Die Banken werden immer digitaler
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft genossenschaftlicher Bankleiter zwischen Neckar und Tauber informierten über jüngste Entwicklungen.

Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Über den Neckar-Odenwald-Kreis hinaus reicht die Arbeitsgemeinschaft genossenschaftlicher Bankleiter zwischen Neckar und Tauber. Mitglieder sind die Vorstände der Raiffeisenbank Elztal sowie der Volksbanken Mosbach, Franken, Kirnau, Krautheim, Limbach, Neckartal und Main-Tauber. Drei dieser Bankverantwortlichen luden dieser Tage zu einer Video-Pressekonferenz ein. Die Kernbotschaft lautete: "Wir sind noch da, und uns geht es gut."
Karin Fleischer (Volksbank Franken), Michael Schneider (Main-Tauber) und Marco Garcia (Mosbach) hatten sich die Themen für die Konferenz aufgeteilt. Michael Schneider übernahm die Vorstellung der Arbeitsgemeinschaft: Zusammen beläuft sich das Kundenvolumen auf 15,6 Milliarden Euro. Es gibt mehr als 100 Geschäftsstellen; 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bei allen Banken zusammen. Weitaus beeindruckender ist aber die Zahl der Eigentümer der genossenschaftlich organisierten Volksbanken: 164.000 Menschen zwischen Main und Neckar. "Jeder zweite Bewohner dieses Gebiets ist auch Mitglied in einer der Volksbanken", sagte Schneider.
Karin Fleischer sprach über zuvor nie dagewesene Negativzinsen und schwierige Märkte. Wichtig sei aber nichtsdestotrotz das Miteinander mit den Kunden. "Wir sind unseren Mitgliedern verpflichtet. Die Ziele unserer Kunden stehen im Mittelpunkt." Die Coronapandemie habe der Digitalisierung einen ordentlichen Schub gegeben. Mittlerweile werden 80 Prozent der Überweisungen online vorgenommen. "Wir geben auch Hilfestellung, aber wir überreden niemanden", betonte Fleischer. Auch Video-Beratung sei inzwischen normal.
"Wir bauen digitale Leistungen massiv aus. Das heißt aber nicht, dass die Menschen in den Geschäftsstellen nicht willkommen sind." Zudem wolle man als Bank nicht mehr nur auf das "Verwahrgeld" reduziert werden. Viele verschiedene Beratungsleistungen, Hilfe bei Nachfolgeregelungen und (auch großen) Investitionsprojekten schreiben sich die Banken auf die Habenseite.
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Garcia zog eine Zwischenbilanz der Coronakrise. "Wir sind glimpflich davongekommen." Dennoch habe die Pandemie die Banken mit voller Wucht getroffen: Im März 2020 wurde deshalb der Kundenverkehr weitgehend eingestellt. "Außerdem mussten wir das erste Mal Erfahrungen mit Kurzarbeit sammeln", so Garcia. Eine Erfahrung, auf die man gerne verzichtet hätte. Zu Beginn der Krise habe man auch verstärkte Auszahlungen an den Geldautomaten registriert – das habe sich aber schnell normalisiert, und inzwischen habe sich die Zahl der Kartenzahlungen nahezu verdoppelt.
"Besondere Aufmerksamkeit richteten wir auf unsere Gewerbekunden", beschrieb Marco Garcia. Man habe schnell und unkompliziert Kredite ausgegeben, viele Stundungen zugesagt. "Und wir haben vorgesorgt, falls die Kreditrisiken doch noch auf die Banken zukommen sollten." Getroffen hat sowohl die Banken als auch die Kunden das Verbot der Dividendenausschüttung, die aber wohl 2021 wieder möglich ist.
"Wir glauben, die Erträge reichen", betonte Manuel Schneider. Man werde in Zukunft nicht zu den billigsten gehören und auch nicht zu denen mit den höchsten Erträgen – aber die Kundinnen und Kunden werden es den Banken danken, ist er überzeugt. "Wir werden unsere Geschäfte weiterhin machen können."
Auch nach 150 Jahren Genossenschaftsbank habe das Modell noch Zukunft. "Wir haben mehr Mitglieder gewonnen, obwohl wir keine Dividende ausgeschüttet haben. Das Interesse ist sehr groß." Und zwar auch und gerade in der Altersgruppe unter 40 Jahren – zum Beispiel in der Genossenschaft Energie und Umwelt. "Wir glauben, dass die Genossenschaft ein Modell für die Zukunft ist, nicht nur auf die Banken bezogen", so Schneider.
Im ländlichen Raum gehe es darum, Versorgung zu sichern, betonte Karin Fleischer. "Wenn wir uns wandeln können, hat Genossenschaft Zukunft. Und wir haben bewiesen, dass wir wandlungsfähig sind", sagte Fleischer. Marco Garcia meinte: "Sie werden keine demokratischere Form als eine Genossenschaft finden. Darauf sind wir stolz." Man wolle noch mindestens weitere 150 Jahre bestehen: "Und da helfen uns die Mitglieder. Welche Bank kann behaupten, dass die Mitglieder mitbestimmen dürfen?" Die genossenschaftliche Bank sei ein Zukunftsmodell, auch wenn sie schon 150 Jahre alt ist.



