7-jährige Frida kämpft gegen den Blutkrebs
Die Stadt unterstützt den Aufruf der DKMS: Registrierung zur Stammzellspende am Dienstag in der Mark-Twain-Stube.

Von Carmen Oesterreich
Hirschhorn. Es ist eine Begegnung, die traurig stimmt, aber Frida lächelt. Sie hört ihre Eltern vom tagelangen hohen Fieber, von den Sorgen und der Suche nach der Ursache, schließlich von der bitteren Diagnose "Blutkrebs" erzählen und lächelt so, als wolle sie jedem anderen, der vor dem Kuchen sitzt und keinen Bissen runter bekommt, sagen: "Mit dir zusammen schaffe ich das!"
Voller Zuversicht und Fürsorge, will sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für möglichst viele andere an Leukämie erkrankte Menschen die Zukunft retten.
Gemeinsam mit ihren Eltern, Geschwistern, Freunden, der DKMS und der Stadt Hirschhorn bittet sie gesunde Menschen zwischen 17 und 55 Jahren darum, zu einer Stammzellspende bereit zu sein. Am kommenden Dienstag kann man sich dafür durch einen simplen, schmerzlosen Abstrich an der Wangenschleimhaut in der Mark-Twain-Stube im Rathaus Hirschhorn registrieren lassen.
Es ist so wichtig, dass viele Menschen dazu bereit sind, weil "genetische Zwillinge" so extrem selten sind. Für eine Übertragung von lebensrettenden Stammzellen müssen bestimmte Gewebemerkmale passen, die jedoch in Millionen verschiedenen Kombinationen vorkommen.
"Selbst die in Europa häufigste Merkmalskombination findet sich nur bei etwa einer von 300 Personen", erklärt die DKMS, deren Abkürzung für "Deutsche Knochenmarkspenderdatei" steht. Mehr als zwölf Millionen Spenderinnen und Spender sind darin weltweit registriert.
Stammzellen aus Blutspende
Sollte jemand Passendes gefunden werden, muss er oder sie sich nicht fürchten: Das Verfahren der Stammzellentnahme erfolgt laut einer Information der DKMS in 90 Prozent aller Fälle über die Abnahme peripheren Bluts.
An fünf Tagen vor der Spende wird durch ein Medikament die Anzahl der Stammzellen im Blut gesteigert, die dann direkt aus der Blutspende durch ein spezielles Verfahren gewonnen werden können. Das seit 1996 angewandte Verfahren hat nach heutigem Forschungsstand keine Spätfolgen. Während der Einnahme des Medikaments können grippeähnliche Symptome auftreten, so die DKMS.
"Helfen ist mein Herzensprojekt"
Nur in zehn Prozent der Fälle werden unter Vollnarkose fünf Prozent des Knochenmarks aus dem Beckenkamm entnommen. Das kann zu lokalem Wundschmerz – ähnlich einer Prellung – führen und regeneriert sich so schnell wie das Knochenmark. Einige Tage Schonung nach diesem Eingriff werden von der DKMS empfohlen.
Es hilft, über dieses geringe Risiko der tatsächlichen Spende Bescheid zu wissen, doch bis es zu einer Blut- oder Knochenmarkspende kommt, muss die Spenderin oder der Spender erst einmal wie die Stecknadel im Heuhaufen gefunden werden.
"Das ist jetzt mein Herzensprojekt", sagt Katrin Meidinger, Mitarbeiterin der Stadt Hirschhorn. "Als ich über einen Mitarbeiter vom Bauhof von Fridas Erkrankung erfahren habe, war mir schnell klar: Wir machen da was!" Sie recherchierte im Internet, stieß auf die DKMS und erkundigte sich. "Meine Anfrage wurde begeistert aufgenommen. Und schon ging es los."
Aber: "Wie ruft man eine wildfremde Familie an und sagt, dass ich auf diese Weise helfen möchte?" Sie fasste sich ein Herz und traf schließlich auf fünf herzliche und sehr dankbare Menschen: den Vater Gregor, die Mutter Franziska, und die Kinder Eliah (9 Jahre alt), Frida (7 Jahre) und Emil (4 Jahre).
Sie leben in Neckarsteinach und haben dort ungeachtet des steilen Hangs ein Freizeit-Paradies mit großem "Wohnzimmer" im Freien und Swimmingpool für die Kinder geschaffen. Das bewährt sich jetzt in dieser schwierigen Situation, wo Infekte vermieden werden müssen und die Kinder, vor allem Frida, lieber gesunde Freunde empfangen als besuchen sollten.
Seit dem 1. Januar geht es Frida nicht gut. Sie hatte hohes Fieber, das tagelang nicht runter ging. Gregor Schwab, selbst Kinderarzt, und Franziska, Kinderkrankenschwester, dachten erst an einen hartnäckigen Infekt. Doch nach wiederholten Blutentnahmen erfuhren sie am 14. Februar die Diagnose: Blutkrebs. "Wir sind doch immer für die Kinder da, um sie gesund zu machen, und jetzt ist unser Kind krank – warum?!"
Viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht, denn in der Klinik begann quasi sofort eine Chemotherapie. "Unser Leben ist seitdem vollkommen auf den Kopf gestellt, wir mussten die Geschwister aufklären, Vieles neu organisieren, damit wir Zeit für Frida haben und sie ihre Freude am Leben behält. Unsere Freunde, Nachbarn, Familie – unser tolles soziales Umfeld – hilft uns dabei sehr", sagt Franziska dankbar.
"Nachbarn haben einfach Essen vor die Tür gestellt, der ganze Haushalt wurde von Freunden geschmissen, Paul, der mit Frida zur Schule ging, bastelte ihr ein Foto-Buch und wünscht sich nichts mehr zu seinem Geburtstag im Oktober, als dass seine Freundin bald wieder zur Schule gehen kann. Alle sind einfach für uns da – das ist überwältigend und gibt uns Auftrieb! Und jetzt wird die Aktion gestartet..."
Frida braucht aktuell noch keine Stammzellspende. Doch ihre Eltern möchten keine Zeit verlieren und kämpfen, wie die junge Superheldin Frida, für alle Betroffenen. "Das gibt ihrer Krankheit wenigstens etwas Sinn", sagt Franziska.
Katrin Meidinger hofft, dass viele gesunde Menschen ins Rathaus kommen und die Aktion für an Krebs erkrankte Kinder und Erwachsene unterstützen.
Info: Registrierung zur Stammzellspende, Rathaus Hirschhorn, Dienstag, 29. Juli, 11 – 19 Uhr, ohne Anmeldung. Bitte ein Smartphone zur digitalen Registrierung mitbringen.