Gibt es bald Glasfaser-Verbindung?
Gemeinderat stimmt Netzausbau durch BBV Deutschland zu - Ziele der Forstenwicklung der nächsten Dekade beschlossen

Von Caspar Oesterreich
Gundelsheim. Glasfaserausbau, die Ziele des Forstentwicklungsplans für die kommenden zehn Jahre und die Umrüstung der städtischen Laternen auf LED-Technik: In ihrer jüngsten Sitzung hatten die Gundelsheimer Gemeinderäte gleich über drei große Zukunftsthemen zu entscheiden. Während dabei weitgehend Einigkeit herrschte und der Weg frei für Veränderungen gemacht wurde, fiel die Entscheidung für eine geplante Erdaufschüttung beim Hofgut Stahl sehr knapp aus.
Nach dem Erfolg der Breitbandversorgung (BBV) Deutschland im Neckar-Odenwald-Kreis, wo mit der Verlegung der ersten Glasfaserkabel schon bald begonnen werden soll (wir berichteten), stießen die weiteren Pläne des Internetanbieters auf große Freude bei der Gundelsheimer Stadtverwaltung und den Ratsmitgliedern. "Sofern Sie uns heute Ihre Zustimmung erteilen, wollen wir schon ab 3. Mai mit der Vorvermarktung beginnen", erklärte Arno Maruszczyk, Leiter Kommunale Betreuung bei der BBV, den straffen Zeitplan. Gundelsheim solle "eine der ersten von zunächst zehn Kommunen im nördlichen Landkreis Heilbronn sein, in denen wir Glasfaserkabel verlegen wollen", betonte er.
Sofern 20 Prozent der Haushalte aller zehn Kommunen (neben Gundelsheim haben auch schon Neudenau und Möckmühl grünes Licht für das Vorhaben gegeben) einen Vertrag abschließen, werde man in spätestens 24 Monaten das schnelle Netz realisierst haben. Auch abseits gelegene Gebäude werde man dabei nicht vernachlässigen, antwortete Maruszczyk auf die Frage von Stadtrat Reinhold Lustig (CDU). Die Finanzen der Kommunen blieben unberührt. Der Kapitalgeber der BBV trage alle anfallenden Kosten – von der Planung über die Leitungsverlegung bis hin zum Netzaufbau.
Armin Englert (SPD) begrüßte das Vorhaben als "zukunftsweisenden Schritt", betonte allerdings, "dass kritische Infrastruktur in die Hand des Staates und nicht in die von privaten Investoren gehört". Doch gegen jene "neoliberale Ideologie auf Bundesebene können wir auf kommunaler Ebene wenig ausrichten", so Englert. Der Glasfaserausbau sei zukunftsweisend und müsse unbedingt umgesetzt werden, weshalb den Plänen zuzustimmen sei. Maruszczyk betonte, dass man stets alle Vorgaben der Bundesnetzagentur erfülle und der Kontrolle der Behörde unterworfen sei. Mit einer Gegenstimme von Jürgen Koß (Liste unabhängiger Bürger) wurde der Glasfaserausbau beschlossen.
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Koß war es auch, der sich als einziger gegen die geplante Umrüstung der städtischen Laternen auf LED-Technik aussprach. Er befürwortete zwar das Vorhaben, befand hier aber eine Fremdfinanzierung nach dem Vorbild Brackenheims über einen sogenannten Contractor für sinnvoller, als eigene Mittel dafür aufzuwenden. Alle anderen Gemeinderäte sprachen sich dagegen für den Beschlussvorschlag der Verwaltung aus, zwar eigene Mittel in die Hand zu nehmen, dafür aber von 35 Prozent Bundesförderung zu profitieren. "Entscheiden wir uns für die Contractor-Variante, gehen die Lampen erst nach acht Jahren in unseren Besitz über. Bis dahin hätten wir keine Entscheidungsgewalt", warnte Bürgermeisterin Heike Schokatz.
Die nun beschlossene Maßnahme schlägt zwar mit rund 200.000 Euro nach Abzug der Förderung zu Buche. "Bei einer durchschnittlichen Stromeinsparung von mehr als 75 Prozent hat sich die Maßnahme aber schon nach viereinhalb Jahren amortisiert", betonte Schokatz. Durch die Modernisierung spare die Stadt jährlich mehrere Zehntausend Euro an Energiekosten ein.
Weniger Grund zur Freude bereiteten die Ausführungen von Forstrevierleiterin Julia Meny. Sie stelle die Ergebnisse des Zielekatalogs vor, in dem die Räte die verschiedenen Nutzungsbereiche des Stadtwaldes nach ihrer Bedeutung für die Bevölkerung und städtischen Finanzen zu bewerten hatten. "Das Ziel der schwarzen Null ist sehr ambitioniert", erklärte Meny. Zwar würden die Holzpreise aktuell anziehen und die Stadtkasse davon profitieren. Doch Trockenheit, Schädlings- und Pilzbefall hätten den Bäumen bereits so stark geschadet, dass man sich eher auf das Überleben des Waldes statt auf Erträge fokussieren müsse.
Einstimmig beschloss der Rat die erarbeitete Eigentümerzielsetzung der Stadt Gundelsheim für die Forsteinrichtungsperiode 2022 bis 2031. Bevor das Gremium nach Fertigstellung über das Forsteinrichtungswerk entscheiden will, wollen sich die Gemeinderäte zu einer Waldbegehung treffen, um sich ein Bild über die Klimaschäden zu machen.
Auf den Klimawandel zurückzuführen war auch der Antrag von Landwirt Rüdiger Stahl, der seine Felder erneut mit rund 30.000 Kubikmetern Erde aufschütten will. Das sorgte für kontroverse Diskussion im Rat, Eberhard Scheuerle rechnete mit "3000 Lkw-Ladungen für den Transport". Die immer häufigeren Starkregenereignisse hätten zu viel Erde weggespült, begründete der Landwirt seinen Antrag gegenüber der RNZ. "Ein Kubikmeter Mutterboden kann bis zu 250 Liter Wasser speichern – und das ist bei den übers Jahr gesehen geringen Niederschlägen essenziell", betonte er. Mit vier Enthaltungen, 14 Ja-, fünf Gegenstimmen stimmte der Rat dem Antrag schlussendlich zu.



