Freiwilligentag in der Region Mosbach

Gemeinsam räumt sich besser auf (plus Fotogalerie)

Am Freiwilligentag der Metropolregion beteiligten sich zahlreiche Bürger in Mosbach, Neckarelz und Katzental. Reichlich Müll wurde entsorgt.

18.09.2022 UPDATE: 18.09.2022 20:45 Uhr 4 Minuten, 13 Sekunden
Am Freiwilligentag der Metropolregion beteiligten sich im Altkreis Mosbach zahlreiche Bürgerinnen und Bürger. In Katzental standen Auffrischarbeiten auf dem Programm, in Mosbach und Neckarelz holte man den Stadtputz nach. Nicht nur zu Lande, sondern auch im Wasser war man dabei aufräumend aktiv. Foto: Frank Heuß

Von Peter Lahr und Frank Heuß

Region Mosbach. "Wir schaffen was", lautete am Samstag das Motto bei der mittlerweile achten Auflage des Freiwilligentags der Metropolregion Rhein-Neckar. An über 60 Orten gab es knapp 300 Projekte zur Auswahl, an denen sich rund 4700 Helfer ehrenamtlich einbrachten – natürlich auch in der Region.

In Katzental mobilisierte Ruth Zimmermann bereits ab 9 Uhr morgens ein gut 20-köpfiges Team zu "Auffrischungsarbeiten" zwischen Spielplatz, öffentlichem Spielhaus sowie dem bepflanzten Parkplatz-Areal.

Eine Stunde später konnte der neue Mosbacher Oberbürgermeister Julian Stipp 102 Freiwillige zu einem "Stadtputz" begrüßen. Der selbst hatte ja noch bei seiner Verpflichtung wenige Tage zuvor dazu aufgerufen: "Lassen Sie es uns anpacken" – und ließ beim Aufräumen nun gleich Taten folgen.

Aus Mangel an Interessenten mussten allerdings auch zwei geplante Aktionen in der Region abgesagt werden: Steffen Ellwanger von der Pflege Schönau wollte am Roberner See einen Naturlernort mit Trockenmauer und Streuobstwiese anlegen.

Gestrichen werden musste auch eine Streichaktion im Mehrgenerationenhaus Mosbach. Dafür machte man in Neckarelz noch konzentriert und gemeinschaftlich auf, um was zu schaffen.

Spielhaus wieder herausgeputzt

Über einschlägige Vorerfahrungen verfügten die Katzentaler Helferinnen und Helfer, hatten viele von ihnen bereits beim Umbau des 2018 eröffneten Spielhauses mitgewirkt. Nun ging es vor allem um Instandhaltungs- und "Auffrischungsarbeiten".

Holzteile wurden neu gestrichen, Beete frisch bepflanzt und das Spielhaus – untergebracht im ehemaligen Milchhaus – einem gründlichen Herbstputz unterzogen. Zwei Bulldoganhänger voll eingesammeltem "Grüngut" war das Ergebnis am Parkplatzareal.

Die altersgemischte Gruppe – vom Kind bis zum Senior war alles vertreten – freute sich nicht nur über die blauen Helfer-T-Shirts. Mit dem 100-Euro-Hornbach-Gutschein der Metropolregion konnte notwendiges Material gekauft werden. Zudem stiftete die Gemeinde Billigheim den Helfern Essen und Trinken.

"Die Vermüllung der Landschaft ist ein echtes Problem. Schön, dass so viele gekommen sind und heute mitmachen", bedankte sich Julian Stipp bereits zum Auftakt des Stadtputzes am Technischen Rathaus.

Nicht nur aus Mosbach und seinen Ortsteilen kamen die Helfer; sogar aus Schefflenz und Dallau waren einige angereist. "Mitschaffer" aus der Johannesdiakonie (Mosbacher Werkstattrat, Berufsbildungswerk und Bewohner) waren ebenso dabei wie die Neckarelzer Pfadfinder, Mitglieder der Grace Church, vom Bürgerverein Bura sowie Auszubildender der Kreissparkasse.

Neun Helfer der DLRG durchkämmten den Elzbach zwischen Feuerwehrhaus und Technischem Rathaus und fanden dabei erstaunlichen Unrat. Von der Stadt ausgerüstet mit Mülltüten, Eimern, Greifzangen und Plänen machten sich die Helfer in sechs Bezirken an die Arbeit.

Wie lang es wohl sauber bleibt?

"Wir holen die im Frühjahr ausgefallene Stadtputzaktion nach. Die Müllsammelaktion ist zudem ein Beitrag zum World Cleanup Day, an dem weltweit mehrere Millionen Menschen Abfall und Plastikmüll aus der Natur entfernen", hatte die kommunale Pressesprecherin Meike Wendt im Vorfeld erklärt. "Die Zigarettenstummel sind eine Katastrophe, wenn man mal bewusst hinschaut", kommentierte Julian Stipp, der es sich nicht nehmen ließ, wenigstens für einige Zeit ebenfalls Müll in der Innenstadt einzusammeln.

"Mal sehen, wie lange es sauber bleibt", zeigte sich eine Passantin vorsichtig optimistisch über die Nachhaltigkeit der Aktion. "Man könnte es doch auch bis zum nächsten Mülleimer tragen, oder wieder mit nach Hause nehmen", merkte Bruno Herberich an. Der ehemalige Bürgermeister von Hüffenhardt und Vorsitzende der Freie-Wähler-Fraktion im Kreisrat war spontan zum Stadtputz gestoßen. "Wir leben in Zeiten, da werden sogar Pfandflaschen weggeworfen", kritisierte er das Verhalten mancher Mitmenschen und rätselte darüber, ob man nicht Verpackungsmaterial an sich verteuern sollte.

Zahlreiche Glas- und Plastikflaschen, Kronkorken und Eisbecher, Chipstüten und Plastikteile füllten bald die Säcke der Mitmacher. Besonders unter Grünpflanzen machten sie reichlich schmutzige Beute.

"Wir sind nicht nur eine Bank, wir haben auch einen öffentlichen Auftrag und sind gut für die Region." Mit diesen Worten erklärten Isabel Seils und Sophie Zimmermann von der Sparkasse Neckartal-Odenwald ihre Motivation, erstmals mit einem Dutzend Azubis den Stadtputz tatkräftig zu unterstützen.

Auch unter Wasser gesucht

"Ich muss sehr langsam gehen", erläuterte Dr. Lothar Hassling, während er in voller Tauchermontur durch die Elz watete. Im Zickzackgang suchte der Arzt das Bachbett ab. Zwei weitere Helfer wateten mit ihm durch das kühle Nass. "Wir sind oben rum warm angezogen, dann geht’s", kommentierte Julian Hester die beste Strategie gegen kühles Bachwasser und kalte Füße.

Ein Handy und Metallteile, Flaschen und viele Feuerzeuge fanden die Lebensretter im Bachbett. Zu den größeren Fundstücken zählten ein Fernsehgerät sowie ein Rollkoffer. Positiv stimmte Hassling ein eher kleiner Zufallsfund: "Den lassen wir drin", entschied der Mediziner mit Blick auf einen veritablen Flusskrebs.

Am Ende der Aktion erwartete die Helfer zusätzlich zum blauen T-Shirt ein Lunch-Paket. Im Lauf des Samstags sammelte der Bauhof den Müll ein und brachte ihn auf das Betriebsgelände.

"Altglas-Böschung" entdeckt

In Neckarelz machten sich Mitglieder des Bürgervereins Bura sowie Jugendliche der Pfadfinderschaft "Don Bosco" auf Säuberungstour. Im Fokus standen dabei der Ortskern einschließlich der Wohngebiete Unterdorf, Ruhestatt und Auloch sowie das Neckarvorland entlang der Stelzenbrücke. Ebenso streifte man, in Gruppen aufgeteilt, entlang der Fußgängerwege durch das Gewerbegebiet "Im Weißen Feld".

Dem Eindruck nach lag der Grad der vorgefundenen Verunreinigungen dabei zwar unter den Vorjahren, aber keineswegs auf unerheblichem Level. Eine gut zweistellige Zahl von prall gefüllten Säcken konnte man nach etwa dreieinhalb Stunden dem Leiter des städtischen Tiefbauamtes, Nanke Grißtede, zum Abtransport übergeben.

Der ganz spektakuläre "Fund" blieb aus, Ärgernisse begegneten aber trotzdem reichlich. Dass dies besonders dort gelte, wo naturnaher Bereich betroffen ist, betonte Georg Böhrer, Gruppenleiter der "Pfadis". Dabei kamen ihm sofort die kaum zu reinigenden Überbleibsel von "Konfetti-Kanonen" in den Sinn, die man am Neckarvorland antraf. Dass es dort "insgesamt zu wenige Abfalleimer" gebe, ließ man nicht als Grund für das Zurücklassen von Partyabfällen gelten.

Über einen ganzen Sack von Altglas, das aus einer einzigen Böschung am alten Bahndamm geholt wurde, gab es bei der Gruppe vom Bürgerverein Bura einiges Kopfschütteln. Unisono genervt war man von unzähligen Zigarettenstummeln, die nahezu überall auf Wegen und Straßenrändern herumlagen.

Ähnlich wie bei den bevorzugt an bestimmten "Hotspots" aus den Autos geworfenen Kaffeebechern scheint die Annahme von der natürlicher "Verrottung" nach wie vor weit verbreitet. Dass eine solche aber bestenfalls nach Jahren eintritt und bis dahin erhebliche Verunzierung von Grünflächen entsteht, scheinen viele schlicht nicht zu bedenken.

Mithelfen? – Gehört einfach dazu!

Was die freiwilligen Stadtreiniger motiviert, mehrere Stunden ihrer Freizeit für die Beseitigung des Unrats anderer zu opfern? "Wir wohnen hier. Da gehört das dazu, bei solchen Aktionen mitzuhelfen", meinte Böhrer. Und Bura-Vorsitzender Dr. Steffen Ritter pflichtete dem gerne bei: "Sauberkeit gehört zur Attraktivität und Lebensqualität unserer Heimat, für die wir uns einsetzen", unterstrich er.

So freute sich Ritter nicht zuletzt über mehrere Familien mit Kindern, die ebenfalls zur Zange griffen und dabei den Jüngsten praxisnah vermitteln konnten, welche Anstrengung für andere entsteht, wenn Abfall einfach weggeworfen wird.

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