Einzelhandel in Mosbach

"Eating is the new Shopping"

Einzelhandelsstandort soll mit Erlebnissen und Ergebnissen punkten - Konzept geht auf, Herausforderungen bleiben

07.05.2018 UPDATE: 08.05.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 2 Sekunden

Viel los ist in der Mosbacher Altstadt vor allem an Wochenenden, wenn Sonderaktionen und Erlebnismärkte angesagt sind: Im RNZ-Gespräch erörtern Verantwortliche von Stadt und Mosbach Aktiv, wie man Mosbach auch im Alltag und auf Dauer attraktiv halten will, welche Optionen es für die Innenstadtentwicklung gibt. Archiv-Foto: Brunhild Wössner

Von Brunhild Wössner

Mosbach. Die Stadt als Blumenmeer, die Stadt als Handwerksmarkt, die Stadt als Schlemmermeile. Die Mosbacher Marktsaison hat schon Fahrt aufgenommen, zieht reichlich Besucher in die Altstadt. An Wochenenden präsentiert sich die Fußgängerzone mitsamt ihren Ausläufern höchst bewegt und lebendig, die Events zeigen die gewünschte Wirkung. Aber bringen die Sonderaktionen auch was für den Alltag? Oder stehen boomende Event-Tage mit proppenvoller Innenstadt irgendwie doch im seltsamen Kontrast zum eher tristen Alltagsgeschäft? Mosbach ist keine Insel der Glückseligen, Ladenleerstände gibt es auch hier, ein verändertes Kunden- und Konsumverhalten schlägt sich auch in der Großen Kreisstadt nieder. Die RNZ hat mit Citymanagement, Mosbach Aktiv, Stadtplanung und Baurechtsamt die aktuelle Lage erörtert, nach Einschätzungen und Konzepten gefragt.

Die Zugkraft der Erlebnismärkte scheint anhaltend hoch. Oder täuscht der Eindruck und die Leute haben langsam genug von den Sonderaktionen?

Andrea Zorn (Citymanagerin): Der Zustrom ist anhaltend hoch, am ersten Eventwochenende etwa gab es in Mosbach kein Durchkommen mehr. Und er lässt auch bei bedecktem Himmel nicht nach. Die Menschen strömen auch aus anderen Regionen nach Mosbach. Das Konzept, das initiiert worden ist, als man durch eine Änderung des Ladenschlussgesetzes von vier auf drei verkaufsoffene Sonntage reduzieren musste, ist voll aufgegangen. So gut, dass das Mosbacher Modell landesweit als Beispiel einer gelungenen Konzeption genannt wird.

Was macht das Konzept denn aus?

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Zum Freizeiterlebnis zählt nicht nur unbedingt Einkaufen, sondern eben auch andere Aspekte, getreu dem Slogan "Eating is the new Shopping". Damit wollen wir auch in Mosbach punkten. Mit neuen Konzepten wie "Meet and Eat" oder auch dem Open-Air-Kino in der Innenstadt.

Wie sehen Sie das Gastronomieangebot in der Fußgängerzone? Da scheint es ja einige Veränderungen zu geben ...?

Stimmt, hier wird es einige positive Veränderungen in der Stadt geben. In der sogenannten "Nusspassage" und im ehemaligen "Wolle Rödel" öffnen unter anderem Bistros ihre Pforten, und auch beim ehemaligen Ti-Club und im ehemaligen Einstein wird es neue Gastroangebote geben. Bei allem geht es um qualitativ hochwertige Café- und Restaurantangebote. Dazu kommt in der Schwanengasse in der zweiten Jahreshälfte wohl ein Shop-in-Shop-Konzept ebenfalls mit Bistro.

Stichwort Konzept: Mit welchem Konzept will der Einzelhandel vor Ort dem Internethandel auf Dauer die Stirn bieten?

Peter Stadler (Vorsitzender Mosbach Aktiv): Wir, also das Schuhhaus Stadler, sind mit einer gut gemachten Internetseite und Auftritten in Facebook vertreten, wo wir bereits über 2 000 Follower haben. Über "Schuhe.de" erreichen uns regelmäßig Anfragen aus der gesamten Republik nach bestimmten Schuhen, die wir bei Bedarf gerne verschicken. Bereits jetzt können sich Kunden bei Schuh Stadler ihre Modelle online reservieren lassen. Das sind Schritte zur "Multi-Channel-Strategie", gleichzeitig bekennen wir uns aber klar zum stationären Handel. Und das schätzen vermehrt auch Kunden aus großen Städten wie Frankfurt oder Heilbronn, die das Filialistenangebot in den größeren Zentren weniger anspricht.

Aber Filialisten gibt es doch auch in Mosbach etliche ...

Das stimmt. Aber der Mix von inhabergeführten Geschäften und gefragten Filialisten ist hier vernünftig. Und geschätzt wird eben der individuelle Einkauf mit sachkundiger Beratung. Auch andere Mosbacher Geschäftsleute, um mit Uhren und Schmuck Grimm oder die beiden Buchhändler vor Ort nur einige zu nennen, gehen ähnliche Wege, bieten sehr gut gemachte Internetseiten.

Bei den Events ist die Stadt ja stets richtig voll. Finden die Gäste da auch den Weg in die Geschäfte? Und macht sich das beim Umsatz bemerkbar?

Bei uns auf jeden Fall, weil besonders auch Menschen aus anderen Regionen die Stadt besuchen und unsere Geschäfte dabei frequentieren. Aber auch der Wochenmarkt ist ein wichtiger Frequenzbringer und diesbezüglich keinesfalls zu unterschätzen.

Leerstände und Veränderungen gibt es dennoch: Da stellt sich die Frage: Ist in der Fußgängerzone nicht auch Wohnen im Parterre vorstellbar?

Stefan Baumhackel (Stadtplaner): Zwar ist das im Erdgeschoss eher untypisch, aber bau- und planungsrechtlich ist es grundsätzlich möglich. Wie aber das Gebäude genutzt wird, ist zuerst einmal Sache des Eigentümers. Die Altstadtsanierung hat schon einiges gebracht und einige (neue) Wohnräume in der Stadt eröffnet. Baurechtlich wird nicht definiert, in welchem Geschoss die Wohnungen sein sollen. Allerdings stellt sich gerade bei den Altbauten häufig die Frage, wie Bewohner in diese Wohnungen gelangen? Muss ich da noch durch den Laden?

Früher gab es auch etliche Handwerker in der Stadt. Ist eine Neuansiedlung von Handwerk in der Altstadt vielleicht auch eine künftige Nutzungsoption?

Es ist grundsätzlich möglich, darf aber nicht wesentlich stören. Ein Handwerksbetrieb mit lauten Maschinen kommt beispielsweise nicht in Frage.

In der historischen Altstadt ist auch der Denkmalschutz immer ein Thema. Wie sehen da die Möglichkeiten aus, wo sind die Grenzen?

Beate Banschbach (Baurecht und Denkmalschutz): Das ist im Einzelfall zu entscheiden und muss mit dem Landesamt für Denkmalpflege geklärt werden. In der Regel - zu 99 Prozent - kommt man da auch zu einer einvernehmlichen Lösung.

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