Johannes-Diakonie startet Millionenprojekt in Mosbach
Erster Spatenstich für Klinikneubau an symbolträchtigem Standort

Pfarrer Richard Lallathin betonte nach einem einführenden Musikstück der Gruppe "Saxophonix" die Wichtigkeit der Gesundheit und deren Wiederherstellung. Auch die Symbolik der Örtlichkeit, auf der bereits vor über 500 Jahren das "Siechen- und Leprösenhaus" stand und auf dem vor 115 Jahren der erste Klinikbau entstanden war, setzten das lange heilerische Wirken würdig fort.
Im Anschluss an die Andacht begrüßte der Vorstandsvorsitzende der Johannes-Diakonie Mosbach, Dr. Hanns-Lothar Förschler, die Gäste und stellte den Neubau als "einen wesentlichen Meilenstein der medizinischen Versorgung einer neuen Ära der klinischen Arbeit" dar. Auch dankte er Sozialministerin Altpeter und deren Behörde, die zwei Drittel der Baukosten bereitstellen. Durch das neue Klinikum sei es nun möglich, die bislang auf fünf Standorte verteilten medizinischen Einrichtungen an einem Platz zusammenzuziehen. Und unter der "neuen Marke Diakonie-Klink Mosbach" die medizinische Versorgung sicher zu stellen. Mit der Fertigstellung rechne er nach Auskunft des Generalunternehmers spätestens im Frühjahr 2016.
Geschäftsbereichsleiter Alexander Straus beleuchtete das Projekt, das 2010 mit einer Machbarkeitsstudie begann, sich in einem Realisierungswettbewerb 2012 fortsetzte und mit der Aufnahme in das Jahreskrankenhausprogramm des Landes 2013 sein Zwischenziel erreichte. Auch führte er aus, dass mit dem Neubau 98 neue Belegplätze mit 140 Mitarbeitern und einer Erwartung von 9 Millionen Euro jährlichem Erlös geschaffen würden. Dr. Karsten Rudolf beschrieb als Ärztlicher Direktor seine Erwartungen. Er sprach vom "neuen Ort der Begegnung von Menschen und ... Ort des Lebens". Durch die Zusammenlegung der Bereiche Neuropsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Innere Medizin, Psychiatrische Ambulanz und Laboren werde ein neuer "Lebensraum" gestaltet, an dem "Menschen mit vielerlei Konflikten" zusammen arbeiten.
Ministerialdirektor Jürgen Lämmle (Ministerium für Arbeit und Sozialordnung) beschrieb das Vorhaben als Notwendigkeit, um die bisherigen medizinischen Beeinträchtigungen abzubauen, ehe er sich dem noch nicht endgültig gelösten Bereich der Betriebskostenerstattung zuwandte und ein Plädoyer für die gemeindenahe tagesklinische Versorgung hielt.
Landrat Dr. Achim Brötel bedauerte, dass durch die neue Klinik zwar in Schwarzach eine "bittere Pille" geschluckt werden müsse, der ergriffene Schritt aber aufgrund der besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung einen "dauerhaft zukunftsfähigen Schritt" darstelle. Brötel äußerte den Wunsch, auch die Komplexeinrichtung zu erhalten, damit für die Betroffenen ein "Wunsch- und Wahlrecht" bestehen bliebe - und nicht gegen deren Willen eine Art "Zwangsinklusion" durchgesetzt wird. Dies widerspräche den bisher gemachten guten Erfahrungen und dem Inhalt der UN-Konvention.
MdB Dr. Dorothee Schlegel lobte die Bündelung aller Kräfte in der neuen Einrichtung, was sowohl die Arbeit der beteiligten Ärzte, als auch der Patienten und des Personals betreffe. Allerdings bereite ihr die prekäre Situation der fehlenden Fachkräfte große Sorge, es erfordere große Anstrengungen, den Mangel zu beheben. MdB Nina Warken unterstrich, dass Behinderung kein Zustand sei, der Mitleid auslösen solle, sondern dahin führen müsse, dieser Personengruppe partnerschaftliche Anerkennung und Motivation zur Selbstständigkeit zu bieten. Hierin sah sie sowohl in den bestehenden Wohn- und Betreuungsangeboten, als auch in dem Neubau die besten Möglichkeiten. MdL Georg Nelius lobte die Reaktion der Diakonie, schnell auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagiert zu haben und "den größten Komplexstandort einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Baden Württemberg zukunftsfähig zu machen".
Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann bezeichnete Inklusion als "schon lange gelebte Realität in Mosbach" und sprach seinen Dank an alle Beteiligten aus, ehe der pädagogische Vorstand Jörg Huber die Bedeutung des Gesundheitssektors herausstellte: Der sei nämlich der beschäftigungsstärkste Wirtschaftsfaktor im Land, in dem 12 Prozent aller Beschäftigten tätig seien und in den ein Drittel der Ausgaben der Krankenkassen fließen. Mit humorvollen Betrachtungen in eigenen und Eugen-Roth-Gedichten leitete er zum ersten Spatenstich über, dem Festakt und Buffet folgten.