Zurück in der Schule
Die reiferen Jahrgänge sind seit Montag wieder im Präsenzunterricht: Zwischen Erleichterung und Zurückhaltung - Strikte Regelungen

Von Heiko Schattauer
Mosbach. Die Schüler sind zurück, zumindest in Teilen: Seit Montagmorgen ist wieder ein wenig Leben in die (weiterführenden) Schulen im Stadtgebiet eingekehrt, entsprechend der Vorgabe des Kultusministeriums ist nach Zwangspause für die reiferen Jahrgänge der Präsenzunterricht angelaufen. In den dank Corona-Krise seit Mitte März weitgehend verwaisten Schulfluren und Klassenzimmern sind also wieder junge Menschen unterwegs, die sich nun nicht mehr nur in Eigenverantwortung zu Hause oder via Online-Unterricht auf anstehende Prüfungen vorbereiten, sondern vor Ort Unterstützung erhalten und sich – mit gebotenem Sicherheitsabstand – "in echt" gegenüberstehen und -sitzen, sich real und direkt austauschen können.
Auch wenn für einen Schulalltag, wie man ihn vor Ausbruch der Corona-Pandemie gekannt hat, nach wie vor vieles fehlt: Eine gewisse Erleichterung über den nun erfolgten "Restart" ist doch spürbar. "Ich bin echt ganz froh, mal wieder in der Schule zu sein", gesteht am Montagmorgen Mirco, Schüler in der Kursstufe 2 am Nicolaus-Kistner-Gymnasium, kurz bevor der Real-Unterricht zur Vorbereitung auf die nahenden Abiprüfungen beginnt.
Mathelehrer Thomas Vierling bildet dabei quasi die Spiegelachse: Er unterrichtet in zwei Klassenräumen, die – wie im Hotel die Familienzimmer – mit einer Verbindungstür separiert sind und doch irgendwie zueinander finden. Nur mit einer Reduktion der Schülerzahl lässt sich der nötige Abstand in den Unterrichtsräumen einhalten, für Tische und Stühle hat man Positionsmarkierungen auf dem Boden aufgebracht. "Das ist schon ein bisschen ein komisches Gefühl", findet KS 2-Schüler Janosch ob der ganzen Vorgaben und Einschränkungen.
Wegweiser und Anweisungen finden sich im ganzen Schulhaus, im NKG ebenso wie in allen anderen Schulen im Stadtgebiet, die seit Wochenbeginn wieder Schüler empfangen dürfen. Von "Einbahnregelungen" berichtet Thomas Pauer, Schulleiter des Auguste-Pattberg-Gymnasiums, ebenso von achtsamen Schülern, die sich durchaus diszipliniert an die besonderen Regeln und Abläufe im aktuellen Schulalltag halten. "Die Schüler haben Verständnis für die Vorgaben, bei manchen habe ich sogar das Gefühl, sie sind erleichtert, wieder in der Schule zu sein", so Pauer. Überhaupt hat der APG-Schulleiter den Eindruck, dass die Wertschätzung für die Schule als Einrichtung in Krisen-Zeiten wächst – "sowohl auf Schüler- wie auch auf Elternseite."
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Am APG ist man aufgrund der Umstellung auf G 9 in der besonderen Situation, dass es dieses Jahr keinen Abschlussjahrgang gibt. Folglich sind derzeit auch nur die knapp 100 Schüler der Kursstufe 1 im Schulhaus präsent. Die räumliche Situation ist also noch relativ entspannt. Was sich freilich schnell ändern könnte, wenn die jüngeren Schüler, für die Schulleiter Thomas Pauer eine "hohe Notwendigkeit" zur Rückkehr in einen Präsenzunterricht sieht, wiederkommen (dürfen).
Räumlich "an der Grenze" ist man unterdessen schon an der Gewerbeschule, wo seit gestern rund 230 Schüler(innen) wieder Leben in die Bildungseinrichtung bringen. Helmut Behr, Abteilungsleiter des Technischen Gymnasiums berichtet auf RNZ-Nachfrage, dass man für die nun reaktivierten 15 Klassen der verschiedenen Bildungsgänge die Abstands- und Hygienevorschriften einhalten könne. Bei höherem Schüleraufkommen wohl aber organisatorisch und räumlich Schwierigkeiten bekommen wird. Die, die schon wieder da sind, verhalten sich laut Behr aber sehr diszipliniert, auch der TG-Leiter hat bei vielen Schülern eine gewisse Freude über die Rückkehr in die Schule ausgemacht.
"Schön, wenn man wieder ein paar Leute sieht", überwiegen auch bei Ralf Trabold, Leiter der Ludwig-Erhard-Schule, die positiven Eindrücke bei der teilweisen Wiederaufnahme des Schulbetriebs. In seinem Haus sind es gar 300 Schüler(innen), die seit Montag wieder vor Ort unterrichtet werden. "Aber nicht zeitgleich", wie Trabold einschränkt: So sind montags, dienstags und donnerstags die Vollzeitschüler an der LES, am Mittwoch und am Freitag werden die Azubis/Berufsschüler unterrichtet. Die Stimmung beim Restart beschreibt Trabold als "bedächtig", mit einer gewissen Zurückhaltung gingen die Schüler "sehr sachlich und ruhig" zu Werke.
Eine sachliche Fokussierung scheint angebracht, für die meisten der nun reaktivierten Schüler beginnen schon bald die Prüfungen. "Da ist es hilfreich, die Lehrer vorher noch mal zu sehen", findet Anna aus der KS 2 am NKG – auch wenn sie die Begeisterung ihres Schulleiters Jochen Herkert bei der morgendlichen Rückkehrer-Begrüßung an der Eingangstür nicht vollständig teilen kann. Luca und Sven, ebenfalls in der Kursstufe 2, schildern beim Restart, dass man in den vergangenen Wochen schon eine gewisse "Selbstmotivation" gebraucht hat. Bei den beiden hat es offenbar ganz gut geklappt, sie sehen sich "gut vorbereitet" für die kommenden Prüfungen. Letzte Fragen auf dem Weg zum Abi im Corona-Jahr sollen nun im realen Austausch mit den Lehrern geklärt werden. Mit Abstand und doch ganz direkt.



