Mosbach

Rettungsdienst und Leitstelle verschärfen in der Coronakrise ihre Schutzmaßnahmen

... um weiterhin leistungsfähig zu bleiben - Selbst der Chef hat keinen Zutritt

30.03.2020 UPDATE: 31.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
„Die Rettungsleitstelle ist ein neuralgischer Punkt“, erklärt DRK-Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek. Um sie zu schützen, wurden die Hygienemaßnahmen und Zugangsbeschränkungen weiter verschärft. Nicht einmal der Chef hat Zutritt. Archiv-Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Mosbach. Im Notfall ist eine Rettungsleitstelle im besten Fall ein Anker, ein Lebensretter – im übertragenen Sinne natürlich. Denn dort laufen die Fäden der Rettungsdienste zusammen, hier wird koordiniert, geholfen und aktuell auch beraten. Denn in Zeiten der Coronakrise und überlasteter Hausarztpraxen und Gesundheitsamtsmitarbeiter werden die Koordinatoren der Mosbacher Leitstelle auch zu Aufklärern.

Auch weil es wichtig ist, das System Rettungsleitstelle zu schützen und den Rettungsdienst am Laufen zu halten, hat das DRK in Mosbach vor einer Woche in den Krisenmodus umgeschaltet. Ein Krisenstab wurde gebildet, alle Felder auf Krisentauglichkeit abgeklopft, Schwachstellen gezielt angegangen. Am Freitag hatte der DRK-Krisenstab nun erste Ergebnisse der Arbeit zu vermelden. Es zeigt sich: "Wir sind noch gut aufgestellt", so DRK-Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek. Der Krisenstab sammelt und verarbeitet alle für den Kreisverband notwendigen Informationen zum Thema Corona. Er soll damit im Wesentlichen den Fachbereichen den Rücken freihalten, damit diese sich um ihr Kern- und Tagesgeschäft kümmern können, wie Blaschek erläutert.

"Wir haben ein Berichtswesen für Personalausfälle und in Anspruch genommene Leistungen aufgebaut. Beides ist stabil", nennt Blaschek ein erstes Ergebnis. Dadurch konnten auch erste Personalverschiebungen koordiniert werden. Zudem koordiniert das DRK für alle medizinisch Tätigen im Neckar-Odenwald-Kreis Bestellungen von Schutzkleidung. "Wir fragen Bedarfe ab, bestellen eine große Menge und geben das Material dann auch weiter", verspricht Blaschek. Denn in der Coronakrise zeige sich, dass man auch bei diesem Thema zusammen arbeiten müsse. Arztpraxen, ambulante Pflegedienste oder auch Pflegeheime zusammen könnten eine sehr viel größere Menge an Schutzkleidung abnehmen als jeder Einzelne. Abgeprüft wird an der Helfer-Hotline des DRK in Buchen nun auch, ob potenzielle Nachbarschaftshelfer auch medizinische Kenntnisse haben – und im Falle eines Falles aushelfen können.

"Ansonsten haben wir ganz viel Risikoanalyse betrieben", fasst Blaschek zusammen. Pflegeheime, Küche und Menüservice sind nur ein Teil der anfälligen Infrastruktur des DRK. Auch auf die Mitarbeiter des Rettungsdiensts kommt es aktuell an. "Eine Mitarbeiterin wurde positiv auf das Coronavirus getestet", räumt Blaschek ein. Aber sie habe lediglich Kontakt zu einem Notarzt gehabt, nicht zu den anderen Rettungsdienstmitarbeitern. "Unsere Mitarbeiter müssen vor Dienstbeginn Fieber messen, wenn da auch nur der leiseste Verdacht ist, geht es sofort nach Hause", erklärt Blaschek. "Die Notfallrettung ist aber personell noch gut aufgestellt." Im Bereich Krankentransport fahre man ein bisschen runter – aber auch, weil es weniger Anfragen gebe.

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Im ambulanten Dienst verfährt man nun anders herum: Die Kunden und Patienten werden gefragt, ob es tatsächlich ohne die Hilfe des DRK gehe. "Wir hatten diesen Bereich stark heruntergefahren. Aber auch hier haben wir nachjustiert, die Schutzmaßnahmen verstärkt und gehen nun ins Gespräch mit den Kunden", erläutert Blaschek.

Im Gespräch ist man auch mit und über die Integrierte Rettungsleitstelle. In anderen Teilen der Bundesrepublik werden die Mitarbeiter der Leitstellen schon isoliert, um sie (und damit das System) vor dem Coronavirus zu schützen. In Mosbach muss man nicht so weit gehen. "Wir haben hier in Baden-Württemberg den großen Vorteil, dass wir in jedem Landkreis eine Leitstelle haben. Dadurch kann man einen Ausfall noch gut auffangen", beschreibt Blaschek die Situation.

Dennoch: Die Schutzmaßnahmen in der Sulzbacher Straße in Mosbach wurden deutlich erhöht. "Selbst ich habe keinen Zutritt mehr", sagt Blaschek. "Die Leitstelle ist ein neuralgischer Punkt und die Anrufe nehmen deutlich zu." Tagsüber wurde die Zahl der Disponenten deshalb erhöht: Drei Mitarbeiter sitzen nun hier und halten Abstand. "Das bedeutet natürlich Überstunden und wir sind sehr dankbar, dass die Mitarbeiter jetzt so mitziehen", erklärt Blaschek. Dieses Lob gelte übrigens für alle DRK-Mitarbeiter, so Blaschek.

Der DRK-Krisenstab fährt jetzt erst mal runter. "Zum Durchschnaufen", wie Blaschek erklärt. Man sei noch immer "vor der Lage". "Aber es hat sich gelohnt, den Stab einzurichten, wir konnten viel abarbeiten", bilanziert Steffen Blaschek.

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