Neckargerach verabschiedet Pfarrer

Pfarrer Michael Roth-Landzettel wechselt nach Fahrenbach

In Neckargerach wurde Pfarrer Michael Roth-Landzettel aus seiner Vier-Orte-Gemeinde verabschiedet - Der Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde hatte zahlreiche Besucher

26.05.2017 UPDATE: 27.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Sieht schon aus wie ein Abschiedswinken, noch aber predigt Pfarrer Michael Roth-Landzettel in der evangelischen Kirche Neckargerach. Foto: Ursula Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Neckargerach. Leichten Herzens lassen sie ihn nicht ziehen. Das machten Worte, Gesten und Tränen deutlich. Der Gottesdienst, mit dem Pfarrer Michael Roth-Landzettel aus der evangelischen Kirchengemeinde Mittleres Neckartal nach elf Jahren verabschiedet wurde, fiel auf den Himmelfahrtstag, dessen volkstümliche zweite Bedeutung der Gottesmann ebenfalls "erfüllt", wird er doch gerade zum zweiten Mal Vater. Mit dem Pfingstmontag wird der Geistliche seinen Dienst als Pfarrer der Kirchengemeinde Fahrenbach aufnehmen. Ihn aufzuhalten, wie die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Edeltrud Fromm, aus dem ersten Buch Mose zitierte, hätte man wohl gern getan und ob der Zwecklosigkeit solcher Gedankenspiele Taschentücher in den Kirchenbänken parat gelegt.

Viele junge Menschen und Familien mit kleinen Kindern waren da, um "ihren Michael" zu verabschieden, der Neckargeracher Kirchenchor unter Steffen Ockert auf der Empore, die in Roth-Landzettels Zeit gegründete Band "Musik für Gott" (MfG), die Ältesten, Schuldekan Martin Schwarz und Prädikant Klaus Jäckle in den vorderen Reihen. Denn in der Zeit der Vakanz werden Letztere in den vier Gemeinden Binau, Guttenbach, Neckargerach und Zwingenberg die Gottesdienste am Laufen halten. Kein einfaches "Geschäft" und auch für einen Pfarrer schon mit viel Hin und Her verbunden.

Die vor sechs Jahren zur Kirchengemeinde Mittleres Neckartal fusionierten Gemeinden hatte der Scheidende auch bei seiner Rede im Blick, die Predigt, Rückblick und Zukunftsauftrag zugleich war. Die Einheit, zu der Paulus die Epheser eindringlich gemahnt und dessen Brief Roth-Landzettel als Predigttext gewählt hatte, sie war und ist sein großes Anliegen an die Gemeinden. "Wir haben Glauben nie für uns allein", appellierte er, "bitte gebt den Glauben weiter!" Die Zwangsehe der vier Gemeinden habe keiner gewollt, doch das Beste daraus gemacht. "Das ist vorläufig eure Aufgabe."

Gute Voraussetzungen dazu sieht der Pfarrer gegeben und zählte auf, was ihn an seinen Wirkungsorten am Neckar an Positiven begegnet sei: Begeisterung und Hingabe an den Glauben, Unkompliziertheit und Aufgeschlossenheit für Neues, Herzlichkeit im Miteinander der Kreise und Gruppen. "Stärkt, was ihr habt", machte er seinen Schäfchen Mut und gab zugleich als Empfehlung: "Was ihr braucht, sind Gottesdienste als sichtbares Zeichen der Einheit und als Bestärkung des Glaubens."

Ohne es direkt zu sagen, wünschte er durchaus besser besuchte Gottesdienste und sah sich da einig mit dem Briefschreiber Paulus. "Weißt du noch, mit welcher Hingabe du einmal begonnen hast? Was ist davon geblieben?" Und fügte im Hinblick auf das rund 230 Meter höher gelegene Fahrenbach an: "Ich werde von oben ab und zu herabschauen, ob’s klappt…"

Schuldekan Martin Schwarz verband Freude und Dank für die Treue zum Kirchenbezirk, in dem man froh sei für einen Dienst, der mit so viel Herzblut ausgeübt werde. "Du bist ein Sämann Gottes, der viel auf den Weg gebracht hat, das nun im Glauben wachsen kann - sichtbar oder im Stillen." Wie Roth-Landzettel, nahm auch er die Gemeinde in den Blick ("Auch Sie säen.") und ermutigte diese, denn als Christen seien sie nicht allein unterwegs, "auch wenn der Pfarrer geht". Da passte es gut, dass die MfG-Band musikalischen "Rückenwind" lieferte, der zuerst Michael Roth-Landzettel sich erheben, mitsingen und mitklatschen ließ, und dem ein Gutteil der Gottesdienstbesucher folgte. Bewegt und bewegend war schließlich das Abendmahl, das Prädikant Klaus Jäckle und Roth-Landzettel als "Wandelmahl" feierten.

Nach dem gut anderthalbstündigen Gottesdienst eilte Michael Roth-Landzettel an die Kirchentür und verabschiedete sich persönlich von jeder und jedem Einzelnen. Es waren etliche Umarmungen und manche Träne.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.