Frankenbahn

Einvernehmliche Verständigung mit Go-Ahead

Verkehrsministerium zieht die Notbremse - Für zwei Jahre wird ein anderer Betreiber auf der Strecke Stuttgart-Würzburg gesucht

11.05.2020 UPDATE: 12.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Neben Gelb-Weiß verkehrt auch Rot in Osterburken: Seit April übernimmt DB Regio zwei Zugumläufe der Frankenbahn. Foto: Andreas Hanel

Osterburken/Lauda. (PM/rnz) "Sie sind gerade dabei, die Schlechtleistungen der DB Regio auf der Überholspur zu überbieten" – das schrieb Landrat Dr. Achim Brötel bereits Ende Februar dieses Jahres in einem geharnischten Beschwerdebrief an Stefan Krispin, den Geschäftsführer von Go-Ahead Deutschland. Das Unternehmen bedient seit dem Fahrplanwechsel im Dezember letzten Jahres unter anderem die Strecke zwischen Stuttgart und Würzburg.

Und hier auf der Frankenbahn liegt auch der Grund für die deutlichen Worte des Landrats: Schon damals ist es Go-Ahead nicht gelungen, einen zuverlässigen Betrieb sicherzustellen. So gab es zahlreiche Ausfälle bei den Regionalexpressverbindungen, wovon auch die Haltestellen in Möckmühl, Osterburken und Lauda betroffen waren und immer noch sind. Angesichts dieser Anlaufschwierigkeiten hat man jetzt die Notbremse gezogen: Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg und der neue Betreiber Go-Ahead haben sich einvernehmlich darauf verständigt, für die Linie RE 8 von Stuttgart nach Würzburg eine vorübergehende Entlastung durch einen anderen Betreiber zu suchen, wie das Land und der Betreiber Go-Ahead mitteilten.

"Alle unsere Hoffnungen, die wir im Vorfeld des Betreiberwechsels auf der Frankenbahn in Ihr Unternehmen gesetzt hatten, sind jedenfalls bereits nach kurzer Zeit leider wieder zerstört", fasste Dr. Achim Brötel damals die Beschwerden, die aus der Bevölkerung kamen, zusammen. Diese Beschwerden sind auch bis in die Landeshauptstadt gedrungen – und dort nicht auf taube Ohren gestoßen.

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann hat angesichts dieser Unzufriedenheit vieler Fahrgäste die Initiative ergriffen, um so rasch wie möglich wieder Zuverlässigkeit herzustellen. Ziel sei es, dass die Züge endlich verlässlich und pünktlich fahren.

Der Minister sagte dazu: "Wir haben seit dem vergangenen Dezember mit dem neuen Verkehrskonzept das Angebot auf der Frankenbahn auf einen Stundentakt verdoppelt, um möglichst viele Fahrgäste zu gewinnen. Das klappt aber nur, wenn die Zuverlässigkeit stimmt. Deshalb haben wir für einen längeren Übergang eine neue Lösung entwickelt. Ich bin sehr froh, dass auch Go-Ahead nun offen zu den Problemen steht und kooperiert."

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Go-Ahead-Geschäftsführer Stefan Krispin nahm folgendermaßen Stellung: "Mit der Betriebsaufnahme im Juni und Dezember 2019 übernahmen wir die fünf wohl anspruchsvollsten Regionalbahnstrecken in Baden-Württemberg. Verbunden mit der zeitgleich erfolgten Taktverdichtung, ist dies eine Herausforderung, der wir uns stellen. Nicht ohne Grund kündigte das Land im März/April 2020 Planungsaufträge zur Frankenbahn und Filstalbahn an, um die bekannten Schwächen der überlasteten Infrastruktur dieser Strecken zu beheben."

Zur Frankenbahn führte Krispin aus: "Wir bedauern, den Anspruch der Fahrgäste seit Dezember noch nicht erfüllt zu haben. Go-Ahead bildet seit 2,5 Jahren Triebfahrzeugführer aus, aktuell läuft unser 17. Ausbildungskurs. Dennoch ist es uns aufgrund des strukturellen Personalmangels nicht gelungen, für die Einsatzstelle Lauda den notwendigen Bedarf komplett zu decken. Vor diesem Hintergrund unterstützen wir das Verkehrsministerium aktiv bei der Sondierung einer Lösung. Berichterstattungen der letzten Tage über eine Kündigung der Verkehrsverträge weisen wir entschieden zurück."

Hermann spricht von einem Zeitraum von zwei Jahren für diese Interimslösung. Der Betreiber wird in einem verkürzten Verfahren gesucht. Bereits seit April fährt man zweigleisig: Als Notmaßnahme werden zwei Zugumläufe des RE 8 ersatzweise von DB Regio erbracht.

Hier in der Region schmerze diese eingangs erwähnte Schlechtleistung von Go-Ahead besonders, da der Landkreis sich in den vergangenen Jahren gerade für diese Strecke mit dem wichtigen Halt in Osterburken stark gemacht habe, so Landrat Dr. Achim Brötel. Auch habe man mit erheblichen kommunalen Mitteln und in hervorragender Kooperation mit dem Verkehrsministerium und dem Main-Tauber-Kreis einen dreijährigen Regionalbahn-Probebetrieb auf dem vorher verwaisten Ast zwischen Osterburken und Lauda realisiert.

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