Das sagt Abt Johannes Eckert über Heimat und kirchliche Herausforderungen
Seit 2003 leitet er Benediktinerabtei Sankt Bonifaz - Ein Gespräch mit der RNZ

Von Alexander Rechner
Mosbach/München. Der aus Mosbach stammende Dr. Johannes Eckert leitet seit 2003 als Abt die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz, die zwei Klöster umfasst: Eines in München und eines im rund 40 Kilometer entfernten Andechs, das seit dem Mittelalter ein beliebter Wallfahrtsort ist. Die Klosterbrauerei Andechs ist weltbekannt – und ein Mythos. Im Gespräch mit der RNZ geht er auf die weltlichen und kirchlichen Herausforderungen ein.
Abt Johannes, Sie sind in Mosbach geboren und haben hier Abitur gemacht. Fühlen Sie sich heute noch als ein Mosbacher?
Mosbach ist meine Heimat, wo ich aufgewachsen bin. Das prägt und bleibt, daher bin ich ein Mosbacher.
Was verbinden Sie mit Mosbach?
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Ich bin froh, dass meine Familie in Mosbach lebt. So geht mir meine alte Heimat nicht verloren. Auch wenn ich mich ebenso in München und Andechs daheim fühle, freue ich mich immer, wenn ich nach Mosbach komme.
Was fehlt Ihnen oder was wünschen Sie sich aus Mosbach in München?
Die Altstadt mit ihrem Fachwerk. Gerne würde ich öfter bei einem Andechser Bier auf dem Marktplatz sitzen …
Nach dem Zivildienst studierten Sie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München katholische Theologie und traten später in das alteingesessene Mönchskloster ein. Wie kam es dazu?
Die benediktinische Lebensform hat mich schon immer angezogen. Daher war ich als Jugendlicher oft im damaligen Benediktinerkloster in Bad Wimpfen. An St. Bonifaz und Andechs gefällt mir, dass wir klösterliches Leben und Seelsorge miteinander verbinden, das fasziniert mich und hat mich bewogen, hier einzutreten. Nach St. Bonifaz und nach Andechs kommen viele suchende Menschen, die auf der Suche nach einer spirituellen Verwurzelung sind. Wir Mönche sind ja selbst Männer, die "Gott suchen". Solche "Such- und Weg-Gemeinschaften" können sehr spannend sein.
Als Abt stehen Sie an der Spitze eines großen Unternehmens: mit rund 200 Mitarbeitern und einer berühmten Klosterbrauerei mit weltweitem Vertrieb. Wie schwer ist es, einen solchen Betrieb am Laufen zu halten?
Das Schöne am äbtlichen Dienst ist, dass er sehr vielfältig ist. Dazu gehört auch die Sorge um die Wirtschaftsbetriebe. Gott sei Dank ist die Verantwortung auf viele Schultern verteilt, so dass ich im operativen Geschäft sehr entlastet werde. Der heilige Benedikt will, dass der Abt nicht auch der wirtschaftliche Leiter des Klosters ist, sondern für die geistliche Leitung offen bleibt. Daher sind wir sehr froh, dass wir einen guten Cellerar und gute Mitarbeiter haben.
Wie gehen Sie damit um, auf der einen Seite als Mönch zur Armut verpflichtet zu sein, sich auf der anderen Seite aber mit Millionenbeträgen zu beschäftigen?
Der heilige Benedikt will, dass wir in Gütergemeinschaft und von unserer Hände Arbeit leben. Wir bekommen ja keine Kirchensteuer, so dass wir alles, was wir brauchen, selbst erwirtschaften müssen. Dazu gehört der Unterhalt für zwei große Gebäudekomplexe, die Reinvestitionen in die Betriebe, Löhne und Gehälter für rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Stiftsbibliothek, der Lebensunterhalt der Mönchsgemeinschaft und ebenso die Obdachlosenarbeit. Tagtäglich kommen zu uns ca. 200 Menschen ohne Obdach, die unser Haneberghaus besuchen und unser umfangreiches Angebot nutzen. Das muss alles finanziert werden. Daher sind wir dankbar, dass wir intakte Wirtschaftsbetriebe haben.
Weniger Kirchgänger, weniger Pfarrer, die katholische Kirche steht vor großen Herausforderungen. Das Erzbistum Freiburg will mit dem Reformprojekt "Kirchenentwicklung 2030" Antworten darauf geben. Diese werden wohl tiefgreifende Veränderungen für das Dekanat Mosbach-Buchen nach sich ziehen. Ist der Schritt erforderlich?
Grundsätzlich finde ich es äußerst spannend, in dieser Zeit der Kirche leben zu dürfen, weil sich so vieles verändert. Ich verstehe, dass die Umbrüche manche verunsichern. Vertrautes aufzugeben, ist nicht leicht. Aber ich nehme auch viele neue Suchbewegungen wahr. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir wie Jesus auf den Weg geschickt werden, einfach durch Galiläa zu wandern, aber neugierig auf unterschiedliche Begegnungen, wo wir fantasievoll Gottes Nähe verkünden dürfen.
Die Rufe nach Frauen in Weiheämtern der katholischen Kirche reißen nicht ab. Haben Sie Sympathie dafür?
Mit der Frage, wer Zugang zu den Weiheämtern in der katholischen Kirche haben sollte, habe ich mich in meinem letzten Buch "Steht auf" intensiv beschäftigt. Schließlich waren es Frauen, die Jesus die Treue gehalten und die Osterbotschaft verkündet haben.
Wann sind Sie das nächste Mal wieder in Ihrer alten Heimat?
Im Frühjahr habe ich einen Termin in Köln und hoffe, eine kurze Stippvisite in Mosbach einlegen zu können.



