Neckarelzer Tempelhaus

Der Johannes sollte nicht mehr lange im Regen stehen

Der Förderverein und die Schenzinger-Stiftung sponserten die 40.000 Euro teure Sanierung der vier barocken Statuen vor dem Tempelhaus.

05.08.2021 UPDATE: 10.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Zwischen zwei der vier frisch sanierten Statuen vor dem Neckarelzer Tempelhaus stellten sich Architekt Axel Huber, Pfarrgemeinderatsvorsitzender Manfred Bopp, Fördervereinsvorsitzender Horst Uhl, Pfarrer Stefan Rencsik sowie Anne und Alexander Ganter von der Schenzinger-Stiftung (v. l.) auf. Gemeinsam gelang die Sanierung der stark verwitterten Barockfiguren. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Neckarelz. Das Neckarelzer Tempelhaus zählt zu den außergewöhnlichen historischen Bauwerken der Region. Im Laufe der Jahrhunderte diente das Gebäude als Burg und Adelswohnsitz, Zehntscheune und Kirche. Nun wurden vier barocke Sandsteinfiguren saniert, die den Besucher am Ende der kleinen Brücke über den Burggraben begrüßen. Bei einem Vor-Ort-Termin konnten sich dieser Tage alle Beteiligten von der gelungenen Renovierung durch den Neudenauer Steinmetz- und Steinbildhauermeister Bernd Siegel überzeugen.

Dass das Projekt mit 40.000 Euro Kosten auch finanziell eine Punktlandung blieb, darüber freute sich Architekt Axel Huber, der in Absprache mit dem Landesdenkmalamt die Arbeiten koordinierte. Pfarrer Dr. Stefan Rencsik und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Manfred Bopp bedankten sich zudem bei Horst Uhl, dem Vorsitzenden des Tempelhaus-Fördervereins, sowie bei Anne und Dr. Alexander Ganter, die die Obrigheimer "Franz und Gertrud Schenzinger Stiftung" vertraten. Beide Institutionen beteiligten sich an den Kosten.

Am Anfang erschrak der Restaurator über den tatsächlichen Zustand der vier "Patienten". Denn die leicht überlebensgroßen Sandsteinfiguren von Maria und Josef, Georg und Johannes zeigten dem Experten im Nahblick ein "deutlich schlechteres Schadensbild als zunächst angenommen". Risse überzogen die Figuren von Kopf bis Fuß. Deshalb musste Bernd Siegel von seinem ursprünglichen Plan abrücken, die Statuen vom Sockel zu heben und in der Werkstatt zu restaurieren. Die vier hätten diese Reise vielleicht nicht "überlebt". Stattdessen bot sich als Plan B eine Sanierung vor Ort an.

Im August des vergangenen Jahres errichtete Ralf Roth vom gleichnamigen Reichenbucher Maler- und Stuckateurbetrieb wetterfeste Umhüllungen für die vier Statuen bis hin zum Sockel. Unter den Planen ging der Restaurator ans Werk. Nach einer Grundreinigung verfüllte Siegel alle Risse und verschloss die Oberfläche wieder. Auch farblich passte er die Statuen an. Allerdings blieb der "Rechtsaußen" in seiner rötlichen Sandsteinkoloratur, die ihn von den anderen dreien aus hellbraunem Sandstein auf den ersten Blick abhebt. Dummerweise sei der rote Sandstein der deutlich aggressiver werdenden Verwitterung nicht so gut gewachsen, betonte Axel Huber. "Der Johannes muss nach vier bis fünf Jahren in einen Raum, sonst kann man ihn nicht retten", wurde Pfarrer Rencsik deutlich. Als Notlösung werde er wohl erst einmal ins Tempelhaus umziehen.

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Doch Horst Uhl und seine Förderkreis-Aktiven sind schon seit einiger Zeit daran, ein Tempelhaus-Museum auf den Weg zu bringen. Da wäre die Statue am besten aufgehoben. Dass der rechte Arm mit Lanze ab ist und dies auch so bleibe, sei nach derzeitigen Restauratoren-Gepflogenheiten üblich. Da habe es Priorität, den Istzustand zu erhalten.

Bliebe nur noch die Frage offen, woher die Statuen überhaupt kamen. Nach der Renovierung entdeckte Horst Uhl an einer Inschrift die nun wieder lesbare Zahl 1746. Bislang war er davon ausgegangen, dass die Gruppe 1752 auf dem Vorplatz des Tempelhauses aufgestellt wurde. Die 1737 durch den Würzburger Bischof wieder "neugegründete" Tempelhaus-Kirche erhielt vermutlich vom Landesherrn als Besitzer der Immobilie dieses dekorative Quartett als Geschenk. Die Figuren stammen wahrscheinlich aus der Mannheimer Werkstatt von Franz Wilhelm Raballiati, seines Zeichens Architekt und Hofbaumeister von Kurfürst Karl Theodor. Raballiati hatte auch einen Entwurf für einen neuen Zwiebelturm-Aufsatz fürs Tempelhaus-Treppenhaus geschaffen; der wurde allerdings nie in der Form realisiert. Auch als Bildhauer wirkte der italienisch-deutsche Architekt.

Ort des Geschehens

Dass die Maria als "neue Eva" die Schlange mit dem verführerischen Apfel im Maul mit bloßem Fuß zerdrückt, auf dieses spannende Detail verwies Pfarrer Rencsik. Damit wäre auch die Frage "Drache oder Schlange?" geklärt.

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