Der Trend geht zum Urnengrab
Neues Konzept im Gemeinderat vorgestellt - Bestattungskultur verändert sich

Der Friedhof besitzt einer Untersuchung zufolge "großes Potenzial". Foto: Rüdiger Busch
Hardheim. (rüb) Die Bestattungskultur befindet sich seit einigen Jahren in einem Wandel mit dem Ergebnis, dass immer mehr Erdgräber nicht belegt sind, und die Nachfrage nach Urnengräbern steigt. Dies stellt auch die Kommunen vor Herausforderungen. Um darauf Antworten zu finden, hat die Gemeinde einen Masterplan für die Neuordnung des Hardheimer Friedhofs in Auftrag gegeben. Das Konzept wurde von der Garten- und Landschaftsarchitektin Sonja Hottinger (Königsbach-Stein) vorgestellt und anschließend vom Gemeinderat genehmigt.
Der Masterplan sei kein sofort umzusetzender Maßnahmenkatalog, sondern eine "Richtschnur für die nächsten 20 bis 30 Jahre", betonte Sonja Hottinger. Sie habe den Friedhof mit dem Blick des Außenstehenden analysiert und die einzelnen Bereiche wie Gräber, Wege und Grünflächen analysiert. Auffallend sei, dass es sehr viele nicht belegte Grabfelder, aber auch einen Bereich mit schönen alten Grabsteinen gebe. Diese gelte es, möglichst zu erhalten.
Durch die Änderung der Bestattungskultur ergebe sich eine Vielzahl ungenutzter Gräber, was einen sehr unschönen und teilweise verwahrlosten Eindruck mache. Von den vorhandenen Gräbern ist schon jetzt ca. ein Viertel nicht mehr belegt - Tendenz steigend. Um den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen, sei es erforderlich, den Friedhof den veränderten Gegebenheiten anzupassen.
So dürften im hinteren Bereich des Friedhofs - in Richtung Riedbach - keine Erdbestattungen mehr stattfinden, da die Leichen dort auf Grund des hohen Grundwasserpegels nicht verwesen würden. Dort könnte man Grünflächen oder Aufenthaltsbereiche schaffen. Auch im alten Teil des Friedhofs - Richtung Ried - sind aktuell viele Gräber nicht belegt. Auch dort könnte durch das Abräumen nicht mehr belegter Gräber eine Parklandschaft geschaffen werden, um den Friedhof optisch aufzuwerten. Im neueren Teil des Friedhofs (Richtung Schweinberg) könnten weitere Urnengräber entstehen.
Wichtig sei auch die Sicherung und Erhaltung historischer Grabsteine, betonte die Planerin. Die Dokumentation erhaltenswerter Grabsteine sei ihr dankenswerterweise von Helmut Berberich vom Museumsverein Erfatal, Arbeitskreis Denkmalpflege, zur Verfügung gestellt worden.
Manches in ihrem Konzept sei zeitnah umzusetzen wie etwa die Instandsetzung von Wegen, betonte Sonja Hottinger. Anderes sei aufgrund der langen Liegezeiten perspektivisch umzusetzen. Ziel sei nicht nur eine optische Aufwertung des Friedhofs, sondern auch eine bessere Nutzung aus ökonomischer Sicht. Für Bürgermeister Rohm ist der Hardheimer Friedhof "etwas ganz Besonderes", da er verschiedene Epochen widerspiegele und großes Potenzial besitze, wie der Masterplan zeige.
Torsten Englert kritisierte das Konzept dagegen: Die zusätzlichen Grünflächen müssten alle gepflegt werden. Darin sehe er Probleme. Besser wäre es, die Missstände im Bereich der Leichenhalle anzugehen.
Dem widersprachen der Bürgermeister und die Landschaftsarchitektin: Die bestehenden Hecken würden dem Bauhof viel Arbeit bereiten, da sie zweimal im Jahr geschnitten werden müssten. Der Pflegeaufwand für die neu entstehenden Rasenflächen wäre deutlich geringer. Man werde sich zudem sukzessive von pflegeintensiven Bepflanzungen trennen. Insgesamt wendet die Gemeinde laut Kämmerer Bernd Schretzmann 20.000 bis 30.000 Euro für die Pflege des Friedhofs auf.
Klaus Schneider lobte das "durchdachte Konzept", das im Laufe der Jahre mit Leben erfüllt werden kann. Simone Richter knüpfte ihre Zustimmung an die Bedingung, dass bei allen Veränderungen Einvernehmen mit den betroffenen Familienangehörigen bzw. Grabbesitzern erzielt wird. Lars Ederer legte Wert darauf, dass bei allen weiteren Schritten zur Umsetzung des Konzepts der Gemeinderat entscheiden müsse. Dies sicherte Rohm zu: "Wenn größere Maßnahmen oder Ausgaben anstehen, wird der Gemeinderat befragt."
Bei zwei Enthaltungen wurde dem Masterplan Friedhof zugestimmt.



