Nach Ablehnung des Gewerbegebiets Lautenbach

Wo kann Eberbach noch Betriebe ansiedeln?

Ausblick aufs Neckartal bleibt erhalten - Stadt will mit neuem Gewerbemanagement Innenentwicklung vorantreiben

27.04.2018 UPDATE: 30.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Rund 30.000 Quadratmeter Gewerbefläche wollte die CDU an der B 37 am Neckar schaffen: Foto: Menges

Von Christofer Menges

Eberbach. Die CDU sah die Äcker und Wiesen zwischen B 37 und Bahnlinie am Neckar in der Lautenbach als Lösung, ist mit ihrem Vorstoß aber im Gemeinderat gescheitert. Die Stadtverwaltung will auf Innenentwicklung setzen und hofft darauf, mit einem neuen "Gewerbemanagement" brach liegendes Potenzial zu finden.

Im Jahr 2000 sollte die Lautenbach schon einmal Gewerbegebiet werden. Damals wurde festgestellt, dass die Ausweisung von Gewerbeflächen dort gegen etliche Bestimmungen verstieße und nur mit einer Sondergenehmigung des Regierungspräsidiums möglich wäre. Dabei spielten Landschaftsschutz, Hochwasserschutz und die Lage gegenüber dem Rockenauer Seniorenheim eine Rolle. Die Pläne wurden nicht weiterverfolgt.

Damit das Gewerbegebiet auch bei einem Hochwasser, wie es im Schnitt alle 100 Jahre auftritt, nicht überflutet wird, im etwas höher gelegenen Gelände (Karte, rot umrandet). ​Grafik: Landesamt für Geoinformation

Die CDU wollte zumindest die Bedenken wegen Überschwemmungen entkräften und das Gewerbegebiet deshalb im etwas höher gelegenen hinteren Bereich ansiedeln, der auch bei einem Hochwasser, wie es im Durchschnitt alle 100 Jahre auftritt, nicht überflutet wird. Je nach Zuschnitt könnten dort zwischen 25.000 und 35.000 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen. Untermauert wurde das von den Christdemokraten mit einer Karte des Landesamts für Geoinformation, die den Bereich als relativ hochwassersicher ausweist. Zudem sei das Gelände dort verkehrsgünstig an Bahn und Straße angebunden. Lärmbelastet sei es durch Auto- und Bahnverkehr ohnehin schon. Durch ein Gewerbegebiet dort, entstehe kein Schaden, sagte Fraktionsvorsitzender Heiko Stumpf: "Ich sehe die Ausweisung dieser Gewerbefläche als existenziell für die Zukunft an und als eine der letzten Chancen für Eberbach."

Nur ist das Hochwasser aus Sicht der Stadt nicht das eigentliche Problem. Es gehe auch um den regionalen Grünzug, den Naturpark, die Landschaftsschutzgebiet-Verordnung, Lärmbelastung für das Heim und die nahen Wohnhäuser an der Schleuse: "All diese Verordnungen müssten geschlagen werden", sagte Bauverwaltungsleiter Karl Emig. Das wäre wiederum nur mit etlichen Gutachten zu leisten. Die wiederum kosten.

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Und dann ist da noch der vielfach fotografierte Ausblick von der Teufelskanzel aufs Neckartal: "Ich habe hin und her überlegt und dann das Bild gesehen: Für mich wiegt dort der Naturschutz höher", sagte Bürgermeister Peter Reichert, der eins der Fotos an die Ratssaal-Leinwand projizieren ließ. Laut Stadtbaumeister Steffen Koch handelt es sich dabei um den "letzten Ortseingang, der noch nicht von Industrie und Gewerbe verbaut ist".

Rolf Schieck (SPD) geht aus der Erfahrung von vor 18 Jahren davon aus, dass der Versuch, dort ein Gewerbegebiet einzurichten, erneut scheitern würde, auch wenn es sich um eine der wenigen Flächen handle, die zur Verfügung stünden. Christian Kaiser (AGL) sah in einer Ablehnung eher die "letzte Chance" die Flusslandschaft dort zu erhalten. Peter Wessely (Freie Wähler) führte mögliche Kosten und den Landschaftsverbrauch als Ablehnungsgrund an. Fraktionskollegin Susanne Lehn sah’s anders: "Bloß weil es vor 15 Jahren abgelehnt wurde, sollten wird es nicht ablehnen. Wir müssen doch weiterdenken."

Die Ratsmehrheit lehnte es aber gegen die Stimmen von CDU und Lehn ab, die Pläne für ein Gewerbegebiet Lautenbach weiterzuverfolgen.

Die Stadtverwaltung will nach dem Grundsatz "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" nun andere Wege gehen, um neue Gewerbeflächen zu finden. Für das Flächenmanagement beim Wohnbau seien 600 Schreiben an Eigentümer verschickt worden, der Rücklauf sei sehr groß gewesen, berichtete Emig. Ähnlich soll es beim neuen "Gewerbemanagement" laufen. "Wir sind da gerade dran", so der Bauverwaltungsleiter. Ziel müsse sein, dass die Stadt wieder Gewerbeflächen anbieten könne, auch ohne den Ausblick von der Teufelskanzel zu verbauen. "Wir müssen vermeiden, dass wir sagen: Das ist die letzte Möglichkeit", stellte Emig fest.

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