Jennifer Teege liest aus "Amon. Mein Großvater hätte mich erschossen"
Enkelin des KZ-Kommandanten zu Gast - Es geht in die Abgründe

Mosbach. In der KZ-Gedenkstätte Neckarelz (Mosbacher Straße 39) findet am kommenden Sonntag, 20. Januar, als Matineeveranstaltung um 11 Uhr eine Lesung mit Jennifer Teege statt. Die 1970 geborene Autorin wurde durch ihr Buch "Amon. Mein Großvater hätte mich erschossen" vor einigen Jahren einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Es war ein Schock, der ihr ganzes Selbstverständnis erschütterte: Mit 38 Jahren erfuhr Jennifer Teege durch einen Zufall, wer sie ist. In einer Bibliothek fand sie ein Buch über ihre Mutter und ihren Großvater Amon Göth.
Millionen Menschen kennen Göths Geschichte. In Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" ist der brutale Kommandant des KZ Krakau-Plaszów der Saufkumpan und Gegenspieler des Judenretters Oskar Schindler. Göth war verantwortlich für den Tod Tausender Menschen und wurde 1946 gehängt. Seine Lebensgefährtin Ruth Irene, Jennifer Teeges geliebte Großmutter, beging im Jahr 1983 schließlich Selbstmord.
Jennifer Teege ist die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers. Sie wurde bei Adoptiveltern groß und studierte danach in Israel. Jetzt war sie mit einem Familiengeheimnis konfrontiert, das sie nicht mehr ruhen ließ.
Wie sollte sie ihren jüdischen Freunden noch unter die Augen treten, was ihren eigenen Kindern erzählen? Jennifer Teege beschäftigte sich intensiv mit der Vergangenheit. Sie traf ihre Mutter wieder, die sie viele Jahre nicht gesehen hatte. Gemeinsam mit der Journalistin Nikola Sellmair hat sie ihre Familiengeschichte recherchiert, die Orte der Vergangenheit aufgesucht, ist nach Polen und Israel gereist. Schritt für Schritt ist so aus dem Schock über die Abgründe der eigenen Familie die Geschichte einer Befreiung geworden.
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Info: Die Lesung findet in Kooperation mit dem Netzwerk "Herz statt Hetze" und der Buchhandlung Krück statt. Einlass ist ab 10.15 Uhr.