Hardheim

Das Panzerbataillon 363 ist zum Corona-Inlandseinsatz bereit

Obwohl noch nicht vollständig aufgestellt - "Wir können unverzüglich reagieren"

17.04.2020 UPDATE: 18.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden
Die Soldaten des Panzerbataillons 363 sind dafür ausgebildet, Krisensituationen wie die aktuelle Corona-Pandemie zu bewältigen. Ihre Dienste wurden bislang jedoch noch nicht angefordert, wie die RNZ in einem Interview erfuhr. Unsere Aufnahme entstand im Dezember 2018 bei der Bekanntgabe der Standortentscheidung in Munster. Foto: Rüdiger Busch

Hardheim. (RNZ) Wo die Bundeswehr helfen kann, wird sie helfen. Dieses Versprechen hatte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bereits Mitte März gegeben. Doch während die Bundeswehr solche Anfragen nach Amtshilfe inzwischen häufig ablehnen muss, weil das Personal und die Ausrüstung begrenzt sind, sehen die Soldaten in der Hardheimer Carl-Schurz-Kaserne einem möglichen Einsatz voller Bereitschaft entgegen. Die RNZ hat bei Hauptmann Thomas Schulze nachgefragt. Er ist Presseoffizier für die 10. Panzerdivision in Veitshöchheim und damit für das Panzerbataillon 363 in der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim zuständig.

Zunächst der Blick auf das Große: Die Bundeswehr wird ja bundesweit zur Unterstützung herangezogen. Wie gestaltet sich dabei die Arbeit der Soldaten?

Die Herausforderungen, welche die aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus mit sich bringen, betreffen alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und somit auch die Soldaten und Soldatinnen in der Carl-Schurz-Kaserne. Durch die Reduzierung des Personals in der Kaserne und durch das Einsetzen einer Führungsbereitschaft wird zum einen eine schnelle Reaktionsfähigkeit und zum anderen der bestmögliche Schutz unserer Soldaten und Soldatinnen sichergestellt.

Zum Panzerbataillon 363 in Hardheim: Wie viele Soldaten sind aufgrund des Coronavirus im Hilfseinsatz bzw. werden im Hilfseinsatz sein?

Derzeit sind noch keine Angehörigen des Panzerbataillons 363 in einem Hilfeleistungseinsatz gemäß Artikel 35 Absatz 1 des Grundgesetzes. Eine konkrete Anforderung unserer Kräfte ist bisher noch nicht erfolgt. Die notwendigen vorbereitenden Maßnahmen hierzu sind allerdings abgeschlossen und wir könnten unverzüglich reagieren.

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Welche Aufgaben verrichten sie dabei?

Derzeit verrichten wir noch keine Aufgaben im Rahmen der Hilfeleistungen. Das Bataillon stellt sich darauf ein, allgemeine Unterstützungsleistungen gemäß Artikel 35 Absatz 1 des Grundgesetzes zu leisten. In diesem Falle wäre der Einsatz des Panzerbataillons 363 in enger Abstimmung mit dem Landeskommando Baden-Württemberg aufgrund der regionalen Nähe im Rahmen der Deutsch-Französischen Brigade geplant.

Wäre auch ein Auslandseinsatz im Zuge der Bekämpfung des Coronavirus denkbar?

Hilfeleistungen der Bundeswehr gemäß Artikel 35 sind grundsätzlich auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland beschränkt und bedürfen eines Antrags auf Amtshilfe durch eine dafür zuständige Landes- oder Kommunalbehörde wie zum Beispiel einer Landesregierung oder einem Landratsamt. Dieser Antrag wird zunächst durch das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin in einer Einzelfallprüfung auf seine rechtliche, materielle und personelle Durchführbarkeit geprüft und, sofern machbar, gebilligt. Anschließend wird er zur Umsetzung an einen der vier Regionalen Führungsstäbe weitergegeben. Unabhängig von der Corona-Krise ist bedingt durch die Aufstellung des Verbands eine Einsatzgestellung zu einem Auslandseinsatz im Rahmen der derzeit durch die Bundesrepublik Deutschland abgeschlossenen Einsatzverpflichtungen aktuell noch nicht vorgesehen.  

Wie hat man sich auf solch einen Einsatz vorbereitet bzw. geht das überhaupt?

Eine spezielle Vorbereitung für einen Einsatz im Rahmen der "Hilfeleistung Corona" durch die Bundeswehr gibt es nicht und kann es aufgrund der Vielzahl der Optionen auch gar nicht geben. Grundsätzlich ist aber das militärische Personal für die Bewältigung von allgemeinen Krisensituationen ausgebildet und geschult.

In einer Kaserne leben ja viele Menschen auf relativ kleinem Raum. Wie hat das Coronavirus das Alltagsleben verändert?

Die größte Veränderung für die Soldatinnen und Soldaten am Standort ist der momentan durchgeführte wochenweise Schichtbetrieb, um neben der Reaktionsfähigkeit auch den weiteren Aufbau des Verbandes weiter voranzutreiben. So ist mindestens die Hälfte des Personals nicht in der Kaserne.

Welche Vorsichtsmaßnahmen werden getroffen?

Die Einsatzbereitschaft des Bataillons sowie die Gesunderhaltung aller Angehörigen des Bataillons haben oberste Priorität. Die Maßnahmen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zum Schutz vor einer Ansteckung mit Covid-19 werden natürlich auch bei uns umgesetzt (Händehygiene, Abstand halten, etc.). Wir prüfen ebenfalls in jedem Einzelfall die Notwendigkeit von Besprechungen, Dienstreisen, Übungs- und Ausbildungsvorhaben und beschränken sie auf ein notwendiges Maß, um das Risiko von Ansteckungen zu minimieren. Alle Angehörigen des Panzerbataillons wurden unmittelbar eingewiesen und mit Nachdruck sensibilisiert, die empfohlenen Verhaltensregeln des RKI anzuwenden.

Wie wirkt sich das Coronavirus auf den weiteren Aufstellungsprozess aus?

Der Aufstellungsprozess wird mit vermindertem Personalansatz weiter fortgeführt. Wir nutzen die entstehende Zeit, um unsere Ausbildungs- und Vorhabenplanung weiter voranzutreiben, um die Ausbildung unseres Personals entsprechend der Lageentwicklung schnellstmöglich durchführen zu können.

Wie bewerten Sie die Absage des Aufstellungsappells, zu dem Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer kommen wollte?

Ein solcher Aufstellungsappell gilt als eine öffentlichkeitswirksame Großveranstaltung und war insofern abzusagen. Dies ist mehr als nachvollziehbar. Unter den aktuellen Umständen ist eine solche Veranstaltung ohnehin nicht durchführbar und würde auch auf Unverständnis stoßen. Unabhängig davon wird das Panzerbataillon 363 wie geplant aufgestellt. Mit Blick in die Zukunft ist es beabsichtigt, einen solchen Appell zur gegebenen Zeit nachzuholen. Wann genau dies ist und in welchem Rahmen das geschieht, ist derzeit noch nicht absehbar.

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