Hardheim-Gerichtstetten

Kleines Dorf mit großartiger Energiebilanz

14.000 Haushalte können durch den Windpark und den Solarpark mit erneuerbarem Strom versorgt werden.

09.07.2020 UPDATE: 10.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Der neue Solarpark in Gerichtstetten ist aktuell der größte im Landkreis. Etwa 1500 bis 2000 Haushalte können durch ihn mit grünem Strom versorgt werden. Foto: Rüdiger Busch

Hardheim-Gerichtstetten. (rüb) Gut 650 Einwohner leben im Hardheimer Ortsteil Gerichtstetten und zwar aufgeteilt auf etwa 220 Haushalte. Mehr als 60-mal soviele Haushalte – nämlich rund 14.000 – können künftig mit dem grünen Strom versorgt werden, der auf Gemarkung Gerichtstetten erzeugt wird. Erst vor wenigen Wochen wurde dort nämlich der größte Freiflächensolarpark im Kreis in Betrieb genommen (die RNZ berichtete), und gerade laufen die Bauarbeiten zur Erweiterung des Bürgerwindparks und für zwei weitere Anlagen.

Der Windpark war ursprünglich auf sechs Anlagen ausgelegt. Gebaut wurden zunächst aber nur vier Windräder, die dann Ende 2019 endgültig ans Netz gingen. Die beiden fehlenden Anlagen waren im Zuge des Genehmigungsverfahrens zunächst zurückgestellt worden, da sie um wenige Meter in eine militärische Tiefflugzone hineingeragt hätten. Deshalb war eine neue Planung mit einer reduzierten Anlagenhöhe nötig geworden.

Nun werden zwei Anlagen vom Typ Enercon E 138 EP3 mit einer Nabenhöhe von 131 Meter und einem Rotordurchmesse von 138 Meter errichtet. Die gesamthöhe der Anlagen beträgt 200 Meter. Sie sind damit rund 30 Meter kleiner als die bereits in Betrieb genommen Anlagen. Die neuen Anlagen haben eine Leistung von 3,5 MW.

"Aktuell ist der Betonturm gestellt und wird gerade verspannt", teilte Harald Schmieg, Geschäftsführer der Windenergie Gerichtstetten GmbH und Co. KG, der RNZ auf Anfrage mit. Die Großkomponenten würden im August und September angeliefert. Für August ist auch die interne Verkabelung vorgesehen. Die Rotorblätter werden voraussichtlich Mitte September angeliefert – und zwar an einem Stück. Die Inbetriebnahme ist voraussichtlich Ende des Jahres. Die Einspeisung des Stroms erfolgt im Umspannwerk Waldstetten.

Der prognostizierte Ertrag der beiden neuen Anlagen liegt bei 13,7 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Der gesamte Windpark liegt nach der Fertigstellung nach bei etwa 48,3 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht dem Energiegehalt von rund fünf Millionen Liter Diesel und dem Stromverbrauch von 12.000 Haushalten

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Neben der Windkraft wird in Gerichtstetten auch seit Kurzem im großen Stil Strom aus Sonnenenergie gewonnen. Die EVH GmbH, ein Unternehmen der Stadtwerke-Halle-Gruppe, hat auf einer zuvor landwirtschaftlich genutzten Fläche am Ortsausgang Richtung Altheim einen 4,5 Hektar großen Solarpark errichtet, den größten im gesamten Landkreis. Seit Juni erzeugen die knapp 15.000 Solarmodule grünen Strom – laut Plan etwa sechs Millionen Kilowattstunden im Jahr, also so viel, wie etwa 1500 bis 2000 Haushalte im gleichen Zeitraum verbrauchen.

Bereits vor rund zehn Jahren hatte die Gemeinde einen Bebauungsplan für das Sondergebiet "Photovoltaik Goldwiesenweg" aufgestellt. Über Jahre waren die Pläne dann in der Schublade verschwunden, ehe der Investor EVH GmbH auf den Plan getreten ist. In den letzten Jahren war es nämlich aufgrund der gesetzlichen Vorgaben um Großprojekte wie Freiflächensolarparks ruhiger geworden. Die grün-schwarze Landesregierung möchte den Ausbau der erneuerbaren Energien aber mit Nachdruck vorantreiben und erlaubt es seit zwei Jahren sogar wieder, in bestimmten Regionen Solarparks auf Acker- oder Grünflächen zu errichten, und zwar, wenn es sich um sogenannte benachteiligte Gebiete handelt, also um landwirtschaftliche Flächen, die sich schwer bewirtschaften lassen.

Das Unternehmen EVH betreibt neben Solaranlagen in Halle auch neun Solarparks außerhalb des Firmensitzes, die zusammen 27 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren. Der Solarpark in Gerichtstetten ist aktuell das einzige EVH-Projekt in Westdeutschland.

Allzu lange wird der neue Solarpark wohl nicht der größte im Landkreis bleiben: Ebenfalls auf Gemarkung Gerichtstetten, genauer gesagt im Hohenstädter Grund, ist auf einer Fläche von zwölf Hektar ein Solarpark mit einer Leistung von zehn Megawatt geplant. Der Hardheimer Ortsteil entwickelt sich also weiter zu einem Zentrum der alternativen Energieerzeugung.

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