Lockerungen

Montag können die Mosbacher Schuhgeschäfte wohl wieder öffnen

Ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein - Es sind noch Dinge abzuklären

16.04.2020 UPDATE: 17.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden
Tamara Stadler bot während der Geschäftsschließungen Videoberatungen für den Schuhkauf an. Foto: zg

Von Stephanie Kern

Mosbach. Ob Peter Stadler seine Schuhgeschäfte in Mosbach am Montag tatsächlich wieder öffnen kann, ist noch nicht ganz klar. "Es sieht aber danach aus", sagt Stadler. Für die Einzelhändler in der Mosbacher Innenstadt beginnt nach dem Corona-bedingten Lockdown nun eine neue Art des Verkaufens – auf Corona-Art sozusagen.

"Es sind jetzt noch einige Dinge abzuklären, gerade was die Hygienemaßnahmen angeht", sagt Stadler. Und weiter: "Es ist natürlich klar, dass sich keine Menschenmassen im Laden aufhalten sollen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden müssen." In den vergangenen Wochen hätten die Menschen aber gezeigt, dass sie sich verantwortungsvoll verhalten. "Die Befürchtungen unserer Landesregierung, dass die Fußgängerzonen und Geschäfte überfüllt sein könnten, teile ich nicht", sagt Peter Stadler.

In den vergangenen Wochen haben die drei Schuhhäuser in Mosbach (Stadler, Schuh-Treff und Quick-Schuh) den Online-Verkauf hochgefahren. "Bis fast an die Kapazitätsgrenze", sagt Stadler. "Trotzdem kompensiert das nicht im Ansatz die Verkaufszahlen, die wir sonst hätten." Eine "gigantische Menge an Schuhen" sei nun einfach nicht verkauft worden. "Zudem bringt der Online-Verkauf nicht den gleichen Erlös wie der stationäre Handel", erläutert Stadler. Denn der Versand (und gegebenenfalls der Rückversand) müssen bezahlt werden, und es werden auch viel mehr Waren zurück gegeben. "Es ging eher darum, dass Ware abfließt. Der Online-Verkauf ist nicht die Rettung für uns stationäre Händler. Leben können wir davon nicht."

Tamara Stadler bot für den Schuh-Treff in der Zeit des Lockdowns Schuh-Kaufberatung per Videochat an. "Das wurde gut angenommen", erklärt sie. Aber Kosten und Nutzen stünden bei teilweise 30 Minuten telefonischer Beratung in keinem Verhältnis. "Es war eher ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein", so Tamara Stadler. Vor allem für Kinderschuhe seien die Videochats in Anspruch genommen worden. "Und die Mütter waren darüber auch sehr dankbar."

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Die Größenermittlung gelinge auch per Video ganz gut, komplizierter werde es dann aber bei der Spannweite. "Wir sind dankbar für die Menschen, die uns kontaktiert haben. Denn die haben sich bewusst dafür entschieden, uns zu unterstützen", sagt Tamara Stadler. Wenn sie aber nur auf die Anzahl der verkauften Schuhe schaue, dann sei es nicht so, dass die Menschen ausschließlich beim Händler um die Ecke kauften.

Peter Stadler liefert dazu auch eine Größenordnung: Der Schaden durch den Lockdown belaufe sich allein in seinen Läden auf einen sechsstelligen Betrag. "Wir als Einzelhandel sind stark betroffen, das wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen – und auch wehtun." Dabei sei der Schaden für viele Kunden nicht greifbar.

Hinzu kommen viele Ungewissheiten. "Wir fühlen uns von der Politik schon etwas allein gelassen", meint Peter Stadler, der auch Vizepräsident des Handelsverbands Nordbaden für die Region Rhein-Neckar-Odenwald ist. Die Soforthilfen seien zwar geflossen. Aber auch die seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Wir als Einzelhändler würden uns zum Beispiel eine einheitliche Regelung bezüglich der Mieten wünschen", sagt Stadler. Denn auch wenn der Lockdown nun gelockert werde, die Perspektiven seien nicht rosig.

Dem europäischen Schuhmarkt werde ein Minus von 30 Prozent prognostiziert, in der Textilbranche sieht es auch nicht besser aus. "Da kommt sicher der ein oder andere ins Grübeln, ob er sein Geschäft überhaupt noch fortführen soll", meint Stadler. Für ihn treffe das aber nicht zu: "Zusammen mit meiner Frau Tamara und meinem Bruder Heiner führen wir unser Geschäft in vierter Generation und wir wollen dafür kämpfen, dass es weiter geht." Zumal Stadler der festen Überzeugung ist, dass Innenstädte den Einzelhandel brauchen, auch um den Substanzerhalt historischer Gebäude wie in Mosbach zu finanzieren.

"Wir sind froh, dass wir wieder öffnen können und ein Stück Normalität zurückkehrt", sagt Stadler noch. Ganz unbeschwert klingt er dabei nicht. Denn das Kaufverhalten habe sich in den vergangenen Jahren stark geändert. Die Menschen seien es gewohnt, dass im Internet immer alle Schuhe in großer Auswahl verfügbar seien. "Das kann man als stationärer Händler nicht leisten." Dafür fehle es manchmal auch an Verständnis. "Wir müssen unsere Ware vorbestellen und dadurch auch die Schuhproduktion vorfinanzieren. Und wir können nur wenig nachbestellen", erklärt Stadler.

Ob und wie die Menschen nach dem Corona-Shutdown wieder einkaufen gehen, sei da nur die nächste Unsicherheit. "Ich fühle mich ziemlich hin und her gerissen", beschreibt Tamara Stadler ihre Gefühlslage. Einerseits ist da die Freude auf ein Stück Normalität. Andererseits sei da die Furcht vor dem Ausbleiben der Kunden. "Wie sieht die Realität ab Montag aus?", fragt sie sich. Und damit wird Tamara Stadler nicht alleine dastehen ...

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