Ernte 23

Ertragsschwankungen der Landwirte nehmen zu

Fachdienst Landwirtschaft zieht Bilanz: Wer seine Feldfrüchte rechtzeitig ins Trockene brachte, kann sich glücklich schätzen.

27.08.2023 UPDATE: 27.08.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden
Oben: Ein Landwirt bringt noch vor den langen Regenfällen sein goldgelbes Getreide ein. Rundes Bild: Aufgrund der feuchten Witterung keimen viele Körner sowohl an stehenden als auch liegenden Beständen. Fotos: Janek Mayer

Neckar-Odenwald-Kreis. (pm) Land- und Forstwirte erlebten in diesem Jahr wieder außergewöhnliches Wetter: Die lange Trockenzeit, aber auch die Regenfälle haben Auswirkungen auf die Ernte des Jahres 2023. Pflanzenproduktionsberater Bernhard Spies und Nina Waldorf, die für den Pflanzenschutz zuständig sind, reflektieren: "Die Ertragsschwankungen nehmen zu, es gibt keine Durchschnittsjahre mehr."

"Es gibt keine Durchschnittsjahre mehr"

Während das Jahr noch trocken startete, kamen im März und April überdurchschnittliche Niederschläge, so dass ab diesem Zeitpunkt keine Bewirtschaftung mehr möglich war. So zog sich die Frühjahrsaussaat von Sommergerste und Hafer von der ersten Märzwoche teilweise bis in den Mai hinein. Auch Zuckerrüben und Mais kamen oft verspätet oder unter widrigen Bedingungen in den Boden. Dies ist, neben Krähen oder Schneckenfraß, der Hauptgrund für die doch sehr lückenhaften Maisbestände im Landkreis.

Ab Mitte Mai wurde es wärmer und deutlich trockener. Spätsaaten wie beispielsweise Hafer und Mais konnten nicht mehr auflaufen, da ihnen plötzlich das Wasser fehlte. Der Juni war deutlich zu trocken und sehr windig. Bereits zu Beginn des Monats stellten die Landwirte auf flachgründigen Standorten fest, dass ihre Bestände unter Wassermangel litten, ausdünnten und die ersten Pflanzen vertrockneten. Gewitter beschränkten sich auf einzelne Gewitterparzellen mit Regenmengen zwischen 20 bis 50 Liter pro Quadratmeter. Diese Wassermengen konnten die ausgetrockneten Böden in der kurzen Zeit aber oft nicht aufnehmen: Der Niederschlag floss teils oberflächig ab. Schlimmer noch: Oft fehlte der Regen ganz, was zur Folge hatte, dass sich die Abreife von Raps sowie Wintergetreide massiv beschleunigte und auf den schwachen Standorten die Pflanzen großflächig notreif wurden.

Anfang Juli kamen dann die ersten Mähdrescher zur Wintergerstenernte auf die Äcker. Je nach Bodenqualität können die Anbauer mit den Wintergersten und Winterrapserträgen im Kreisgebiet jedoch zufrieden sein. Diese Aussage galt bis dahin auch für alle anschließend geernteten Kulturen wie Weizen oder Dinkel.

Bei späteren Druschfrüchten, wie beispielsweise der Braugerste, kamen dann allerdings Probleme auf. Nicht nur im Ertrag, sondern auch durch die Qualität mit zu niedrigen Eiweißgehalten und kleinen Körnern wird der Mälzvorgang negativ beeinflusst. Diese Braugerste kann dann nur noch verfüttert werden.

Seit dem 23. Juli ruht die Ernte, denn mitten in den Mäharbeiten kam der langersehnte Regen zum falschen Zeitpunkt. Viele Getreidebestände, die bis dahin goldgelb auf den Äckern leuchteten, haben ihren Glanz verloren und sind nun grau, braun, teilweise auch schwarz. Dies sind die Folgeerscheinungen von Pilzen, die sich mittlerweile in den Beständen breitgemacht haben. Vielerorts hat die feuchte Witterung zu Auswuchs geführt. An noch stehenden oder liegenden Beständen haben die Körner in den Ähren bereits angefangen zu keimen. Das bedeutet, dass dieser nicht unerhebliche Teil der diesjährigen Getreideernte für den direkten menschlichen Verzehr nicht mehr zur Verfügung steht und für den Anbauer einen Verlust bedeutet. Es können sich also diejenigen glücklich schätzen, die ihre Ernte rechtzeitig ins Trockene bringen konnten.

Freuen können sich zudem die Futterbaubetriebe sowie die Anbauer von Mais und Zuckerrüben, da es für diese Kulturen noch rechtzeitig regnete. Nicht zuletzt konnten sich ebenso die geplagten Wälder über den Regen freuen, lautet die Bilanz des Fachdiensts Landwirtschaft.

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