Mosbacher Kindergärten

Wie geht es weiter für die Waldtstadtkinder?

Die Evangelische Kirchengemeinde Waldstadt diskutierte über weitere Nutzung des Gemeindehauses und Optionen der Kindergartenzukunft

20.04.2017 UPDATE: 21.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden

Wie sieht die Zukunft des evangelischen Gemeindezentrums in der Mosbacher Waldstadt aus? Der Mosbacher Gemeinderat muss über den Standort eines neuen Kindergartens entscheiden, erst dann entscheidet die Kirchengemeinde, wie das Gebäude weiter genutzt wird. Foto: Heiko Schattauer

Von Stephanie Kern

Mosbach. Über die Zukunft der Kinderbetreuung in der Mosbacher Waldstadt wird seit Jahren diskutiert. Noch in diesem Jahr stehen Beschlüsse an. Und auch, wenn der Gemeinderat der Stadt Mosbach noch entscheiden muss, steht wohl schon fest, dass es keine zwei Kindergärten an zwei Standorten, sondern zwei Einrichtungen unter einem Dach geben soll. "Diese Lösung wird von der Stadt Mosbach wohl favorisiert", sagt Dekan Folkhard Krall.

Nicht als Dekan, sondern als Leiter der evangelischen Stiftsgemeinde (zu der die Waldstadt gehört), kam er vor Ostern ins Gespräch mit den Gemeindegliedern in der Waldstadt. Gut 70 Interessierte informierten sich und "diskutierten ausführlich und intensiv", so Krall. Zur Diskussion standen mehrere Optionen - die allerdings alle in Abhängigkeit von der Gemeinderatsentscheidung stehen. Diese soll bis zur Sommerpause fallen.

Der Gemeinderat Mosbach soll festlegen, an welchem Standort die Kinderbetreuung in der Waldstadt fortgeführt wird. Aktuell gibt es sowohl einen katholischen (Solbergallee) und einen evangelischen (Tarunstraße) Kindergarten. Für beide Standorte sollten die Kirchengemeinden Planungen für zwei Kindergärten unter einem Dach vorlegen.

Für die evangelische Kirchengemeinde würde der Kindergartenzuschlag bedeuten, dass die Stadt an das bestehende Gemeindehaus weitere Kindergarten-Gruppenräume anbaut. Die Kirche müsste ihr Gemeindehaus sanieren, Kostenpunkt für die Kirchengemeinde: wahrscheinlich 100.000 Euro.

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Falls der Kindergarten aber an die Solbergallee geht, müsste sich die evangelische Gemeinde überlegen, wie es mit dem eigenen Gebäude weitergeht. "Es muss auf jeden Fall saniert werden. Der energetische Standard ist auf dem Stand der 70er-Jahre", erklärt Folkhard Krall. Für den Fall eines Kindergartens in der Solbergallee haben sich die Gemeindeglieder auch schon einige Gedanken gemacht. "Wenn dieser Fall eintritt, erwarten wir eine Deckungslücke von 20.000 bis 25.000 Euro." Eine Möglichkeit, dieses Defizit zu reduzieren, wäre, eine andere Nutzung zu integrieren. Wie beispielsweise Möglichkeiten für einen Jugendraum zu schaffen. "Die Nutzung für Jugendarbeit finden wir sehr sinnvoll", sagt Krall. Doch der Nutzungspartner müsste bereit sein, sich finanziell an den Betriebskosten zu beteiligen. Die energetische Sanierung in Höhe von 300.000 Euro müsste die Kirchengemeinde zwar selbst tragen, das Defizit (und somit der Anteil für den Partner) würde aber dementsprechend steigen.

Und deshalb gibt es für die evangelischen Gemeindeglieder auch noch ein Szenario 3. "Die radikalste Lösung wäre, das Gebäude komplett zu verkaufen und uns einzumieten." Denn einen Raum für Gottesdienste und "Gemeindehaus" bräuchte man ja trotzdem noch. Dieser Ansatz würde zwar erst mal keine Kosten verursachen (weder für Betrieb noch für Sanierung), die Kirchengemeinde müsste aber Miete zahlen. Hinzu komme der ideelle Wert: "Es ist natürlich auch schmerzlich, sich von so einem Gebäude zu trennen. Rein finanziell würde es uns sehr helfen", meint Krall.

Wunschszenario der evangelischen Kirchengemeinde wäre Nummer 1: viergruppiger, zweikonfessioneller Kindergarten in der Tarunstraße. Das würde sich aber wohl auch die katholische Kirchengemeinde für ihren Standort in der Solbergallee wünschen. "Die katholische Kirchengemeinde hat sich festgelegt, dass deren Gebäude nicht umgenutzt, sondern abgerissen wird, wenn der Kindergarten in die Tarunstraße kommt. Mit dieser Festlegung ergeben sich für uns auch wieder Einschränkungen", berichtet Krall. Zwar sei dies "keine günstige Entwicklung", aber die katholische Kirche sei in ihren Entscheidungen natürlich frei. Krall: Dadurch lastet auf der evangelischen Kirchengemeinde ein erhöhter Druck. Bedarf gibt es ja in der Waldstadt." Seit Jahren wird dort über die Einrichtung eines Jugendtreffs diskutiert, nach dem Neubau des katholischen Gemeindehauses fiel auch der VfB-Treff weg. Ein städtisches Gebäude für Veranstaltungen oder Treffs gibt es nicht.

Bis zum Sommer soll der Gemeinderat entscheiden. Ein möglicher Abriss eines der Gebäude sei aber "kein Faktor für eine Entscheidung", so Dieter Kautzmann, Leiter der Abteilung Bildung und Generationen der Stadt Mosbach. Wenn die evangelische Kirchengemeinde den Kindergarten nicht bekomme, müsse der Diskussionsprozess weitergehen. "Unser Interesse wäre dann, nach anderen Bedarfen zu suchen und wenn finanziell möglich, zu realisieren", so Krall. "Wenn sich niemand findet, werden wir das Gemeindehaus tatsächlich schließen müssen. Aber das will niemand." Nach zwei Jahren voll kontroverser Diskussionen habe die Infoveranstaltung in der Waldstadt aber auch eines gezeigt: "Wir sind uns einig, dass es nicht gegeneinander geht."

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