Die Altstadt soll kein Taubenschlag werden
Stadtverwaltung will ein Taubenhaus bauen und sucht geeigneten Standort - Beschwerden sind im Rathaus eingegangen

In Mosbach wird das Füttern von Tauben bestraft. Um die gurrende Herausforderung in der Innenstadt zu lösen, will die Stadtverwaltung Mosbach ein Taubenhaus errichten. Dafür sucht man gerade einen geeigneten Standort. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Mosbach. Egal, ob Berlin, Stuttgart oder Mosbach - sie ist überall: die Taube. Und gerade der Kot, den die stetig wachsende Populationen hinterlassen, ist vielen ein Dorn im Auge. Im Grunde ist sie aber ein putziges und unschuldiges Tier, mit Knopfaugen und wippendem Kopf. Auch symbolisch hat die Taube einiges zu bieten: Sie verkörpert den Heiligen Geist, ist Sinnbild für Frieden. Doch im Alltag siedeln sich Tauben auf Dächern oder gar in Hohlräumen in Häusern an, immer wieder gehen Beschwerden bei der Stadt ein. Dies bestätigt die städtische Pressestelle auf Nachfrage der Rhein-Neckar-Zeitung. Mosbacher Bürger(innen) richten dabei ihren Blickwinkel auf Brutstätten und Verschmutzungen, erläutert Meike Wendt, Pressesprecherin der Stadt Mosbach.
Die Aversion gegen Tauben ist keineswegs nur ein deutsches Phänomen. Weltweit nehmen Städte die Befindlichkeiten ihrer Bürgerinnen und Bürger zum Anlass, gegen die Vögel vorzugehen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Mafo.de aus dem Jahr 2016 findet jeder Fünfte in der Bundesrepublik Tauben abstoßend. Frauen rümpfen häufiger als Männer die Nasen, die Jüngeren sowieso. Das Problem, das viele mit den Tieren haben: Es werden immer mehr. "Die Beobachtung zeigt, dass die Taubenpopulation in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist", ist aus dem Mosbacher Rathaus dazu zu erfahren. Die Stadtverwaltung schätzt die Zahl der Vögel in der Altstadt auf 80 bis 100.
Wobei die Tiere vermehrt an bestimmten Orten im Stadtgebiet anzutreffen seien. Die Hauptstraße, die Ecken rund um den Marktplatz und die umliegenden Gassen sowie das Areal um das Museum hat man der Pressestelle zufolge als Schwerpunkte ausgemacht.
Aber wie will die Stadt die tierische Problematik in den Griff bekommen? Die Antwort der Verwaltung lautet: ein Taubenhaus. Die Errichtung einer solchen Unterkunft will die Stadtverwaltung nun forcieren und sucht einen geeigneten Standort dafür. Allerdings sieht man sich dabei auch vor der Herausforderung stehen, dass die Mosbacher Innenstadt nur sehr begrenzt Platz dafür bietet. Zumal zu weit entfernte Standorte von den Tieren nicht angenommen würden, wie Pressesprecherin Meike Wendt von bisherigen Erfahrungen anderer Städte berichtet.
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In einem Taubenhaus soll dann die Mission heißen: Brutkontrolle. Auf diesem Wege will man der Pressestelle zufolge eine weitere Vermehrung der Vögel möglichst vermeiden. Für den Bau eines Taubenhauses nimmt die Stadtverwaltung auch Geld in die Hand. 5000 Euro sind dafür im Haushalt 2019 vorgesehen. Zudem rechnet man mit weiteren Kosten für die Betreuung der Tiere und für die Reinigung der Unterkunft. Aus Sicht der Nabu-Ortsgruppe Mosbach wäre ein solches Taubenhaus "praktikabel und am tierfreundlichsten, wenngleich auch sehr aufwendig", erklärt Vorsitzender Peter Baust.
Obendrein appelliert man im Rathaus an alle Hauseigentümer in der schmucken Innenstadt, ihre Gebäude "taubensicher" zu machen. Mit anderen Worten: Man möge zum Beispiel Netze oder sogenannte Spikes anbringen, um die Tauben fernzuhalten. Man habe festgestellt, dass die Tiere Dachüberstände, herausstehende Balken sowie Hohlräume an Gebäuden nutzen. Und davon gibt es laut der Verwaltung reichlich in der Altstadt, jedoch hauptsächlich im Privatbesitz.
Den blau-grauen Stadttauben eilt der Ruf voraus, Schmutz und Krankheiten zu verbreiten. Doch wie gefährlich sind sie wirklich? "Tauben werden oft in Großstädten zum Politikum, da Tierschutzinteressen mit Hygienebedürfnissen bzw. dem Wunsch nach einer Taubenbekämpfung aufeinanderprallen", sagt Dr. Ulrich Bennemann vom Fachdienst Veterinärwesen in Buchen. Nach Einschätzung des Landratsamts-Fachdienstes sind Erkrankungen, die von diesen Vögeln auf den Menschen übertragen werden, äußerst selten. Der Passant, der an einer Taube vorübergeht oder über den eine Taube fliegt, sei nicht gefährdet. Erst bei intensivem Taubenkontakt können laut Bennemann zum Beispiel bakterielle Krankheiten wie Salmonellose oder Ornithose auf den Menschen übertragen werden. Und dieser intensive Kontakt sei beispielsweise bei Taubenhaltern gegeben.
Dass Tauben gern in der Stadt unterwegs sind, hat seine Gründe: Ob pappige Brötchen, Currywurst oder Dönerreste - in Sachen Ernährung sind Tauben nicht wählerisch. Sie stürzen sich auf alles, was Menschen entsorgen und sie auf der Straße finden. Deshalb gibt es in Mosbach auch ein sogenanntes Taubenfütterungsverbot, geregelt durch die Polizeiverordnung. "Entsprechende Ordnungswidrigkeiten können mit einer Geldbuße geahndet werden", bekräftigt Meike Wendt, die nun auf das Taubenhaus und ein bisschen weniger Gurren in der Innenstadt hofft.