Viele Apotheken bleiben am Mittwoch wieder geschlossen
Man wünscht sich mehr Wertschätzung vom Gesundheitsminister: Protest für eine Anpassung der Honorare. Notdienstversorgung ist gewährleistet.

Von Stephanie Kern
Mosbach. "Es ist für unseren Berufsstand nicht mehr 5 vor 12, sondern schon 5 nach 12." Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, findet deutliche Worte. Am morgigen Mittwoch erwartet sie Apotheker und Apothekerinnen aus Baden-Württemberg und Bayern zur Protestkundgebung in Stuttgart. Auch die Apotheken in der Region beteiligen sich an dem Streik.
Auch die Apotheken von Dr. Anne-Kathrin Matthée werden am Mittwoch geschlossen sein. "Die Rahmenbedingungen für die Apotheken wurden schon lange nicht mehr angepasst", nennt sie einen wichtigen Grund für den Protest. Gleichzeitig haben Apotheken mit Kostensteigerungen, steigender Bürokratie und immer wieder auch Lieferengpässen bei Medikamenten zu kämpfen. "Kleine Formalitäten" können die Apotheker die Erstattung durch die Kasse kosten. Für den Verkauf eines verschreibungspflichtigen Medikaments erhalten Apotheker einen festen Satz. "Davon bekommt die Krankenkasse noch einen Rabatt", erläutert Matthée.
Hinzu komme die Versorgungssituation mit Medikamenten. Gerade bei Antibiotika gebe es immer wieder Lieferengpässe. Auch von ihrer Apotheke fahren einige Mitarbeitende nach Stuttgart.
Ebenfalls in Stuttgart dabei ist Nicolai Waschitschek von der Rathaus-Apotheke mit seinem kompletten Team. "Wir haben überall steigende Kosten, alles wird teurer – und auf der anderen Seite, in unserem Kerngeschäft, haben wir fixe Preise, die seit 2013 nicht mehr verändert wurden", sagt Waschitschek. Die Folgen seien bereits spürbar, denn die Apothekendichte nehme ab. "Wir versorgen in Deutschland in einer Apotheke mehr Menschen als im Durchschnitt in Europa."
Auch interessant
Von den Kunden erfahre man Wertschätzung und auch Verständnis für den Protest, da sind sich Waschitschek und Matthée einig. "Diese Wertschätzung würden wir uns auch von Gesundheitsminister Karl Lauterbach wünschen, aber da kommt nichts", findet Waschitschek deutliche Worte.
Die Versorgung der Bevölkerung wird über die Notdienstapotheken sichergestellt. Der Landesapothekerverband empfiehlt Bürgerinnen und Bürgern, Arzneimittel heute oder dann am Donnerstag in den Apotheken zu besorgen. Der Protest in Stuttgart beginnt am Mittwoch um 12.05 Uhr – damit wollen die Verantwortlichen verdeutlichen, dass es für viele Apotheken schon fast zu spät ist. Eben fünf nach zwölf ...