Bei der Landwirtschaft sieht es nicht ganz so schlimm aus
Zwar leidet auch die Landwirtschaft im Kreis unter den Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit, aber es herrscht keine "dramatische" Lage.

Vertrocknet ist der Mais auch mancherorts im Neckar-Odenwald-Kreis. Insgesamt wirken sich Hitze und anhaltende Trockenheit aber in der Region glücklicherweise weniger dramatisch aus als in anderen Gebieten Deutschlands. Foto: Heiko Schattauer
Von Heiko Schattauer
Mosbach/Buchen. Die Schlagzeilen klingen dramatisch: Der Bauernverband "schlägt Alarm" und prophezeit zugleich die "schlechteste Ernte des Jahrhunderts". Nun ist das Jahrhundert noch nicht ganz so alt, die Botschaft bleibt dennoch gleich bedrohlich. Weshalb sogleich auch eine Soforthilfe für die von der anhaltenden Trockenheit am übelsten betroffenen Bauern in Deutschland gefordert wird, eine Milliarde Euro soll der Bund für die auf dem Trockenen sitzenden Landwirte flüssig machen.
Auch in der Region haben Hitzewelle und ausbleibender Niederschlag Spuren hinterlassen. Neben ausgedörrten Feldern und Wiesenflächen finden sich aber auch grüne Ackerbohnenpflanzen und ganz ordentlich gewachsene Maisschläge. Alles also halb so wild? Die RNZ hat beim Bauernverband Neckar-Odenwald-Kreis und dem Maschinenring Mosbach nachgefragt, wie die Lage vor Ort tatsächlich ist.
Nach ausführlichen Gesprächen mit Andreas Sigmund (Geschäftsführer Bauernverband) und Walter Leibfried (Geschäftsführer Maschinenring) steht die Erkenntnis: In der Region sieht es nicht ganz so schlimm aus wie in anderen Ecken der Republik. "Nord- und Ostdeutschland sind offenbar deutlich mehr betroffen als etwa wir", erklärt Andreas Sigmund, der an Pfingsten in der Gegend bei Brandenburg unterwegs war und seinerzeit schon ob ausgetrockneter Felder und Wiesen dachte: "Das sieht aber schlimm aus hier." Und geregnet habe es seither dort keinen Tropfen.
Im Neckar-Odenwald-Kreis stellt sich die Situation im heißen Sommer 2018 für die Landwirtschaft auch nicht wirklich erfreulich dar, von einer dramatischen Lage kann aber kaum die Rede sein. Zwar fielen die Erträge bei der Getreideernte zum Teil deutlich geringer aus als üblich, dafür hatte das Erntegut eine vorzügliche Qualität. "Da war nichts feucht, das Korn super trocken, es gab keine Pilze", berichtet Sigmund von Gesprächen mit hiesigen Müllern. Zudem habe die anhaltende Trockenheit dafür gesorgt, dass "die Ernte diesmal relativ stressfrei" von den Landwirten eingefahren werden konnte, wie Walter Leibfried schildert. Zeitdruck aufgrund drohender Niederschläge gab es diesmal nicht, sodass auch die Lohnunternehmen besser den Einsatz der Erntefahrzeuge planen konnten.
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Weitestgehend im Plan ist auch der Mais. "Diese Pflanze ist ein Phänomen", schwärmt Leibfried mit Blick auf einen seiner Maisschläge in Neunkirchen. Die Regenerationsfähigkeit des Mais begeistert den Landwirt, die Pflanzen können lange von im Boden verbliebener Feuchtigkeit zehren. Die findet sich allerdings nicht überall in der Region gleichermaßen - aufgrund unterschiedlicher Böden. Der Altkreis Mosbach (und insbesondere das Gebiet jenseits des Neckars Richtung Kraichgau) hat hier einen klaren Vorteil, der Löss-Lehm-Untergrund sichert eine bessere Versorgung für Mais und Co. als etwa die Bunt- und Kalksandsteinböden im Bauland. Auf den "guten Böden" beziffert Sigmund die Ernteeinbußen (in Bezug auf die Menge) beim Getreide auf zehn bis 20 Prozent, bei den "schlechten Böden" können es diese Saison schon mal 30 bis 40 Prozent weniger sein.
Beim Mais, dessen Ernte nach Einschätzung von Walter Leibfried wohl schon in etwa drei Wochen (und damit ungefähr einen Monat früher als üblich) ansteht, müsse man abwarten, wie die Bilanz am Ende ausfällt. Während der Mais etwa in Neunkirchen "richtig gut dasteht", gibt es um Buchen etliche Felder, auf denen die Pflanzen schlicht vertrocknet sind. Zu trocken ist es -durchgängig - auch für die Grünlandbewirtschaftung (Futterheu), "da fallen wohl zwei Schnitte komplett aus", schätzt Walter Leibfried.
Immerhin: Die Marktpreise für Mais und Getreide sind derzeit ordentlich, und in Sachen Futter können viele Landwirte aktuell noch von der guten Ernte des Vorjahres zehren. "Ein Futterloch kommt vielleicht im kommenden Frühjahr", fürchtet Andreas Sigmund allerdings, dass eine bescheidenere Futtermaisernte verzögerte Nebenwirkungen haben könnte. Kurz- oder wenigstens mittelfristig wünschen sich Sigmund und Leibfried "ein bisschen Regen". Allein, es sieht vorerst nicht danach aus.



