Exkursion am Neckar

Wie viele Vögel sind noch da?

Naturschützer und Hobby-Ornithologen zählten bei Exkursion – Klimawandel steigert offenbar die Vielfalt im Winter

09.01.2019 UPDATE: 10.01.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Hatten auch bei Regen Spaß: Elf Teilnehmer waren bei der Exkursion des Nabu dabei. Foto: Alex

Von Lukas Werthenbach

Neckargemünd. Bei diesem bundesweiten Forschungsprojekt kann jeder mitmachen: Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogelschutz luden dazu ein, eine Stunde lang sämtliche Vögel im eigenen Garten, vor dem Fenster oder im nächsten Stadtpark zu zählen. Die Neckargemünder Nabu-Ortsgruppe nahm die Aktion namens "Stunde der Wintervögel" zum Anlass für eine Exkursion. Vorstandsmitglied Liese Lipponer hat die Ergebnisse erfasst und der Nabu-Zentrale gemeldet. Unserer Zeitung berichtete sie nun von den schönsten Beobachtungen - und davon, was sich aus den Resultaten schließen lässt.

Elf Hobby-Ornithologen hatten sich bei Nieselregen an der Eisenbahnbrücke getroffen. Ausgerüstet mit Fernglas, Zettel und Stift ging es am Neckar entlang bis zur Schleuse Neckarsteinach. "Wir haben dem Nabu alle Vögel gemeldet, die wir in der ersten Stunde gesehen haben", so Lipponer. Dass sich die beobachteten Vogelarten teilweise deutlich von den Ergebnissen der Exkursionen in den vergangenen Jahre unterscheiden, habe verschiedene Gründe. "2017 waren wir in Waldhilsbach an den Streuobstwiesen unterwegs, letztes Jahr mehr am Wald", erklärt Lipponer.

Weil die Neckargemünder am Neckar unterwegs waren, sahen sie keinen Vogel häufiger als die Lachmöwe. Foto: dpa

Dieses Jahr am Neckar habe man im Gegensatz zu den vergangenen Exkursionen natürlich viele Wasser- und Seevögel gesehen. So war mit über 50 gesichteten Exemplaren 2019 die Lachmöwe Spitzenreiter. Auch die Plätze zwei und drei werden von Vögeln mit Schwimmhäuten an den Füßen belegt: 25 Stockenten und 21 Kanadagänse zählten die Naturfreunde bei der Exkursion am Fluss. Zudem wurden unter anderem mehrere Kohl- und Blaumeisen, Amseln und immerhin ein Rotkehlchen gesichtet.

Ein besonders bunter Wintervogel: Bei der Exkursion in Neckargemünd wurden vier Distelfinken gezählt. Foto: dpa

Neben der Umgebung habe auch das Wetter Einfluss auf die Ergebnisse, wie Lipponer weiß: "Es war regnerisch und windig, da sieht man ohnehin weniger Vögel." Zudem steigert der Klimawandel hierzulande offenbar die Vielfalt der Wintervögel: Laut Experten überwintern inzwischen einige Vogelarten im immer wärmeren Deutschland, statt - wie früher zu dieser Zeit - Richtung Süden zu ziehen. Dazu gehören etwa die Mönchsgrasmücke und der Hausrotschwanz. Auch auf die Beobachtungen in den Gärten in ganz Deutschland wirken sich die milderen Temperaturen aus: "Durch das Wetter der letzten Monate gibt es noch genug Futter in freier Natur", erklärt Lipponer, "da kommen weniger Vögel an die Futterhäuschen in den Gärten". So seien die bundesweiten Erkenntnisse aus der "Stunde der Wintervögel" weniger repräsentativ für den tatsächlichen Bestand in der Natur. Mit der Aktion will der Nabu nach eigenen Angaben auch die Bevölkerung für das Thema Vogelschutz sensibilisieren.

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Eine aussterbende Art? Ältere Vogelfreunde berichten, dass sie immer seltener einen Kuckuck sehen. Foto: dpa

Interessant sei es für Lipponer ohnehin, zu beobachten, was sich in der Vogelwelt alles tut. An den Exkursionen schätzen die Teilnehmer vor allem die Gemeinschaft und natürlich die stetige Hoffnung auf besonders seltene Sichtungen. "Die Älteren berichten von größeren Veränderungen in der Vergangenheit", sagt Lipponer. Demnach sei der Kuckuck früher wesentlich stärker in der Region vertreten gewesen, auch der Wendehals und der Wiedehopf zeigten sich mittlerweile seltener. Lipponer persönlich freut sich übrigens immer besonders, wenn sie einen Distelfinken sieht: "Der ist so schön bunt und man sieht ihn nicht sehr häufig", sagt sie. Immerhin vier Distelfinken hat die Gruppe am Neckar entdeckt.

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