Der erwartete Touristen-Hype blieb bislang aus
Ferien und Gäste können kommen: Das Land wirbt für Urlaub in der Region. Doch das schlägt noch nicht überall durch. Ein Blick nach Mosbach und Neunkirchen.

Vom Heiko Schattauer
Mosbach. Das irgendwie andere Schuljahr ist vorbei, ab jetzt sind Ferien. Auch die allermeisten, die selbst nichts mit Schule zu tun haben, nehmen in dieser Zeit Urlaub, manche Familie ob der Ferienlänge sogar in getrennten Abschnitten, um die Betreuung der Kinder zu gewährleisten. Ferien und Urlaub, das war vor Corona für viele auch immer mit Reisen verbunden. Im Vorsommer war das nur sehr bedingt möglich, dank Impfungen scheint nun deutlich mehr machbar. Allerdings hat in den harten Phasen der Pandemie so mancher die Vorzüge des eigenen Landes, der eigenen Region neu schätzen gelernt. Und auch wenn es die Buchungszahlen noch nicht überall widerspiegeln: Urlaub zu Hause ist eine echte Alternative geworden.
Das hat man offenbar auch in der Landesregierung erkannt. Und so rührt Tourismusstaatssekretär Patrick Rapp zum Start der Sommerferien für Urlaub im eigenen Land die Werbetrommel: "Ein Urlaub in Baden-Württemberg verspricht spannende, abwechslungsreiche Eindrücke und zugleich eine große Portion Erholung", betont Rapp in einer Pressemitteilung. Der Staatssekretär verweist auf "atemberaubende Kultur- und Naturlandschaften", die zu einem aktiven Urlaub einladen. Die Metropolregionen (auch Rhein-Neckar) bildeten wiederum einen reizvollen Kontrast zu entschleunigenden Naturerlebnissen im "Bäderland Nummer eins."
Und um die Vorzüge auch entsprechend zu transportieren, hat das Landestourismusmarketing gemeinsam mit den sechs großen Reisegebieten eine Marketingkampagne aufgelegt, die für Ziele in Baden-Württemberg wirbt. Vermittelt werden soll die Botschaft: Wer sich aufmachen möchte Richtung Sonnenschein, Natur, Kultur, Genuss oder Wellness, für den geht es ab in Deutschlands Süden.
Einen gewissen "Touristen-Push" würde man sich derweil in Mosbach wünschen. "Ehrlich gesagt, hatten wir nach Aufhebung der Coronaeinschränkungen schon mit einem größeren Hype gerechnet", sagt Mariola Hoinka, Leiterin der Tourist-Info am Mosbacher Marktplatz. Die Zahl der touristischen Gäste sei in Mosbach derzeit aber noch deutlich geringer als zu Vor-Pandemiezeiten. Vor allem die "Stammgäste" aus den Nachbarländern bleiben offenbar weitestgehend fern. "Normalerweise kommen viele Niederländer zu uns, die fehlen aktuell fast völlig."
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Ein großer Teil der Anfragen, die in der Tourist-Info ankommen, zielen in Richtung Wohnmobilstellplätze, so Hoinka weiter. Bei den Radfahrern, die Mosbach inzwischen meist mit elektronischer Unterstützung ansteuern, handle es sich in der Mehrzahl um Tagestouristen. Und nicht alle davon machen auch einen längeren Stopp in der Stadt, die geringe Auslastung der E-Bike-Ladestation an der Tourist-Info ist ein Indiz dafür.
Wie im Land will man auch vor Ort mit dem Griff zur Werbetrommel für mehr Bewegung sorgen. Gemeinsam mit der Tourismusgemeinschaft Odenwald (TGO) bewerbe man die Region inzwischen wieder verstärkt, berichtet Mariola Hoinka, die auf schnelle Effekte hofft: "In den Ferien darf sich die Zahl der Touristen in Mosbach und der Region gerne noch ein bisschen erhöhen." Überzeugende Weiterempfehlungen wie die der überaus fitten Wandersenioren aus Aidlingen ("Was für ein schönes Städtchen") sind da sicher hilfreich.
Empfehlungen sind für Albert Stumpf ein wichtiger Faktor. Der Chef des Natur- und Kultur-Hotels in Neunkirchen weiß nur zu gut, dass man dafür permanent arbeiten muss. Derzeit lohnt sich diese Arbeit durchaus. Stumpf berichtet von einer "spürbar gestiegenen Nachfrage", die vor allem auf vermehrten Buchungen von Privatleuten beruht. Das bei Stumpf an sich starke Geschäft im Seminar- und Businessbereich sei zwar noch etwas schwach, die gute Auslastung durch Urlaubsreisende kompensiere hier aber einiges. "Die Tendenz geht auch zu einem längeren Aufenthalt", berichtet Stumpf weiter. Waren es früher meist maximal zwei bis drei Tage, die Urlauber in Neunkirchen beziehungsweise im Natur- und Kulturhotel verbrachten, würden zuletzt auch gerne mal Aufenthalte von einer ganzen Woche gebucht. "Wir haben eine schöne Nachfrage", zeigt sich der Hotelchef zufrieden. Er hofft, dass es so bleibt.
Seinen Teil für diese Nachhaltigkeit wolle er gerne leisten: In einem Hotelbetrieb müsse man ohnehin ständig Veränderungen und Verbesserungen im Blick haben und angehen. "Wir haben beispielsweise zuletzt den Fokus noch mehr in Richtung Privaturlauber gesetzt, unser Wellnessangebot optimiert." Auch für Wanderer und Radfahrer hat man sich jüngst wieder ein bisschen verändert: Aus dem alten Tennisplatz am Haus hat man einen (weiteren) kleinen Biergarten am Waldrand gemacht. Samstags und sonntags können dort die Ausflügler einkehren. "Das kommt ganz gut an", freut sich Stumpf.
Ob Neunkirchen oder Mosbach, ob in Waldbrunn oder Walldürn – Zum Ferienstart bleibt festzuhalten: In der Region ist man wieder da für die Touristen, sogar mehr noch als in Zeiten vor Corona.



