"Schleichverkehr" erhitzt die Gemüter
Im Gemeinderat war die Hohberg-Umleitung ein bestimmendes Thema - Verkehrsschau zur Parksituation

Statt die ausgeschilderte Umleitung über die K 3939 nach Asbach und weiter über die L 590 und K 3942 nach Obrigheim zu nehmen, umfahren viele Autofahrer die gesperrte Strecke über den (kürzeren) Schleichweg durch Mörtelstein - sehr zum Ärger der Anwohner. Foto: Jörn Ludwig
Von Nadine Slaby
Obrigheim. Ihrem Ärger Luft machten einige Mörtelsteiner in der jüngsten Sitzung des Obrigheimer Gemeinderats. Die Fahrbahnsanierung am Hohberg und der dadurch entstandene "Schleichverkehr" durch Mörtelstein sorgen für die erhitzten Gemüter. Auch die Parksituation sei katastrophal. "Die Straßensituation verschlechtert sich, statt sich zu verbessern", so eine Anwohnerin. Auch seien Geschwindigkeitsübertretungen an der Tagesordnung, und man müsse sich beim Ein- und Ausparken aus Grundstücken nötigen und beschimpfen lassen.
Das Problem war kein neues für Bürgermeister Achim Walter. Er bedauerte, dass niemand vom Regierungspräsidium bei der Gemeinderatssitzung dabei war, um weitere Maßnahmen an der Baustelle Hohberg zu erläutern. Er selbst ging davon aus, dass sich die Situation in ein bis eineinhalb Wochen verbessere, da dann die linke Straßenseite sowie die zur Baustelle führenden Seitenstraßen, beispielsweise die Ausfahrt Obrigheim West, vollständig gesperrt würden. "Der Schleichweg über Mörtelstein funktioniert dann nicht mehr", so Walter. Hinzu komme, dass das Biomasseheizkraftwerk eine Revisionsphase habe, so dass auch der Zulieferverkehr entfalle.
Dies alles griff den Anwohnern zu kurz. Sie ärgerten sich auch darüber, dass sie vor ihren Häusern nicht halbseitig auf dem Gehweg parken dürfen. "Damit könnte man den Verkehr zusätzlich beruhigen", erklärte ein Anwohner. Da jedoch die vorgeschriebenen Durchgangsbreiten dann nicht mehr gegeben wären, ist dies rechtswidrig. "Mit der Aufhebung der Baustelle normalisiert sich der Verkehr wieder, die Parksituation bleibt jedoch", meinte Walter. "Die Straßensituation ist wie sie ist, daran kann ich nichts ändern." Man könne das halbseitige Parken in der Verkehrsschau vorschlagen, aber er habe da nicht viel Hoffnung. Dass diese zudem erst 2020 wieder stattfindet, brachte die Bürger zusätzlich auf. "Aufgrund von Personalmangel konnten wir beim Regierungspräsidium keinen früheren Termin bekommen", erklärte Walter. Eine schnelle Lösung, wie sie eine Anwohnerin wünschte, gibt es nicht.
Für den Ärger der Anwohner, die sich nach diesem ersten Tagesordnungspunkt geschlossen erhoben und den Saal verließen, hatten die Gemeinderäte durchaus Verständnis. "Es ist wirklich eine Zumutung", meinte Gemeinderat Friedrich Knapp (FW). Gemeinderat Ulrich Halder (FW) griff das Thema beim Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" noch einmal auf. Er regte an, aufgrund der schwierigen Lage alle zu einem Gespräch einzuladen. "Ich halte die Verkehrsschau für den richtigen Weg, die lange Zeit ist das Problem, meinte Jürgen Streib (CDU/BL), der bereits im Vorfeld Überlegungen zum Einbau von Schwellen angestellt hatte, um das zu schnelle Fahren zu unterbinden. Willi Horn (FW) wollte "belastbares Material" und regte an, Geschwindigkeitsmessgeräte aufzustellen, um genau sagen zu können, wie schnell wirklich gefahren wird. "Da sind wir dran", erklärte die Sachgebietsleiterin Ordnungsamt, Jessica Erhart.
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"Ich kann nichts gegen das Verkehrsrecht machen", argumentierte Bürgermeister Walter, warum die Gemeinde das halbseitige Parken nicht zulassen könne. Die Schwellen könne man selbstverständlich einbauen, diese brächten aber andere Nachteile, wie beispielsweise Lärm und eine Gefährdung für Fahrradfahrer mit sich, gab er zu bedenken. Zu einer abschließenden Lösung des Problems kam auch das Gremium nicht.
Einstimmig votierten die Räte im Folgenden für die Umnutzung von Lagerflächen zu Lager- und Sportflächen in einem Teilbereich der ehemaligen Gardinenfabrik. Mehrheitlich bei einer Enthaltung wurde die Übertragung der Bildung eines Gutachterausschusses sowie die Erfüllung dessen Aufgaben an die Stadt Mosbach beschlossen. "Wir müssen den Ausschuss auf professionelle Füße stellen", hatte Kämmerer Thorsten Sienholz zuvor mit Blick auf die Rechtssicherheit der Gutachten und der vorgeschriebenen Fallzahlen erklärt. Für die Gemeinde bedeutet dies Kosten in Höhe von jährlich 11.800 Euro. Für das Jahr 2020, in dem der Ausschuss seine Arbeit voraussichtlich erst zur Jahresmitte aufnimmt, wird nur die Hälfte veranschlagt.



