Mosbach: Das "Bürgerforum" sorgt sich um die Waldstadt

Ohne Konzept für die Jugend und öffentliche Räume droht ein "schönes Ghetto": Rund 2400 Einwohner zählt die vor über 50 Jahren erbaute Waldstadt

20.03.2017 UPDATE: 21.03.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Baustelle Waldstadt: Der „Kehraus“ musste abgesagt werden, die Raumnot sorgt für Konflikte. Nun hofft das „Bürgerforum Waldstadt“, dass der Gemeinderat nicht nur über den Kindergartenneubau abstimmt, sondern auch an öffentliche Räume bzw. einen Jugendtreff denkt. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Mosbach. "Die Waldstadtbürger sind praktisch raumlos" - sagen die Verantwortlichen des "Bürgerforums Waldstadt". Der Mangel an öffentlichen Räumen, der dem Abriss des alten katholischen Gemeindezentrums folgte, beschäftigt das Bürgerforum schon seit geraumer Zeit. Nun drängt die Gruppe darauf, dass der Mosbacher Gemeinderat im Mai nicht nur über den Kindergartenneubau entscheidet, sondern auch ein Signal gibt, wie es mit Jugend- und öffentlichen Räumen vor Ort weitergehen soll. Die Engagierten hoffen, dass sich die Worte aus Hölderlins Hymne "Patmos" bewahrheiten: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." Denn eigentlich stecke in einer Neukonzeption eine ganz große Chance.

Rund 2400 Einwohner zählt die vor über 50 Jahren erbaute Waldstadt - und befindet sich seit fünf Jahren in einem umfassenden Generationswechsel. Ging hier früher die Kinderzahl kontinuierlich zurück, so steigt nun die Schülerzahl der Grundschule stetig. Voll sind auch die beiden konfessionellen Kindergärten. "Hier beträgt die Wartezeit derzeit ein Jahr.

Die Stadt verweist uns auf andere Kitas im Stadtgebiet", erklärt Dominik Kleinrahm, Elternbeirat des ev. Kindergartens. "Die Identifikation mit der Waldstadt funktioniert so nicht. Wenn es in Zukunft keine öffentlichen Räume gibt, entsteht hier ein schönes Ghetto", befürchtet der 2015 in die Waldstadt Gezogene Kleinrahm.

Wie schwierig es ist, Freiräume zu finden, zeigte sich im Februar. Das Bürgerforum wollte den "Kehraus" wiederbeleben. "Das war früher eine der größten Fastnachtsveranstaltungen in Mosbach", erinnert sich Susanne Herberg. Die Plakate waren schon gedruckt, Pressemitteilungen und Ankündigungen bereits verschickt, dann musste man die Feier absagen.

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Die Grundschule zeigte sich wenig begeistert von der Idee, dass ihre Außenanlage wieder zu einem Festplatz werden sollte - wie bereits im Dezember beim "Weihnachtszauber". Längst habe sich das Schulgelände unter Jugendlichen zu einer inoffiziellen Partymeile entwickelt. Tatsächlich platzt der Jugendhaus-Container aus allen Nähten. Davon abgesehen, dass er seit über fünf Jahren ohne Wasseranschluss und eigene Toiletten auskommen muss. Ein zweiter Container sei zwar durch Spendengelder schon finanziert, jedoch verzögere sich der Aufbau immer wieder.

Vielleicht könnte man ja ganz darauf verzichten, denn nun kommt die große Chance für die Waldstadt, die momentan weder über eine Gaststätte noch ein Vereinsheim für den 630 Mitglieder starken VfB verfügt. Letzteres befand sich im Keller des alten katholischen Gemeindezentrums und bot jugendlichen Mitgliedern unter der Woche einen überdachten Treffpunkt. "Auch nach einem gut verlaufenen Turnier haben wir hier keine Möglichkeit, es gemütlich ausklingen zu lassen", bedauert VfB-Vorsitzender Gerhard Hummler die derzeitige Situation. Die Halle sei nämlich eine reine Sporthalle, keine Festhalle.

"Wir hoffen, dass der Gemeinderat nicht nur darüber entscheidet, wie der Kindergartenneubau aussehen soll, sondern gleichzeitig über eine Gesamtkonzeption nachdenkt", betont Susanne Herberg. Wenn auf der katholischen Seite gebaut würde - wonach es momentan aussehe - dann bekäme die evangelische Kirche ein Riesenproblem, wenn der ev. Kindergarten ausziehe. Denn momentan finanziere die Kommune das Gebäude zu 70 Prozent über den Kindergarten.

Zwei mögliche Folgeszenarien zeichnet die Kinderärztin auf: "Wenn das ev. Gebäude fällt, ist auch die Predigtstelle in der Waldstadt weg." Vor allem wenn man daran denke, dass die Landeskirche derzeit ihre Gemeinden anhalte, ihre Liegenschaften um 30 Prozent zu reduzieren. Eine "Riesenchance" ergäbe sich aber, wenn die Stadt die frei werdenden Räume als Jugendtreff bzw. öffentliche Räume weiter nutze. Zumindest auf eine Absichtserklärung, die in diese Richtung ziele, hofft nun das Bürgerforum.

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