Aus der Kreuzung soll eine lebendige Ortsmitte werden
Limbach ist unter den 20 Modellkommunen im Programm "lebenswerte und barrierefreie Ortsmitten für Baden-Württemberg"

Limbach. (stk/pm) Lebendige Ortsmitten ermöglichen und fördern gesellschaftlichen Zusammenhalt, so sieht es (nicht nur) das Land Baden-Württemberg. Mehr als 70 Bewerbungen gab es, nun hat eine Jury 20 Modellkommunen ausgewählt, in denen beispielhaft gezeigt werden soll, wie Ortsmitten wieder in lebendige Plätze der Begegnung umgewandelt und zu Treffpunkten für eine gelebte Gemeinschaft werden können. Das Programm "Ortsmitten – gemeinsam barrierefrei und lebenswert gestalten" wurde unter Federführung des baden-württembergischen Ministeriums für Verkehr gemeinsam mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie dem Ministerium für Soziales und Integration konzipiert.
"Die Wahl fiel der Jury nicht leicht, denn es gab viele wirklich hochwertige Bewerbungen", sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. Unter den 20 Modellkommunen im Land ist auch eine aus dem Neckar-Odenwald-Kreis: Limbach. Bürgermeister Thorsten Weber und das Team der Verwaltung erreichte die erfreuliche Nachricht schon am 11. November. In diesem Jahr, in dem alles anders ist, die Rathausstürmung ausfallen musste, "war das eine närrisch gute Nachricht", wie Weber auf Anfrage der RNZ sagte. Denn die Ortsmitte ist ein Thema, das Weber unter den Nägeln brennt. Das Landesprogramm kam da wie gerufen. "Man hat immer Hoffnung, wenn man sich bewirbt. Dass es für uns als kleine Gemeinde nun geklappt hat, freut mich umso mehr", meinte der Bürgermeister.
Mit Hilfe des Programms sollen Wege gefunden werden, um Ortsmitten erlebbarer und besser nutzbar zu machen. "Passt wie die Faust aufs Auge für uns", dachte Weber. Denn die Limbacher Ortsmitte ist eigentlich die Kreuzung zweier Landesstraßen. Zu Stoßzeiten sei das Verkehrsaufkommen so groß, dass die Straße kaum passierbar ist. Dass hier etwas getan werden muss, dass professionelle Stadtplaner sich mit dieser Situation auseinander setzen müssen, hatte der Rathauschef "ohnehin im Hinterkopf". Dass es nun mit Landesunterstützung klappt, sei eine sehr gute Nachricht.
Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und auch hiesiger Abgeordneter, freute sich vor allem über die zahlreichen Bewerbungen von kleineren Kommunen. "Attraktive Ortskerne sind Kristallisationspunkte für die Dorfgemeinschaften. Sie schaffen Raum für Begegnung und stärken die Identifikation der Bürger mit ihrem Ort. Unser Projekt leistet somit einen Beitrag zur Innenentwicklung."
Manne Lucha, Minister für Soziales und Integration, betonte insbesondere die Bedeutung lebendiger Ortsmitten für ältere Menschen. "Die Coronakrise zeigt, wie wichtig es ist, auch im unmittelbaren Wohnumfeld eine barrierefreie Infrastruktur und soziale Angebote vorzufinden. Das gilt ganz besonders vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft. Ich freue mich deshalb sehr, dass in den ausgewählten Kommunen lebendige und generationengerechte Begegnungsorte vorangebracht werden."
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Hintergrund des Landesprojekts "Ortsmitten – gemeinsam barrierefrei und lebenswert gestalten" ist, dass viele Ortsmitten heute vor allem hauptsächlich dem Durchgangsverkehr oder als Parkplätze dienen. Das Landesprogramm leistet einen ersten richtungsweisenden Beitrag für das Ziel, bis 2030 insgesamt 500 lebendige und verkehrsberuhigte Ortsmitten im Land zu schaffen.
Nun sind zunächst die Kommunen am Zug: Sie sollen in partizipativen Verfahren Planungsbilder für barrierefreie und lebenswerte Ortsmitten entwickeln. Mit Hilfe der dort gesammelten Erfahrungen entsteht ein Leitfaden, der das Projekt in die Fläche bringt und anderen Kommunen Ideen und Inspirationen für eigene Aktivitäten liefert. Für Limbach bedeutet das jetzt: Anfang Dezember steht eine Videokonferenz mit der Planungsgesellschaft an. Dann soll auch der Gemeinderat in die inhaltliche Arbeit einsteigen. Im kommenden Jahr sollen auch die Bürger ins Boot geholt werden und sich und ihre Ideen einbringen. "Konkrete Vorstellungen" gibt es bei der Verwaltung noch nicht. "Denn die Situation ist in Limbach nicht einfach, und das war auch die Motivation für die Bewerbung", erklärte Thorsten Weber.
In den ausgewählten Städten und Gemeinden werden Verwaltung, Politik, Vereine und Verbände sowie Bürger nun gemeinsam Vorschläge für eine lebenswerte und barrierefreie Gestaltung der Ortsmitte erarbeiten und diskutieren. Unterstützt werden die Kommunen von zwei (vom Land finanzierten) Fachbüros; mit der umfassenden Beteiligung der Bürger sollen dabei mögliche Konflikte frühzeitig benannt und ausgeräumt werden. Thorsten Weber geht davon aus, dass das komplette nächste Jahr an Plänen gearbeitet wird: "Ich gehe davon aus, dass wir 2022 ein Leitbild haben. Inwiefern dann alles umgesetzt werden kann, müssen wir sehen." Vor der Arbeit bleibt nun noch ein paar Tage die Freude über die Auswahl – und dann soll aus der Kreuzung eine richtige Ortsmitte werden.



