Alpakas schützen Hühner der Odenwälder Bio-Insel (plus Fotogalerie)
Südamerikanische Türsteher aus der Region: Bei den Hühnern der Odenwälder Bio-Insel Schiffmann werden Alpakas eingesetzt, um die Herde zu schützen.

Von Stephanie Kern
Elztal-Muckental. Sie heißen Thilo, Pepe, Pablo, Charly, D’Artagnan, Mia und Merle, sehen flauschig aus, haben große Augen – und mit diesen schlagen sie (fast) jeden Räuber in die Flucht. Die Rede ist von sieben Alpakas, die bei den mobilen Hühnerställen von Tobias Schiffmann zu sehen ist. Gemeinsam mit seinem Bruder betreibt Schiffmann die Odenwälder Bioinsel.
Schiffmanns Credo lautet: So regional wie möglich. Drei Jahre haben die Landwirte Tobias und Michael Schiffmann in die Planung gesteckt, um sich mit dem Hühnermobil neben der Erzeugung und Direktvermarktung von Linsen, Lupinenkaffee, Öllein und Hirse ein weiteres Standbein aufzubauen.
Ein Aspekt dieser Planung: Wie kann man die Hühner vor Fressfeinden – also Füchsen, Raubvögeln und vielleicht dem Wolf – schützen? Ganz klassisch übernimmt diese Aufgabe (auch bei den Schiffmanns) ein Elektrozaun. "Wir haben hier sogar einen doppelten Zaun", erzählt Tobias Schiffmann unter den strengen Augen von Thilo.
Thilo ist nämlich der eigentliche Knaller des Schutzkonzepts: "Die Alpakas sind absolut friedlich, aber sie sind auch neugierig." Und Thilos Neugier reicht so weit, dass er einen Besucher einfach nicht aus den Augen lässt. Das kann schonmal irritierend wirken.
Auch interessant
Wenn jemand an den mobilen Hühnerställen vorbeiläuft, bekommt er diese Neugier am eigenen Leib zu spüren: Die Alpakas schauen sich aus großen Augen alles und jeden genau an, besonders Spaziergänger mit Hunden werden eingehend beobachtet. Oder: In die Flucht gestarrt. "Ein Fuchs überlegt sich das, ob er da reingeht", meint Schiffmann. Denn die Alpakas sind groß. Auch Greifvögel lassen sich von den Tieren abschrecken. "Wir hatten keine Probleme, wir wollen sie aber auch gar nicht erst bekommen."
Die Verwandten der Alpakas, die Lamas, werden bereits in hochalpinen Gegenden, in denen der Wolf wieder auf dem Vormarsch ist, als Herdenschützer für Schafe eingesetzt. Im Neckar-Odenwald-Kreis ist vor allem der Fuchs eine Gefahr für die Hühner und Hähne. "Wenn der Fuchs da einmal drin ist, ist die Herde kaputt", bringt Schiffmann die Folgen auf den Punkt.
Schiffmann hätte seine 3000 Hühner in den mobilen Ställen auch der Aufsicht durch einen Herdenschutzhund übergeben können. "Aber das wäre sehr viel aufwendiger", meint der Bio-Landwirt. Denn mit so einem Hund muss gearbeitet werden – und im Zweifel beschützt er seine Herde auch auf aggressive Art und Weise.
"Die Alpakas sind hingegen unkompliziert." Auch wenn es natürlich einen gewissen Aufwand bedeute, auch diese Tiere mit dem Nötigen zu versorgen. Ab und an wollen die Alpakas auch mal ausgeführt werden, "damit sie an Menschen gewöhnt bleiben".
Kuscheltiere seien die aus Südamerika stammenden Tiere aber keineswegs – da täuscht das Äußere. "Keine Chance, die wollen nicht kuscheln", schmunzelt Tobias Schiffmann bei der Begegnung am Elektrozaun.
Das Alpaka ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelart, die vorwiegend wegen ihrer Wolle gezüchtet wird. Alpakas sind wie alle Kamele soziale Tiere und fühlen sich in Gruppen am wohlsten, deshalb leben die Muckentaler Alpakas auch nicht alleine, sondern zusammen mit den Hühnern.
Sie sind Vegetarier und ernähren sich fast ausschließlich von Gräsern, Schiffmann füttert zusätzlich Biofutter. Wie die Hühner, haben auch die Alpakas eine Rückzugsmöglichkeit, einen Unterstand, in den sie sich zurückziehen können.
Aber: Artgerecht ist die Haltung draußen. "Die Tiere frieren nicht so schnell, das ist eigentlich ein recht menschlicher Gedanke", so Schiffmann. Was den Tieren allerdings wirklich zusetzt (und zwar sowohl den gefiederten als auch den bewollten) ist Hitze. "Dann suchen sie sich die Schattenplätze."
Gekauft haben die Schiffmanns die Alpakas übrigens nicht in Südamerika, sondern in Eberbach. "Da gibt es eine Familie, die im großen Stil Alpakas hält und diese auch verkauft." Und damit ist Schiffmann selbst bei den südamerikanischen Herdenschützern seinem Motto treu geblieben: "So regional wie möglich."
























