Neckar-Odenwald-Kreis

Die Ernte war für Agroa besser als befürchtet

Minister Peter Hauk besuchte den Standort zu einem Erntegespräch. Es war ein wertvoller Austausch vor Ort.

20.08.2025 UPDATE: 20.08.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 50 Sekunden
Standortleiter Manuel Berner, Vorstand Florian Gänsbauer, Michael Wirth aus der Agrar-Sparte und Silomeister Michael Scheuermann (v. l.) begrüßten Minister Peter Hauk (Mitte) am Montag am Agroa-Standort in Buchen. Foto: Rüdiger Busch

Von Rüdiger Busch

Neckar-Odenwald-Kreis. "Wir haben mit einem deutlich schlechteren Ergebnis gerechnet", sagte Standortleiter Manuel Berner am Montag zu Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Insgesamt sei die Getreideernte in der Region noch zufriedenstellend ausgefallen.

Der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz informierte sich bei seinem Besuch des Agrarstandorts der Raiffeisengenossenschaft Agroa in der Eberstadter Straße in Buchen aber nicht nur über die gerade abgeschlossene Getreideernte, sondern auch über den Strukturwandel in der Landwirtschaft und im Agrarhandel und die einhergehenden Herausforderungen. Als Gesprächspartner standen Hauk neben Standortleiter Berner und dessen Mitarbeitern Dominik Roos und Michael Scheuermann auch Agroa-Vorstand Florian Gänsbauer und Michael Wirth aus der Agrar-Sparte der Genossenschaft zur Verfügung.

Bei einem Rundgang stellte Berner zunächst den 2017 in Betrieb genommenen Standort vor, der für die Getreideannahme ideale Bedingungen bietet. "Wenn die Bauern zufrieden sind, sind wir es auch", brachte es Berner auf den Punkt. Lange Wartezeiten für die Landwirte, wie sie am alten Standort in der Eisenbahnstraße in Erntezeiten üblich gewesen seien, gebe es heute dank optimierter Abläufe kaum noch. Neben sieben kleineren Silos (Fassungsvermögen: rund 650 Tonnen Weizen) verfügt der Standort über fünf größere (Fassungsvermögen: rund 1500 Tonnen Weizen) und ausreichend Lagerflächen sowie viel Platz und eine gute Verkehrsanbindung. Angesichts der immer größer werdenden landwirtschaftlichen Fahrzeuge sei vor allem auch der Platzfaktor nicht zu unterschätzen. "Manche Fahrzeuge von heute hätten unseren alten Standort gar nicht anfahren können", weiß Silomeister Michael Scheuermann.

Mit prüfendem Blick inspizierte Minister Peter Hauk die von Silomeister Michael Scheuermann präsentierte Probe der Weizenernte.

Aber nicht nur die Rahmenbedingungen passen, sondern auch die Ernte 2025. Die dreiwöchige Regenphase mitten in der Hochphase habe bei den Landwirten, aber auch bei den Agrarhändlern schlimmste Befürchtungen geweckt. Denn: Wird reifes Getreide nicht rechtzeitig gedroschen, weil es zu nass ist, beginnt es zu keimen – und verliert damit an Qualität und Backfähigkeit. Doch zum Glück kam es nicht so schlimm wie befürchtet: "Zumindest bei uns in der Region passt die Qualität", sagte Berner. Nur rund 20 Prozent des Weizens müssen als Tierfutter genutzt werden, der Rest kann für die Nahrungsproduktion genutzt werden. "Zwei, drei Tage Regenpause tun uns in der stressigen Erntezeit durchaus mal gut", betonte Scheuermann. Drei Wochen aber nicht.

Auch interessant
Neckar-Odenwald-Kreis: Weizenernte läuft nach fast 3 Wochen Regenwetter auf Hochtouren
Eppingen/Kraichgau: Agroa zieht Bilanz – Solide Zahlen trotz schwieriger Agrarmärkte
Agroa-Silo-Abriss: Buchens Raiffeisenmarkt bleibt länger geschlossen

Minister Hauk interessierte sich auch für die unterschiedlichen Vermarktungsmöglichkeiten. Während manche Landwirte Vorverträge abgeschlossen hätten, würden andere ihr Getreide einlagern – in der Hoffnung auf steigende Preise. Die Agroa vermarktet die Ernte der Landwirte größtenteils in einem Radius von 80 bis 100 Kilometern. Im Gegensatz zu anderen Regionen gibt es zwischen Bauland und Odenwald noch ausreichend Getreideerfassungen. "Die Landwirte haben hier bei uns erfreulich kurze Wege", sagte Manuel Berner.

Beeindruckend waren die Erfassungsmengen der Genossenschaft, die Vorstand Florian Gänsbauer präsentierte: An den 20 Standorten wurden im laufenden Jahr 162.000 Tonnen Getreide angenommen, darunter 79.000 Tonnen Weizen, 37.000 Tonnen Sommer-Braugerste, 11.000 Tonnen Winter-Braugerste, 8000 Tonnen Futtergerste, 17.000 Tonnen Raps und 5000 Tonnen Dinkel. Am Standort Buchen waren es 8762 Tonnen, die sich wie folgt aufteilen: 3658 Tonnen Weizen, 1320 Tonnen Sommer-Braugerste, 1273 Tonnen Dinkel und 1201 Tonnen Raps.

Dass der Dinkel-Anbau weiter auf dem Vormarsch ist, darüber informierte Michael Wirth. "Das Getreide passt gut in die Region und auf die hiesigen Böden", zeigte der Fachmann auf. Nicht umsonst sei das Bauland neben der Schwäbischen Alb das Hauptanbaugebiet der Getreidesorte.

Minister Hauk zeigte sich in der Gesprächsrunde beeindruckt von der Arbeit der Agroa, hatte aber zugleich ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter vor Ort. Ein Problem, das nicht nur die Getreideerfassung, sondern auch Bäckereien und Mühlen betrifft: die Bekämpfung von Schadnagern wie Mäuse oder Ratten. Hier sorgt das angekündigte Verbot der befallsunabhängigen Dauerbeköderung für Kopfzerbrechen bei den Verantwortlichen.

Ein weiteres Aufregerthema: die überbordende Bürokratie. Es sei aber nicht damit getan, einfach Vorschriften abzuschaffen, denn viele Vorgaben seien sinnvoll, erklärte Hauk. Deshalb müsse jeder Fall einzeln geprüft werden. So geschehen beim Förderungsantrag Fakt, wo das Land nun den Vorantrag abschaffe und die Landwirte damit entlaste. "Der Impuls dazu kam bei einem Gespräch mit Landwirten vor Ort", sagte Hauk. Auch deshalb lohne sich ein solcher Austausch wie das Erntegespräch in Buchen immer.

Ganz nebenbei erfuhr der Minister auch, was die Mitarbeiter der Getreideerfassung eigentlich nach der Ernte so machen: "Wir haben den Rest des Jahres auch gut zu tun", verdeutlichte Manuel Berner lächelnd. Nach der Getreideernte beginnt die Obstannahme, die sich bis November hinzieht. Parallel läuft der Verkauf von Saatgut und Futtermitteln. Und im Januar, Februar, wenn wirklich wenig los ist, bauen die Mitarbeiter Urlaub und Überstunden ab. "Und ab März geht es mit der Annahme schon wieder los", erklärte Berner.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.