Homeoffice, Schichtbetrieb, Minusstunden

Wie das Coronavirus die Arbeitswelt in Mosbach verändert

Immer mehr Menschen arbeiten von zu Hause, Arbeitgeber bieten Lösungen

20.03.2020 UPDATE: 21.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Es ist eine Ausnahmesituation: Das Coronavirus breitet sich immer weiter aus, Kindergärten und Schulen sind geschlossen, das öffentliche Leben ist schon sehr eingeschränkt. Für viele bedeutet das nun: Neu organisieren. Die Landesregierung Baden-Württembergs hofft, dass viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Möglichkeiten zu Homeoffice und Freizeitausgleich bieten.

Diesen Appell hat sich die Geschäftsführung der Odenwald-Treuhand-Beratungsgruppe zu Herzen genommen: "Diejenigen, die bei ihren Kindern sein müssen, bauen Überstunden ab oder machen Homeoffice", berichtet Geschäftsführer Martin Hess. Man sei in dieser besonderen Situation flexibel, "weil uns unsere Mitarbeiter wichtig sind", so Hess. Zudem habe man die Besetzung in den Büros vor Ort auch runtergefahren. "Wir schützen uns, um handlungsfähig zu bleiben. Auch wir sind systemrelevant", meint Hess.

Denn ohne Zahlen könnten Unternehmen nicht weiter arbeiten oder Kredite und angekündigte staatliche Hilfen beantragen. Diejenigen, die noch vor Ort arbeiten, sitzen alleine in ihrem Büro und halten Abstand zu ihren Kollegen. Aus Sicherheitsgründen wurde auch der Publikumsverkehr in den Niederlassungen komplett ausgesetzt.

Publikumsverkehr gibt es auch in der Bewährungs- und Gerichtshilfe Mosbach größtenteils nicht (mehr). "Am Dienstag haben wir auch beschlossen, dass die Mitarbeiter im Schichtbetrieb arbeiten", erklärt Außenstellenleiterin Nadja Schiffmann. Die Betreuung der Klienten sei aber gewährleistet – meist telefonisch. Und auch die Intervalle der Betreuung (gerade für Risikoklienten) sollen eingehalten werden. "Im Schichtbetrieb ist es so, dass eine Gruppe arbeitet, die andere ist freigestellt", so Schiffmann. Überhaupt ist die Bewährungs- und Gerichtshilfe flexibel: Mitarbeiter über 60 können sich jederzeit freistellen lassen. Kollegen, die die Kinderbetreuung organisieren müssen, ebenso. Auch Homeoffice ist möglich.

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Auch im Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises wurde nach Lösungen für die Arbeitnehmer gesucht. "Das Landratsamt gewährte allen Kollegen mit Kindern unter 14 Jahren unbürokratisch eine Freistellung unter Fortzahlung der Bezüge bis zum 20. März Außerdem wurden weitere erleichternde Arbeitsbedingungen geschaffen", berichtet Pressesprecher Jan Egenberger gegenüber der RNZ.

Urlaubsanträge und Freizeitausgleiche werden großzügig gewährt. Auch Nacharbeit ist möglich. So besteht bis auf Weiteres die Möglichkeit, auch samstags zu arbeiten. Wenn organisatorisch möglich, kann im Homeoffice gearbeitet werden. Im Ausnahmefall können Kinder auch zur Arbeit mitgenommen werden.

Mit Hochdruck arbeitete die Stadtverwaltung in Mosbach an einer Lösung für die Angestellten. "Arbeitnehmer können für die Betreuung ihrer Kinder bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres bis einschließlich 19. April ganz oder teilweise unter Fortzahlung des Entgelts freigestellt werden, sofern dienstliche Gründe dem nicht entgegenstehen", heißt es aus der Pressestelle der Stadt. Damit orientiere sich die Stadtverwaltung an den allgemeinen tarifvertraglichen Regelungen im öffentlichen Dienst.

Fest steht aber auch: Viele Berufsgruppen können nicht von zu Hause aus arbeiten. Altenpfleger, Krankenschwestern, Ärzte, Verkäufer, Paketzusteller, Polizisten, Sanitäter aber auch bestimmte Verwaltungsbeamte und viele mehr müssen vor Ort ihren Tagesgeschäft nachgehen. "Wir leben in einem sehr starken Land. Wir werden diese Situation bewältigen, wenn wir besonnen bleiben und aufeinander Acht geben", appelliert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Eine weitere schnelle Ausbreitung des Virus in Deutschland könne nur verhindert werden, wenn soziale Kontakte so weit wie möglich eingeschränkt werden.

"Ärzte, Pfleger, Sanitäter, Apotheker können nicht ins Homeoffice gehen. Sie sind diejenigen, auf die wir uns alle verlassen, wenn wir krank werden. Wir können sie dabei unterstützen: indem wir, wann immer möglich, zu Hause bleiben", mahnt Spahn.

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