In Mosbach ist jetzt eine Pferdestaffel der Polizei unterwegs
Es ist aus Polizeisicht etwas ruhiger geworden - Unterstützung durch Pferdestaffel - Offene Fragen beim "Streetworker"

Von Alexander Rechner
Mosbach. Neugierig streckten "Don Camillo" und "Corleone" den Kopf. Den beiden Pferden war die Umgebung noch unbekannt. Aufmerksam trabten die stattlichen Rösser durch den Mosbacher Stadtpark. Dienstlich. Denn die beiden stehen in Diensten der baden-württembergischen Polizei.
Dieser Tage waren sie erstmals in Mosbach im Einsatz. Die tierischen Angestellten unterstützten die Polizisten, um Kriminelle abzuschrecken oder – im Fall der Fälle – auch zu verfolgen. "Meine beiden Kolleginnen stammen von der Polizeireiterstaffel der Bereitschaftspolizeidirektion Bruchsal mit Sitz in Mannheim", erläutert Achim Küller, Leiter des Mosbacher Reviers, gegenüber der RNZ.
Die beiden Polizistinnen zeigen wie ihre Mosbacher Kollegen Präsenz. "Ich gehe derzeit davon aus, dass wir sie – auch während der wärmeren Jahreszeit – etwas häufiger sehen werden", schildert der Revierleiter.
Schließlich hielt im Frühjahr vergangenen Jahres eine Gruppe von Jugendlichen in der Mosbacher Innenstadt, überwiegend im Stadtpark und im Gartenweg, die Beamten ziemlich auf Trab. Diebstähle, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen waren an der Tagesordnung.
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"Inzwischen ist es ruhiger geworden. Einzelne Mitglieder treffen wir bei unseren Kontrollen noch an, von einer Gruppe mit einer entsprechenden Dynamik kann hier aber nicht mehr gesprochen werden", führt Achim Küller zur aktuellen Situation aus. Um der Lage schnell Herr zu werden, hatte man im Revier eine kleine Ermittlungsgruppe gebildet. Das Ziel lautete: konsequente Strafverfolgung und Verhinderung weiterer Straftaten.
Im Bereich des Areals Bachmühle komme es aber nach wie vor immer mal wieder zu Diebstählen oder Streitigkeiten mit Körperverletzungen. "Dies ist aber nicht auf die Gruppierung von Frühjahr 2019 zurückzuführen", unterstreicht Achim Küller. Deshalb gilt für den Revierleiter weiterhin: Neben anderen Örtlichkeiten wird dieses Areal von den Polizeistreifen verstärkt angefahren und überprüft. "Diesen Kontrolldruck wollen wir aufrecht erhalten", betont er.
Gleichzeitig setzt man vonseiten der Stadt Mosbach auch auf eine präventive Komponente. "Nach wie vor sind wir davon überzeugt, dass ein Streetworker wichtige präventive Arbeit leisten kann", erklären Oberbürgermeister Michael Jann und Bürgermeister Michael Keilbach.
Deshalb trat man an den Landkreis heran und beantragte "die Beauftragung eines Streetworkers und dessen Einsatz in der Großen Kreisstadt durch den Neckar-Odenwald-Kreis". Der Kreistag hat in seiner Dezember-Sitzung die "Richtlinien zur Förderung der Mobilen Jugendsozialarbeit im Neckar-Odenwald-Kreis" einstimmig beschlossen.
Der Landkreis fördert auf dieser Grundlage seit dem Jahreswechsel für zunächst drei Jahre bis zu drei Vollzeitstellen. Die Fördersumme des Landkreises beträgt 11.000 Euro für jede Vollzeitstelle.
"Grundsätzlich ist die Förderung durchaus positiv zu bewerten, und wir sind froh darüber", erklären Jann und Keilbach, nicht ohne zu ergänzen: "Allerdings waren wir zu diesem Thema lange Zeit im Gespräch mit dem Landratsamt und schon überrascht, dass uns die Information über die weitere Entwicklung beziehungsweise den Sachstand über die Zeitung erreicht hat. Und nicht nur das, auch das Ergebnis hat uns durchaus verwundert."
Konkret hätten sie sich eine höhere Fördersumme gewünscht. Eigentlich wollte sich die Stadtverwaltung "gerne anteilig an den Kosten beteiligen, da es sich zwar zu einem großen Anteil um auswärtige Jugendliche handelt, aber eben auch um Mosbach geht". Zumal der Landkreis Träger der Jugendhilfe sei. Nun sei aber gerade mal ein Sechstel der Kosten eines Streetworkers als pädagogische Fachkraft gedeckt, wie sie sagen.
Dagegen erläutert Landrat Dr. Achim Brötel gegenüber der RNZ, warum der Kreistag einstimmig den Beschluss so gefasst hat. "Zunächst einmal ist das Thema offenbar ein rein lokales Mosbacher Problem. Zumindest liegen uns aus anderen Kommunen keine solchen Problemanzeigen vor", sagt der Kreischef und fügt hinzu: "Dazu kommt die sicher berechtigte Frage, ob Streetworking ausgerechnet bei so hoch aggressiven Gangs wie dieser Gruppierung, die der Auslöser war, überhaupt ein probates Mittel ist."
Deshalb habe der Landkreis in Absprache mit der Staatsanwaltschaft ein Anti-Aggressionstraining für diese Zielgruppe organisiert und über den Verein "Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis" komplett finanziert. "Das ist ein vergleichsweise teurer, aus unserer Sicht aber wirksamerer Ansatz. Und die ersten konkreten Maßnahmen laufen nun gerade an", schildert er. Im Übrigen habe selbst die Stadt Mosbach keine 100 Prozent-Finanzierung beantragt, sondern ausdrücklich eine kommunale Mitfinanzierung angeboten, und der Kreis habe sich an die vergleichbare Praxis anderer Landkreise angelehnt.
Die Stadtverwaltung will nun die Thematik in einer der nächsten Sitzungen des Gemeinderats beraten. "Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen", erläutern Michael Jann und Michael Keilbach. Schließlich ist man im Mosbacher Rathaus davon überzeugt, dass der Einsatz eines Streetworkers wichtig ist.