Neckarzimmern

Das alte Gipswerk soll "recycelt" werden

In Neckarzimmern tut sich nicht nur an der B27 was: Die Unternehmensgruppe Rewied will das alte Gipswerk neu gestalten

04.06.2020 UPDATE: 05.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden
Ein „imposantes Gebäude“ sieht die Ilsfelder Unternehmensgruppe Rewied im alten Gipswerk Neckarzimmern. Das über 100 Jahre alte Bauwerk soll eine neue Nutzung erfahren, nachdem die Gipsproduktion bereits 2016 eingestellt worden war. Foto: Heiko Schattauer

Von Heiko Schattauer

Neckarzimmern/Ilsfeld. Mehr als 100 Jahre hat man zwischen Neckar und Weinbergen in Neckarzimmern Gips produziert. 2016 war dann Schluss im Gipswerk, seither fragt sich nicht nur so mancher Bahn- oder Autopendler, was aus der verwaisten, aber irgendwie auch beeindruckenden Industriebrache wohl werden wird. Die gute Nachricht gleich vorweg: Das prägende Gebäude, dessen Ursprünge in der Zeit des Ersten Weltkriegs liegen, wird wohl erhalten bleiben. Die Ilsfelder Unternehmensgruppe "Rewied", nach eigenem Bekunden spezialisiert auf Flächenrecycling, hat das Gebäudeensemble übernommen und will es wiederbeleben.

Bereits im Frühjahr 2017 hat Rewied die Liegenschaft von Casea/Remondis übernommen. "Das imposante Gebäude des Gipswerks Neckarzimmern ist als Landmarker und Wahrzeichen bekannt. Aufgrund der interessanten Architektur wurde es von uns mit der Intention der Erhaltung und Wiederbelebung erworben", erklärt Markus Weber aus der Vertragswesenabteilung des im schwäbischen Ilsfeld ansässigen Unternehmens. "Unser Unternehmen befasst sich mit Flächenrecycling. Unser Ziel ist es, an brachliegenden Arealen oder verwahrlosten Industrieflächen, die scheinbar ihren Nutzen verloren haben, mithilfe von neuen Nutzungskonzepten und Ideen neues Potenzial zu schöpfen."

Zwischen Bahnlinie und B27 in Neckarzimmern sieht man derlei Potenzial, Raum für neue Ideen und Nutzungskonzepte. In Verbindung mit der hoch frequentierten Bundesstraße sowie der nur 300 Meter entfernten S-Bahn-Station bilde das Areal "eine interessante Basis für uns als Projektentwickler", führt Weber auf RNZ-Nachfrage weiter aus.

Die Überlegungen der kreativen "Recycler" aus Ilsfeld für eine neue Nutzung und Gestaltung der Liegenschaft skizziert Weber ebenfalls: So sei unter anderem vorgesehen, die oberen Stockwerke der Gebäude mit einer "erhellenden Glasfront" für Gastronomie sowie Eventräume aufzuwerten. Und auch für die Bereiche weiter unten gibt es inzwischen Pläne: "Für die Straßenebene sind wir in Gesprächen mit Investoren sowie Betreibern über die Möglichkeit einer Tankstelle inklusive Waschanlage. Auch ein integrierter kleiner Nahversorger kommt hier in Betracht", führt der Rewied-Verantwortliche aus.

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Aufgrund der Größe des Areals – rund 9.500 Quadratmeter – sieht man ausreichend Platz für (überaus verkehrsgünstig gelegene) Parkplätze. Eine mögliche Wohnnutzung sei derzeit noch in Überprüfung.

Webers Ausführungen, wonach man für eine "bedarfsgerechte Projektentwicklung" in regem Kontakt mit der Gemeinde stehe, bestätigt Neckarzimmerns Bürgermeister Christian Stuber im Gespräch mit der RNZ. "Es ist überaus erfreulich, dass Rewied schon sehr zeitig das Gespräch gesucht hat", erklärt Stuber. Im Rahmen dieses Austauschs seien dann in der Folge auch die Vorschläge von Verwaltungsseite für die Berücksichtigung einer Nahversorgungsoption in die Planungen eingeflossen. Der Bürgermeister sieht Verwaltung und Gemeinde "gut eingebunden" in eine neue Entwicklung des alten Gebäudes. "Ich sehe hier auf jeden Fall ein ernsthaftes Bestreben, etwas Vernünftiges umzusetzen", befindet Stuber.

Wann das ernsthafte Bestreben zu sichtbaren Ergebnissen führt, ist noch nicht definitiv absehbar. Eine Bauvoranfrage gibt es noch nicht, Rewied-Mann Markus Weber nennt für die Wiederbelebung des alten Gipswerks ein Zeitfenster von zwei Jahren. Gearbeitet wurde unterdessen zuletzt sehr wohl unübersehbar am Gebäudekomplex, allerdings ausschließlich ab- statt auf- oder umbauend. "Abgebrochen wurden die Verladehalle, der Produktionsturm, Silos und die dazugehörenden Gebäudeteile, da diese spezifisch für das Gipswerk waren und sich keine andere Nutzung anbot", verdeutlicht Weber, was zuletzt viel Staub aufgewirbelt und die Aufmerksamkeit des passierenden Pendlers auf das alte Gemäuers (das offenbar nicht unter Denkmalschutz steht) gelenkt hat.

Rund vier Millionen Euro will Rewied eigenen Angaben zufolge in Neckarzimmern in das "Recycling" des alten Gipswerks investieren. Aufgrund der Corona-Pandemie sei der Fortschritt der Entwicklung/Planung derzeit "leider verzögert", führt Markus Weber aus. Den Zeitplan der Wiederbelebung will man dennoch weiter verfolgen. Dem Unternehmensansatz "brach liegende Grundstücke unter die Lupe nehmen und versteckte Potenziale sichtbar machen" folgend, soll in Neckarzimmern schließlich ein neues Referenzobjekt der Recycling-Spezialisten entstehen.

Sobald die B 27 fertig erneuert ist, werden die vielen Autopendler auf der Verbindung Mosbach-Heilbronn die weitere Entwicklung verfolgen können. Ein bisschen Geduld darf oder muss man bei der Neuausrichtung eines über 100 Jahre alten Gebäudes ja durchaus haben.

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