Frankenbahn

Neue Züge und bessere Verbindungen zwischen Stuttgart und Würzburg

Bahn, Land und Kreise streben Ausbau an - "Messen Frankenbahn große Bedeutung bei" - Engpass Züttlingen soll beseitigt werden

04.10.2018 UPDATE: 05.10.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden

Bei Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne) sind die - unter anderem bei Demonstrationen in Osterburken und Lauda (Foto) im Sommer erhobenen - Forderungen nach Aufwertung der Frankenbahn auf offene Ohren gestoßen. Foto: Burkard Gassenbauer

Osterburken/Lauda. (rnz) Über Jahre hinweg sind Verbesserungen auf der Frankenbahn Stuttgart - Würzburg vergebens gefordert worden. Jetzt steht - ab Ende 2019 - eine deutliche Aufwertung in Form neuer Züge und besserer Verbindungen an; unter anderem werden die RB-Züge von Würzburg nach Lauda - zunächst probeweise - bis Osterburken durchgebunden und die Regionalbahn zwischen Heilbronn und Osterburken vertaktet. "Das Land misst der Frankenbahn große Bedeutung zu. Wir sind bereit, unseren Anteil zur Verbesserung des Schienenpersonennahverkehrs zu leisten. In den vergangenen Jahren haben uns leider viel zu oft die großen Qualitätsmängel der Deutschen Bahn im Regionalverkehr beschäftigt", sagte Verkehrsminister Hermann am Donnerstag in Lauda in einer Gesprächsrunde über die Zukunft der Bahnstrecke und fügte hinzu: "Nun heißt es: Zukünftig besser machen!"

An der Frankenbahn-Konferenz nahmen die Landräte Reinhard Frank (Main-Tauber), Achim Brötel (Neckar-Odenwald) und Detlef Piepenburg (Heilbronn), Bürgermeister sowie Landtags- und Bundestagsabgeordnete aus der Region teil. Dem politischen Spitzengespräch vorausgegangen waren Forderungen aus der Region, zuletzt ein gemeinsames Positionspapier sowie Resolutionen der Kreistage des Main-Tauber- und des Neckar-Odenwald-Kreises und Demonstrationen an der Strecke.

Die Kreise, Städte und Gemeinden fordern insbesondere ein Ende der Verspätungen und Zugausfälle auf der Frankenbahn, die Modernisierung der Stationen, eine regelmäßige Bedienung mit Regionalbahnen auch auf dem Streckenabschnitt zwischen Lauda und Osterburken sowie die Beseitigung des Engpasses zwischen Züttlingen und Möckmühl.

Wie das Verkehrsministerium in einer Pressemitteilung am gestrigen Donnerstag berichtet, waren sich die Konferenzteilnehmer darüber einig, dass im Hinblick auf mehr betriebliche Flexibilität auf der Frankenbahn den in den letzten Jahren realisierten oder noch in Umsetzung befindlichen Infrastrukturverbesserungen weitere Ausbaumaßnahmen folgen müssen.

Besonders im Fokus steht dabei nach Einschätzung des Landesverkehrsministeriums die Herstellung der Zweigleisigkeit zwischen Möckmühl und Züttlingen. Verkehrsminister Hermann und Berthold Huber, Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn AG, seien sich einig: "Konkrete Überlegungen sollten zeitnah in Angriff genommen werden."

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Es könne, so der Minister mit Blick auf den Züttlinger Engpass, nicht angehen, dass über 70 Jahre nach Kriegsende die Schäden noch nicht beseitigt sind: "Insofern ist auch schwer nachzuvollziehen, warum die Bundesregierung die Maßnahmen nicht im Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt hat. Nur mit dem Ausbau der Infrastruktur können wir die Qualität im Schienenpersonennahverkehr dauerhaft stabilisieren."

Bis Jahresende soll für die Finanzierung der wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen eine Lösung gefunden werden. Beim Ausbau einzelner Stationen könnte auch das künftige Sonderprogramm "Bahnhof der Zukunft" eine Perspektive bieten. Um gemeinsam ein Arbeitsprogramm für die Umsetzung zu erarbeiten, hat Minister Hermann eine "Zukunftskommission Frankenbahn" angeregt.

Das Land wird in den kommenden Jahren den Regional- und Nahverkehr auf der Frankenbahn erheblich ausbauen. Rückgrat wird der Expresszug Stuttgart - Heilbronn - Würzburg sein, der zukünftig stündlich statt bislang zweistündlich verkehren wird. Dies bedeutet eine Verdoppelung des Angebots.

Ab Dezember 2019 wird, wie mehrfach berichtet, der neue Betreiber "Go Ahead" mit neuen Fahrzeugen antreten. Diese werden klimatisiert, mit W-LAN ausgestattet und barrierefrei sein. Es wird Mehrzweckabteile und Fahrradmitnahmemöglichkeiten geben. Auch die Regionalbahn zwischen Heilbronn und Osterburken soll ab Dezember 2019 konsequent vertaktet sein; sie wird dann mit modernen Zügen von "Abellio" durchgehend von Stuttgart aus betrieben.

Zusammen mit den bayerischen Nachbarn will das Land auch die Regionalbahn-Verbindung Würzburg - Lauda verbessern. Demnach wird es von Dezember 2019 an auf dieser Linie montags bis freitags einen durchgehenden Stundentakt mit Halt an allen Stationen - zusätzlich zum stündlichen Express - geben. "Die Züge werden mit beschleunigungsstärkeren Elektrotriebwagen gefahren. Dieselbetrieb unter Fahrdraht wird es nicht mehr geben. Die Züge werden probehalber nach Osterburken durchgebunden", kündigt der Verkehrsminister an. Sofern die Fahrbarkeit bestätigt werde, soll es dann eine stündliche Regionalbahn mit allen Halten an den in Betrieb befindlichen Stationen von Osterburken nach Lauda geben.

"Wir haben uns bei dem dreijährigen Testbetrieb auf eine gemeinsame Finanzierung geeinigt, und die Landkreise beteiligen sich mit 40 Prozent an den Kosten", verdeutlichte Minister Hermann. Somit fahren künftig zwischen Osterburken und Lauda zwei Züge je Richtung. Es bleibe nun abzuwarten, ob sich die zusätzliche Regionalbahn bewähre und genügend Fahrgäste gewonnen werden können. Im Abschnitt zwischen Bad Friedrichshall und Würzburg werden die gefahrenen Zugkilometer um 57 Prozent zunehmen. Auch auf der Tauberbahn zwischen Wertheim und Crailsheim, die in Lauda die Frankenbahn kreuzt, wird das Angebot laut Verkehrsministerium weiter ausgebaut. "Ich glaube, damit haben wir als Land unsere Hausaufgaben ganz gut gemacht", so Hermann.

Am 9. Dezember 2018 wird auch der neue Baden-Württemberg-Tarif eingeführt, zuerst für die Einzelfahrscheine. Er gilt bei allen Bahn-Fahrten über die Verbundgrenzen hinweg, Die Anschlussverkehrsmittel in den Städten sind künftig im Preis inbegriffen. Wie dazu vom Verkehrsministerium gestern mitgeteilt wurde, werden die Fahrpreise deutlich sinken, je nach Länge der Fahrt um 15 bis 35 Prozent. Daneben fördert das Land den Ausbau des Zubringer-Busverkehrs der Landkreise. Die ÖPNV-Mittel für die Kreise steigen ab 2021 an von 200 auf 250 Millionen Euro.

2010 waren beim einem "Runden Tisch Frankenbahn" in Heilbronn Angebotserweiterungen ab 2019 und daraus abgeleitete Infrastrukturmaßnahmen beschlossen worden. Das Land hat die entsprechenden Voraussetzungen mit der umfassenden Neuvergabe der Verkehrsleistungen geschaffen.

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