Kirchenchor löst sich nach 122 Jahren auf
Der Kirchenchor St. Bartholomäus Neunkirchen ist verstummt. Der letzte Auftritt war bei der Marienandacht.

Neunkirchen. (bx) Mit einer bewegenden Abschiedsrede verkündete Joachim Winkler, Vorstandsmitglied des Kirchengemeinderats St. Bartholomäus, vor Beginn der kirchenmusikalischen Marienandacht in der katholischen Kirche Neunkirchen das Ende einer über 120-jährigen Tradition: Der Kirchenchor hat seine Auflösung beschlossen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich auch der evangelische Kirchenchor aufgelöst.
Winkler nannte mehrere Gründe für diesen im Februar gefassten Beschluss, wobei wohl der Mangel an Nachwuchssängerinnen und -sängern letztendlich den finalen Schritt darstellte. Der Altersdurchschnitt der noch 16 Aktiven sei mittlerweile auf über 67 Jahre angestiegen. Außerdem hat sich der langjährige Dirigent Thomas Schmittenbecher im April in den Ruhestand zurückgezogen, und auch die Zeit der Pandemie trug ein Übriges zu dem einschneidenden Schritt bei.
Daneben benannte Joachim Winkler gesellschaftliche Entwicklungen, wie den immer mehr um sich greifende Widerwillen, sich in gemeinschaftsdienlichen Projekten zu engagieren, als eine Ursache für den derzeitigen gesellschaftlichen Zustand. Daneben prangerte er die überbordende Bürokratie an, die es mit immer unsinnigeren Vorgaben zunehmend schwieriger mache, Personen zu finden, die bereit sind, in Vereinen Verantwortung zu übernehmen.
Als lobenswerte Gegenbeispiele führte er Gabi Mayerhöfer-Hotz, Heide Kunzmann und Marianne Göhrig an, die seit vielen Jahren immer wieder Organisationsarbeiten übernahmen. In seinen Dank um die Arbeit für den Chor schloss er den langjährigen Vorsitzenden Leo Wirth und die aktuelle Vorsitzende Gertrud König ein, und auch das Engagement von Dr. Hubert Kopecek und Thomas Schmittenbecher würdigte er.
Für die engagierte Seniorenarbeit lobte Winkler Irmgard Wirth und Sieglinde Senner sowie auch die Arbeit des Pfarrgemeinderats mit Martin Falk an der Spitze. Auch Pfarrer Josef Dorbath und seine Vorgänger bezog er in seinen Dank ein. Nach einem weiteren Dank an Ralf Spohrer und Uli Winkler als Gastsänger und die Solosopranistin Linda Kraft intonierte der Kirchenchor "Tota pulchra es Maria".
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Danach leitete Pfarrer Dorbath mit der liturgischen Eröffnung und einem geistlichen Wort über das Mutterbild von Maria den Gottesdienst ein. Eingebettet zwischen "Mit dir, Maria, singen wir" und das von Linda Kraft solo vorgetragene "Ave Maria" verlas er einen Marientext, dem sich der Text "Marienlied", eingeleitet von "Glauben können wie du" anschloss, das der Kirchenchor intonierte.
Das Lied "Regina Caeli", wiederum als Sopransolo mit der Klavierbegleitung von Thomas Schnittenbecher, leitete über zu einer Lesung, bei der Pfarrer Dorbath Gedanken um das Wort "lassen" interpretierte und nach einem kurzen Gedenken zum Aussetzungslied "Ave verum corpus natus" zu einem Wechselgebet zwischen dem Geistlichen und der Gemeinde überleitete.
"Tantum ergo sacramentum" als Versikel leitete über zur Oration, ehe ein eucharistischer Segen in das abschließende "Regina caeli laetare" überging, bei dem der Kirchenchor letztmalig sein Können beweisen konnte. Mit einem gemeinsamen Orgelspiel zum Auszug schloss der Gottesdienst, und ein gemeinsamer Stehempfang vor der Kirche beendete offiziell die lange Zeit des musikalischen Wirkens des Cäclienchors Neunkirchen.