Neckar-Odenwald-Kreis

"Weißer Ring" klärt Senioren mit Broschüre und Video auf

Sicherheit am "Tag der Kriminalitätsopfer" im Blick - Mitarbeiter am Freitag telefonisch erreichbar

21.03.2019 UPDATE: 22.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Nachdem der altbekannte "Enkeltrick" immer weniger zieht, versuchen Kriminelle in letzter Zeit vermehrt, durch Anrufe als angebliche Polizisten an die Ersparnisse älterer Menschen heranzukommen. Symbolfoto: Getty Images

Neckar-Odenwald-Kreis. (pm) "Ohne Furcht im Alter" - unter diesem Motto begeht der Weiße Ring den "Tag der Kriminalitätsopfer" am Freitag. An dem bundesweiten Aktionstag, den die Opferhilfeorganisation 1991 ins Leben gerufen hat, steht 2019 die Sicherheit der älteren Generation im Mittelpunkt.

"Prinzipiell kann jeder Opfer von Täuschung und Betrug werden", sagt Hugo Brenner, Außenstellenleiter des Weißen Rings in Mosbach. "Doch gerade im Bereich der Vermögensdelikte gibt es besonders hohe Gefährdungspotenziale im Alter. Dabei wählen Kriminelle gezielt ältere Menschen als potenzielle Opfer aus, weil sie dort besonders günstige Tatbedingungen vermuten."

Studien belegen: Senioren in Deutschland verfügen nach der Erwerbsphase nicht selten über beträchtliche Vermögenswerte - das lockt Täter an. Zudem gehen Kriminelle davon aus, dass ältere Menschen aufgrund fehlender wirksamer Abwehr- und Präventionsmechanismen besonders leicht zum Opfer werden können.

Darüber hinaus vermuten Straftäter nach Erkenntnissen der Behörden, dass das Risiko, bei der Abzocke alter Menschen erwischt zu werden, geringer ist als in anderen Betrugsfällen. Denn wer im Alter etwa Opfer von Trickbetrügern wird, steht oftmals vor einer hohen Hürde: der eigenen Scham, auf einen Betrüger hereingefallen zu sein.

Diese Faktoren haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Kriminelle beispielsweise mittels auf Telefonbetrug spezialisierten Callcentern in der Türkei hochprofessionelle Strukturen aufgebaut haben und sich zunehmend perfiderer Maschen bedienen. Verwandte in Not, Polizisten, Gerichtsvollzieher, Mitarbeiter von Stadtwerken - die Rollen, in die Betrüger und Diebe dafür schlüpfen, sind vielfältig.

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Hintergrund

Der Weiße Ring wurde 1976 in Mainz als "Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten" gegründet. Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von

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Der Weiße Ring wurde 1976 in Mainz als "Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten" gegründet. Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von mehr als 3000 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelfern in bundesweit mehr als 400 Außenstellen, eine davon in Mosbach. Der Weiße Ring hat mehr als 100.000 Förderer und ist in 18 Landesverbände gegliedert. Er ist ein sachkundiger und anerkannter Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen. Der Weiße Ring erhält keinerlei staatliche Mittel.

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Die Täter offenbaren dabei einen verblüffenden Ideenreichtum. Sie lassen sich regelmäßig neue Maschen einfallen. Gemein ist den Betrugs- oder Trickdiebstahlmustern, dass sie das Vertrauen betagter Bürger in staatliche Institutionen ausnutzen. Oder ihre Hilfsbereitschaft gegenüber vermeintlichen Verwandten und Bekannten in fingierten Notlagen.

Allein mit dem "Enkeltrick", den es bereits seit zwei Jahrzehnten gibt, ergaunern Betrüger jährlich mehrere Millionen Euro. In den letzten Monaten ist es zu einer regelrechten Welle von Anrufen falscher Polizisten gekommen. Die Täter erbeuteten dabei Gold, Schmuck und Bargeld. Bundesweit könnten falsche Polizisten 2018 nach Schätzungen einen Gesamtschaden von gut 100 Millionen Euro verursacht haben.

"Gegen diese Maschen hilft nur ein hohes Maß an Aufklärung und effektiver Präventionsarbeit", betont Hugo Brenner. "Mit der Arbeit unserer Ehrenamtlichen und den vereinseigenen Publikationen, mit denen wir uns gezielt an Senioren wenden, wollen wir sie auf diese Gefahren aufmerksam machen. Andererseits möchten wir älteren Menschen auf diesem Weg auch das Gefühl vermitteln, dass sie keinesfalls automatisch leichtere Beute für Kriminelle sind als der jüngere Teil der Bevölkerung. Das tun wir, indem wir ihnen Handreichungen für kluges und couragiertes Verhalten mitgeben", erläutert der Mosbacher Außenstellenleiter.

Pünktlich zum Tag der Kriminalitätsopfer 2019 hat die Opferhilfeorganisation eine neue Broschüre mit einer Vielzahl an Präventionstipps aufgelegt. In dem eigens Kurzfilm "Falscher Polizist", der auf der Internetseite des Vereins unter www.weisser-ring.de zu finden ist, wird diese besonders aktuelle Betrugsmasche anschaulich dargestellt. "Ohne Furcht im Alter" ist zudem der Arbeitsschwerpunkt des Weißen Rings in der Prävention für das komplette Jahr.

Ort des Geschehens

"Unsere sechs ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelfer werden am 22. März unter der Telefonnummer 06261/7336 erreichbar sein, um auf das wichtige Thema Seniorensicherheit aufmerksam zu machen und über Möglichkeiten der Prävention zu informieren", erläutert Brenner. Thematisiert werden am Tag der Kriminalitätsopfer darüber hinaus auch die Hilfen, die Deutschlands größte Hilfsorganisation für alle anderen Opfer von Kriminalität vor Ort im gesamten Neckar-Odenwald-Kreis leisten kann.

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