Kampagne soll Tourismus im Landkreis stärken
Breitband: Neues und offenes Netz für mehrere Anbieter - Nur noch von 20 Prozent ein Vorvertrag nötig

Neckar-Odenwald-Kreis. (lra) Ein großes Programm hatte sich der Kreistagsausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr am Montag bei einer Sitzung im Haus der offenen Tür in Walldürn vorgenommen. Zunächst konnte Landrat Dr. Achim Brötel den Geschäftsführer der Breitbandversorgung Deutschland (BBV), Manfred Maschek, und den Leiter des kommunalen Netzausbaus der BBV, Marcus Böker, begrüßen. "Der Glasfaserausbau bis in die Häuser ist für die Zukunftsfähigkeit des Kreises ein sehr wichtiges Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. Deshalb bin ich froh, dass sich die BBV schon jetzt in fast allen Gemeinderäten vorgestellt hat und viele weitere Marketingmaßnahmen nun anstößt", sagte Brötel.
Was die BBV genau leisten wird, führte Böker aus: "Es gibt im Neckar-Odenwald-Kreis rund 67.000 Wohneinheiten und nur ein Bruchteil davon verfügt derzeit über einen direkten Glasfaseranschluss. Unser Ziel ist es daher, in Partnerschaft mit dem Kreis und den Städten und Gemeinden bis 2024 den Landkreis flächendeckend auszubauen." In diesem Zusammenhang verwies er auf den Bedarf der Haushalte, der aufgrund von Streamingangeboten und Home-Office-Anforderungen jedes Jahr höher werde. Dass die BBV das bundesweit einmalige Ausbauvorhaben so schnell wie möglich umsetzen wolle, unterstrich Böker mit einer Überraschung: "Aufgrund neuer Berechnungen brauchen wir nur noch von rund 20 statt bisher 35 Prozent der Anschlüsse einen Vorvertrag, um loslegen zu können." Viele Vorverträge verspreche man sich durch die Kooperation mit den Stadtwerken Mosbach, Buchen und Walldürn. Zudem habe man alle Vereine angeschrieben und werde dort für jeden Vorvertrag 25 Euro in die Vereinskasse überweisen. Man befinde sich derzeit, so Böker, also mitten in der Vorvermarktungsphase: "Wir sind persönlich und natürlich online für die Bürger da. Denn Glasfaser ist ein Produkt, das erklärt werden muss." Der Ausbau werde voraussichtlich in der Kommune beginnen, in der man am schnellsten die notwendigen Verträge erreicht habe, stellte Böker in Aussicht.
Im Anschluss beantworteten die BBV-Verantwortlichen die Fragen der Kreisräte. Diese drehten sich darum, inwieweit das BBV-Netz anderen Anbietern offenstehe. Böker bestätigte, dass man sich zunächst, wenn man den Hausanschluss kostenlos wolle, für zwei Jahre an sein Unternehmen binden müsse. Sobald der Vertrag aber abgelaufen sei, könne man auch andere Anbieter wählen.
Anschließend erhielt das Gremium Informationen von der Verwaltung, wie sich die Corona-Pandemie auf den öffentlichen Nahverkehr sowie den Tourismus auswirkt. Beide Bereiche seien durch die Maßnahmen unmittelbar betroffen gewesen, betonte Brötel. Beim ÖPNV hätten die infektionsschutzrechtlichen Maßnahmen zu tiefgreifenden wirtschaftlichen Folgen geführt, da die Fahrgastzahlen ab Mitte März dramatisch eingebrochen seien. Der Kreis tue hier, was er könne, insbesondere sei es keine Frage gewesen, die Entgelte an den Busunternehmen weiterzuzahlen. Auch verwies Brötel auf einen Rettungsschirm des Landes, über den 200 Millionen Euro bereitstünden, um die Einnahmeausfälle bei Bussen und Bahnen bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren. Deutliche Kritik von Seite der Verwaltung wie auch aus den Reihen der Kreisräte gab es am Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) bezüglich der Erstattung der Maxx-Tickets, die nun erst im Juli und August umgesetzt werde.
Die Folgen für den Tourismus skizzierte die Leiterin der Touristikgemeinschaft Odenwald, Tina Last: "Die Anzahl der Ankünfte und Übernachtungen sind gegenüber dem Vorjahr dramatisch eingebrochen. Hier geht es für viele Betriebe um die Existenz." Gerade deshalb lenkte Last in ihrer Präsentation den Blick in die Zukunft. "Die Krise ist eine echte Chance, da der Urlaub im Inland einen Boom erleben wird. Deshalb setzen wir alles daran, die Destination Odenwald hier zu platzieren."
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Dabei verwies sie darauf, dass der Odenwald sich dadurch auszeichne, dass es, neben einer weitgehend intakten Natur, einfach viel Platz gebe. "Und das ist es, was viele Urlauber suchen." Genau deshalb habe man sich der landesweiten Tourismuskampagne "freiraum-bw.de" angeschlossen. Von Pressearbeit über Anzeigen und Onlineaktivitäten bis hin zu Printprodukten – man werde alles dafür tun, Urlauber in den Odenwald zu locken, um damit auch die Verluste der Betriebe etwas zu kompensieren und ihnen vor allem eine neue Perspektive aufzuzeigen, so Last. Dies unterstrich auch Brötel: "Das ist eine große Chance, die wir aber nun auch nutzen müssen. Man sieht ja schon jetzt, wie viele Leute in ihrer Freizeit draußen unterwegs sind und dabei vielleicht auch unsere schöne Heimat mit ganz anderen Augen sehen." Von den Kreisräten gab es für die TGO-Aktivitäten große Zustimmung. Dies galt auch für das Vorhaben der Zertifizierung von "Römer-Pfaden", wo Last den aktuellen Stand der Umsetzung vorstellte. Dieses Wanderprojekt könne in Teilen bereits 2021 fertiggestellt werden, erläuterte die Geschäftsführerin.



