Zwingenberger Schlossfestspiele: Singen mit Hammer und Bohrer
Auf Schloss Zwingenberg beginnen die Proben für die Schlossfestspiele - und dabei gerät einiges in Bewegung

Zwingenberg. Mit Riesenschritten kommen sie näher, die Schlossfestspiele 2013, die am 2. August mit einer Neuinszenierung von Zwingenbergs Hausoper "Der Freischütz" in die diesjährige Saison starten werden. Einen Tag später kommen dann die Freunde der leichteren Muse auf ihre Kosten: da wird "Die Fledermaus" von Johann Strauß Premiere feiern. Doch bis dahin gibt es für alle Mitwirkenden noch jede Menge zu tun, die Vorbereitungen gehen - nicht nur wettermäßig - in die heiße Phase.
Die Bühne im Schlosshof steht bereits, wenn auch die eher rudimentäre Optik darauf verweist, dass auch hier noch Handlungsbedarf besteht. Die Beleuchtungstürme ragen bereits hoch über der Szene - die Scheinwerfer, die in Kürze das Geschehen auf der Bühne ins rechte Licht rücken werden, schlummern jedoch noch auf der Orchesterbühne liegend ihrem baldigen Einsatz entgegen. Aus einer Ecke des Hofes dringen Hämmer- oder Bohrgeräusche ans Ohr der Sänger: das ist Bühnenbildnerin Jessica Marquardt, die sich an festlichem Ballgepränge oder rustikaler Waldoptik abarbeitet. Und Kostümschneiderin Barbara Hodapp huscht immer mal wieder durch den Hof, um enger, weiter, kürzer oder länger gemachte Bühnenoutfits an Mann oder Frau zu bringen. Die Regisseure und ihre Assistentinnen sind schon vor Ort, um am Tag die Solisten und am Abend den Chor für ihre Aufgaben auf der Bühne im romantischen Hof von Schloss Zwingenberg zu instruieren.
Von Liebe, Lust und Leidenschaft werden Oper und Operette in diesem Jahr erzählen. Und von allerlei dramatischen oder urkomischen Verwicklungen, die aber - wie könnte es anders sein - natürlich allesamt "happy" enden werden.
Professor Klaus Eisenmann oder Intendant Karsten Huschke, der bei der Operette am Dirigentenpult stehen wird, machen die Stimmbänder der Choristen beim Einsingen geschmeidig. Regisseur Andreas Lachnit erläutert sein Konzept der heiter-turbulenten Sommernachts-Operette "Von der Rache einer Fledermaus". Es ist seine 56. Inszenierung, durch alle Genres hindurch, seine erste allerdings in Zwingenberg. "Ich freue mich darauf, ein so schönes, berühmtes Stück mit so vielen Menschen zu inszenieren", sagt Lachnit.
Und dann geht's los: 52 Chorsänger, die sich seit April allsamstäglich unter der bewährten Leitung von Klaus Eisenmann für ihre Aufgaben gesanglich fit gemacht haben, wollen mit ihrem Part vertraut gemacht werden. "Menschliche Unzulänglichkeiten und Verstrickungen" lautet das Thema. Und "Doppelmoral". "Sind wir wirklich immer so brav, wie wir vorgeben zu sein?", heißt Lachnits Frage. Dass dem nicht so ist, das will er auf der Bühne zeigen - "aber ganz charmant!" So geht's direkt zum prachtvollen Open-Air-Glitzer-Glamour-Ballgeschehen im Palais des Fürsten Orlowsky. "Stellt euch vor, ihr geht zu einer großen Party mit vielen, vielen Menschen", ergeht der Auftrag an den Chor. Aber das ist für die engagierte Sängerschar doch ein Leichtes...
Am darauf folgenden Abend hält schönste Waldesromantik Einzug in Schloss Zwingenberg. Andre Wittlich - in Zwingenberg aus Produktionen wie "Hello Dolly" oder "Die Dreigroschenoper" in bester Erinnerung - zeichnet für eine Freischütz-Inszenierung verantwortlich, die sich von Konzept und Bühnenbild her ganz ins Natur-Ambiente des Schlosses einfügen will. Und die Geschichte von Zauber, Tod und Teufel, von mitternächtlichem Wolfsschluchtgrusel und biedermeierlicher Forsthausidylle wird, so verspricht Wittlich, ihr Publikum "mit hineinnehmen in einen märchenhaften Abend".
Fi Info: Eintrittskarten gibt es der Tourist-Information in Mosbach, unter Telefon: (0 62 63) 7 71 oder im Internet unter www.schlossfestspiele-zwingenberg.de.