Mosbacher Waldstadt

Bürgerwille hier - Rathaus und Kirchengemeinden dort

In der Waldstadt besteht in Sachen "Raumentwicklung" dringender Handlungsbedarf – Unterschriftenliste übergeben

28.07.2017 UPDATE: 29.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden

Beim Thema "Raumentwicklung" in der Waldstadt kommt man einfach nicht weiter: Der Plan, den evangelischen und katholischen Kindergarten (unsere Aufnahme zeigt den evangelischen im dazugehörigen Gemeindehaus) in einem Neubau zusammenzuführen, ist vorerst vom Tisch. Aber nicht nur in Sachen Kindergartenplätze sieht man vor Ort dringenden Handlungsbedarf. Fotos: Heiko Schattauer

Von Heiko Schattauer

Mosbach. Die entscheidende Frage kommt ganz am Ende der Zusammenkunft: "Und was machen wir jetzt?", fragt Sigrid Keil in die kleine Runde, die da auf Wunsch des Bürgerforums Waldstadt im Rathaus Mosbach zusammengekommen ist. Eine zufriedenstellende Antwort können weder die drei Herren auf der anderen Tischseite - Michael Jann, Dieter Kautzmann und Eckhard Boer - noch Keils Mitstreiter aus der Waldstadt, Renate Blochmann und Bernd Söffner, liefern. Zwar ist man sich einig, dass im Stadtteil dringender Handlungsbedarf in Sachen "Raumentwicklung" besteht. Unklar ist aber nach wie vor, wie entsprechende und nachhaltige Handlungen am Ende tatsächlich aussehen sollen.

Auch wenn der Austausch zwischen den engagierten Waldstädtern und den Verantwortlichen der Stadt Mosbach durchaus verdeutlichte, dass man in eine ähnliche Richtung will, das Ziel liegt noch in weiter Ferne. Die Causa "Waldstadt" war unterdessen auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung ein Thema: Auf der Tagesordnung stand die Bekanntgabe von Ausschussberatungen zum geplanten Bau einer Kindertageseinrichtung schon vor der Übergabe der Unterschriftenliste des Bürgerforums an OB Jann.

687 Bürger - also fast die Hälfte aller erwachsenen Waldstädter - bekräftigen auf dieser Liste den Wunsch nach baldiger Lösung, um den räumlichen Bedürfnissen vor allem von Kindern und Jugendlichen vor Ort gerecht zu werden. Beide Kindergärten sind offenbar voll belegt, die räumliche Situation sowohl in der evangelischen wie auch in der katholischen Einrichtung suboptimal. Alles andere als optimal ist zudem das seit Jahren im Container betriebene Jugendhaus, einen (öffentlichen) Veranstaltungsraum gibt es seit Abbruch des katholischen Gemeindehauses in der Waldstadt gar nicht mehr.

Das Bürgerforum strebt eine Gesamtkonzeption an: "Bei der Entscheidung der Kindergartenfrage muss auf jeden Fall die Notwendigkeit weiterer öffentlicher Räume einbezogen werden", so der Standpunkt. Das sieht man bei der Stadt ganz ähnlich: "Wenn man was für die Kinder macht, muss man auch mit an Jugendräume denken", findet Michael Jann.

Wo liegt also das Problem? "Wir sind nur der Co-Pilot auf dieser Reise", skizziert Mosbachs Oberbürgermeister die Crux der Causa. Das Heft des Handelns haben laut Jann die kirchlichen Träger der beiden Kindergärten vor Ort in der Hand. Ein stimmiger Eintrag in dieses Heft steht immer noch aus. Geplant war der Neubau eines gemeinsamen Kindergartens von evangelischer und katholischer Kirchengemeinde auf dem Gelände der katholischen Kirche, wo sich zuvor das Gemeindehaus befand. Auf der anderen Straßenseite sollte das evangelischen Gemeindehaus als öffentliche Begegnungsstätte und Treffpunkt für die Jugend mit genutzt werden.

Nachdem sich nach vielen Gesprächen und Planungen noch Mitte Juli eine "tragfähige Lösungsmöglichkeit" abgezeichnet hatte, haben sich nun vergangene Woche laut Oberbürgermeister Jann "die Ereignisse überschlagen". Am gleichen Tag sei der Stadtverwaltung zunächst ein Schreiben mit einer aktualisierten Kostenberechnung der katholischen Verrechnungsstelle eingegangen. Die darin angegebenen Kosten waren um knapp 900.000 auf 2,6 Millionen Euro gestiegen. Nur kurze Zeit später habe die Stadt dann ein Schreiben der katholischen Kirchengemeinde "Mose" erreicht. Darin heißt es: "Der Stiftungsrat beschloss einstimmig, das Projekt Neubau Kindergarten Mosbach Waldstadt unverzüglich zu stoppen", so Jann in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Der Stadt könne man das Grundstück zur Verfügung stellen, bis 11. August soll die sich für oder gegen dieses Angebot entscheiden, bis Ende September dann einen Konzeptvorschlag samt Finanzierung vorlegen. Das sei in der Kürze der Zeit schlicht nicht darstellbar, befand Jann, eine Beschlussfassung durch den Gemeinderat sei durch den Meinungsumschwung der katholischen Kirchengemeinde "erneut verhindert worden".

Aufgeben will man ein gemeinsames Projekt aber noch nicht: "Wir werden im September noch mal eine Runde anberaumen", so OB Jann. Nach den Ferien wolle man die "Ver-treter und Organe der Träger" als auch Mitglieder des Bürgerforums an einen Tisch bringen. Und dann "hoffent-lich positive und zielführende Gespräche" führen. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, bleibt fraglich.

In letzter Konsequenz müsste man dann wieder neue Überlegungen anstellen, neue Pläne machen. Nach denen die Konfessionen getrennt voneinander ihre Kindergärten weiterentwickeln oder die Stadt eben doch als Bauherr aktiv wird. "Irgendwie sind wir jetzt wieder da, wo wir vor zwei Jahren waren", sagt Bernd Söffner. An diesem Punkt taucht dann zwangsläufig die eingangs gestellte Frage wieder auf.

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