersten Autos über die Ortsumgehung Adelsheim.

Und ab nun könnten vor allem die von Verkehrslärm und Abgasen geplagten Adelsheimer wieder aufatmen. "Bis zu 15.000 Fahrzeuge quälen sich bisher Tag für Tag durch die verhältnismäßig enge Marktstraße", berichtete der Landrat. Nun böten sich neue innerörtliche Entwicklungsperspektiven. "Das ist eine historische Chance, um ,Zukunft aus Tradition‘ zu gestalten."

Doch nicht nur für Adelsheim, sondern auch für den Landkreis sei die Ortsumfahrung eine "deutliche Verbesserung bei der großräumigen verkehrlichen Erschließung". Denn im ländlichen Raum bleibe auch weiterhin die Straße Verkehrsweg Nummer eins. Weshalb man auf entsprechende Unterstützung von Bund und Land angewiesen sei, so Brötel.

Dass Mobilität im ländlichen Raum Individualmobilität bedeute, betonte auch Minister Peter Hauk. Und diese Mobilität – gepaart mit besseren Umsteigemöglichkeiten an den Ballungsräumen – "brauchen wir". Nötig sei auch eine Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum, denn der Breitbandausbau werde weiteren Zuzug möglich machen. Für die Stadtentwicklung habe Adelsheim nun "eine echte Chance", sagte Hauk und warf den Blick nach vorne. Denn nun stehe die Ortsumfahrung Oberschefflenz an. "Auch dafür müssen wir kämpfen", so der Minister abschließend, bevor er – wie seine Vorredner – allseits gute und unfallfreie Fahrt wünschte.

Unfallfrei verlief anschließend das Durchschneiden des schwarz-rot-goldenen Eröffnungsbands, bevor Bürgermeister Bernhardt allen Beteiligten dankte und zum Bürgerfest einlud.

Dort sagte das Stadtoberhaupt gegenüber der RNZ: "Mit der Fertigstellung der Ortsumgehung bietet sich die historische Chance, die Adelsheimer Innenstadt so umzugestalten, dass man unterschiedlichen Nutzungsformen Raum gibt und so die Innenstadt zukunftsfähig und lebendig ausrichtet. Im Rahmen des Projekts ,Lebendiges Adelsheim‘ werden wir bereits im Juli mit Bürger-Workshops starten, um Konzepte für diese Umgestaltung zu erarbeiten."

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