Coronakrise

So macht Online-Lernen Schule

Drei Wochen überbrückten die Schulen den Unterricht mit elektronischen Angeboten - "Näher an Lebenswelten der Schüler"

13.04.2020 UPDATE: 14.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Für leere Klassenzimmer hat vor den Osterferien die Coronakrise gesorgt. Auch die Container neben dem Nicolaus-Kistner-Gymnasium blieben verwaist. Schulaufgaben gab es auf elektronischen Wegen. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Mosbach. Auch wenn mittlerweile der Schulbetrieb in den Osterferienmodus gewechselt ist – die letzten drei Wochen vor den Ferien sorgte die Coronakrise für leere Klassenzimmer und überlastete Internetanbieter. Die RNZ hat sich an Schulen in der Region umgehört, wie sie die digitale Unterrichtszeit überstanden haben.

Für Andreas Hoffner von der Gewerbeschule Mosbach und Jochen Herkert vom Nicolaus-Kistner-Gymnasium (NKG) war – und ist – diese ungewohnte Zeit mit vielen neuen Herausforderungen verbunden. Doch es gebe auch positive Erlebnisse. Das elektronische Lernen kam nach ersten Anlaufschwierigkeiten durchaus an bei den Schülern zu Hause. Folgerichtig sollen die Angebote auch in Zukunft auf die eine oder andere Art weitergeführt werden.

Die Sorge um die anstehenden Abiturprüfungen hat man am Auguste-Pattberg-Gymnasium immerhin nicht. Denn dort wechselt man dieses Jahr von G8 auf G9, was zur Konsequenz hat, dass es einen "abilosen" Jahrgang gibt.

"Wir haben neun Schularten und acht Abschlussarten", skizziert Andreas Hoffner das breite Spektrum der Prüfungsherausforderungen an der Gewerbeschule. Ohne größere Probleme habe man dagegen das elektronische Lernen umsetzen können. "Wir haben ein Intranet namens ‚filr‘ und halten damit Kontakt zu unseren 1000 beruflichen Schülern", benennt er die technischen Voraussetzungen für den reibungslosen Systemwechsel. Die neue Art des Unterrichts habe allerdings ihren Preis: "Die Lehrer müssen improvisieren, denn sie sind ja nicht bei den Schülern." Der Unterricht werde nun komplett neu ausgearbeitet. Besonders zeitaufwendig seien etwa die Erklärvideos, die in den schuleigenen Werkstätten und Laboren zu den Themen Elektro, Metall oder Automatisierung entstehen. "Wir erreichen nicht alle Schüler, aber das ist im normalen Unterricht auch so", zieht Hoffner Parallelen zwischen dem Präsenzunterricht und dem neuen Angebot. "Online ist die Lebenswelt der Schüler. Da sind wir jetzt ganz nah dran", sieht er aber auch Vorteile.

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Überwiegend positiv fällt das Resümee von NKG-Schulleiter Jochen Herkert aus: "Wir sind ins kalte Wasser geworfen worden, aber Eltern, Schüler und Kollegen haben an einem Strang gezogen und es insgesamt recht gut geschafft." Die Umstellung auf digitale Medien sei recht kurzfristig erfolgt. Das habe gezeigt, dass die Digitalisierung nicht überall so weit fortgeschritten sei, wie manche es sich wünschten – sowohl in der Schule als auch in den Familien. Besonders in den ersten Tagen sorgte der Ansturm aufs Netz für überlastete Server. Doch nach der ersten Woche und entsprechenden Nachbesserungen habe es sich gut eingespielt. Als "Mint-Excellence-Schule" nutzt das NKG eine Plattform des Hasso-Plattner-Instituts. In zwei Tagen habe man von jedem Schüler E-Mail-Adressen eingepflegt. Daraus "bauten" die Lehrer ihre Klassen zusammen und luden die Aufgaben hoch, die dann wieder gelöst zurückkamen.

"Es funktioniert bei leistungsstärkeren Kindern", beschreibt Herkert den Erfolgsrahmen. Nachdem das System ab der zweiten Woche recht stabil funktioniert habe, könne man wohl auch noch zwei, drei Wochen nach den Osterferien damit überbrücken – falls nötig. Nachteile sieht Herkert für zehn bis 15 Prozent der Schüler im unteren Leistungsniveau. Auch mangelnde technische Ausrüstung könne zu Misserfolgen führen. Eher optimistisch beschreibt Herkert die aktuelle Situation des Abi-Jahrgangs, den er selbst auch unterrichtet: "Der Stoff ist eigentlich fertig, es geht nur noch ums Üben, das klappt." Leistungsmäßig sei es wohl zu schaffen. Aber fehlen würden sicher andere Dinge, wie die Abifeier oder die bereits abgesagten Studienfahrten.

"Es bleibt spannend", prophezeit der Schulleiter. Denn bislang seien noch viele Details gar nicht geregelt. Auch wenn das elektronische Lernen weiterlaufen soll – bei einer schulinternen Umfrage sprach sich eine deutliche Mehrheit dafür aus. Herkert weiß auch um die Begrenztheit des Angebots: "Ein Lehrer, der vor der Klasse steht, ist ganz wichtig. Es geht nicht ohne." Weshalb er sich auch immer über Anrufe und Rückmeldungen von Schülern freut.

"Uns geht es gut, im Vergleich zu anderen Berufen", unterstreicht der Pädagoge. Das zeige sich auch bei der Notfallbetreuung. Die Liste für die schichtweise Betreuung der fünf Kinder am NKG sei schnell komplett gewesen.

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