Neckar-Odenwald-Kreis

"Waldsterben" der 1980er-Jahre ist beerdigt

Forstamt ist mit Zustand der Wälder (noch) zufrieden - Waldzustandsbericht gibt aber keine Entwarnung

07.11.2017 UPDATE: 08.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Der Wald strahlt in seinen schönsten Farben. Damit er im Neckar-Odenwald-Kreis auch weiterhin gesund bleibt, müssen Waldbesitzer und Förster schon jetzt einige Maßnahmen ergreifen. Die Zauberformel lautet dabei "klimastabile Mischwälder". Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Schockierende Bilder wie in den 1980er-Jahren sind es nicht (mehr). Aber das Gesamtbild, das der Waldzustandsbericht Baden-Württemberg kürzlich geliefert hat, gibt keinen Grund zur Entwarnung. "Ich bin mit dem Zustand der Wälder im Neckar-Odenwald-Kreis noch zufrieden", sagt Dietmar Hellmann, Leiter des Fachdienstes Forst im Landratsamt. Aber: Die Förster und Waldbesitzer in der Region müssen bereits Schäden reparieren und an einigen Stellen dem Klimawandel geeignete Maßnahmen entgegensetzen.

Dass man den Begriff "Waldsterben" aus den 80ern beerdigt habe, darüber ist Hellmann froh. Gleichwohl gebe es einiges zu tun. Der Feind des Waldes sei heute nicht mehr der Schwefel. Aber Stickoxide aus Verkehr und Landwirtschaft belasten erst die Luft und dann die Böden, der Klimawandel sorgt für neue Lebensbedingungen auch in heimischen Wäldern. "Wir stoßen noch immer viel zu viel CO2 in die Luft und heizen den Klimawandel damit weiter an. Und wir haben immer noch die Schäden in den Böden aus den 80er-Jahren", sagt Hellmann. Etwa ein Viertel der Blätter und Nadeln in den Baumkronen fehlen. "Das ist nicht wenig." Aus dem großen Waldsterben vor rund drei Jahrzehnten hat man bei den Forstämtern auch methodisch gelernt, seitdem wird eine so genannte Waldzustandsinventur erhoben. Aus dieser erstellt dann die Landesregierung den Waldzustandsbericht.

"Der Zustand der Wälder in Baden-Württemberg hat sich insgesamt weiter verbessert", bilanziert darin für dieses Jahr Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. "Mit dem Konzept einer naturnahen Waldwirtschaft, das auf klimaangepasste Mischwälder setzt, stärken wir die Stabilität unserer Waldbestände nachhaltig." Die richtige Mischung für den gesunden Mischwald versuchen auch die Förster im Landkreis zu finden. Bei der Eiche sieht Hellmann geringe bis mittlere Schäden. Bei Buche, Fichte, Tanne und Kiefer sei man "im grünen Bereich", wobei die Bestände der wirtschaftlich interessanten Fichten besonders im Südosten des Kreises deutlich zurückgegangen sind. Die trockenen Jahre 2003 und 2015 haben den Bäumen zugesetzt. Im Boden konnte einfach nicht genug Wasser gespeichert werden - und der Borkenkäfer tat sein Übriges. "Ersetzt werden diese Fichten dann mit Douglasien", erklärt Hellmann. Die kämen besser mit den veränderten Bedingungen im Wald zurecht. "Auf den Klimawandel haben wir Forstleute nur wenig Einfluss, aber im Wald können wir mit gezielten Maßnahmen darauf reagieren", meint der Fachdienstleiter.

Übrigens ist auch im Neckar-Odenwald-Kreis das Eschensterben zu beobachten, auch wenn es weniger wahrgenommen wird. "Sie wird nicht ganz verschwinden", meint Hellmann. Vieles in den NOK-Wäldern musste aber abgeholzt werden. Zu groß waren die Schäden, die das "Falsche Stängelbecherchen" , ein aus Asien eingeschleppter Pilz, den Eschen zugefügt hat. Allein im Kleinen Odenwald musste eine Fläche von etwa 15 Hektar "geräumt" werden. Die wird jetzt mit Douglasien und Eichen bepflanzt. "Das wird auch zu einem wirtschaftlichen Problem", sagt Hellmann. Die Räumung sei zwar - wenn es gut läuft - kostenneutral, eine Neubepflanzung aber sehr teuer. Hellmann: "Dem Eschensterben steht man aber einfach machtlos gegenüber." Zum Glück habe die Esche im Landkreis nicht eine solch große Bedeutung. "Wenn das die Buche wäre, wäre es eine Katastrophe", so der Forst-Fachmann.

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Eine zweite Maßnahme, zu der Hellmann allen Waldbesitzern dringend rät, ist die Waldkalkung. "Durch Luftschadstoffe versauern die Böden, dadurch können die Bäume weniger Nährstoffe aufnehmen. Kalk neutralisiert diese Säuren", erläutert Hellmann das Verfahren. "Ich befürworte es, aber es ist sehr teuer." Es können Kosten von bis zu 400 Euro plus Mehrwertsteuer pro Hektar anfallen. Das Land und die EU übernehmen zwar 90 Prozent der Kosten. "Aber für eine Gemeinde wie Neunkirchen kann das schon mal den Gewinn eines ganzen Jahres aus dem Wald ausmachen", berichtet Dietmar Hellmann.

Er und die Waldbesitzer im Landkreis wollen aber weiter daran arbeiten, den Wald zu erhalten. "Unser Wald ist wunderschön und tut uns allen gut. Und mit Blick auf die Weltklimaschutzkonferenz in Bonn kann jeder seinen Teil dazu beitragen: Ein bewusster Umgang mit Energie dient der eigenen Gesundheit und auch der der Wälder", so Hellmann.

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