Eberbach

Wie der Waldbrunner Jannis Veith sein FSJ erlebte

Der 18-Jährige Jannis Veith erzählt von seinem Freiwilligen Sozialem Jahr (FSJ) "Sport und Schule"

10.03.2021 UPDATE: 12.03.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden
Veith mit Birgit Exner (rechts) vom Jugendreferat der Stadt Eberbach bei der Videokonferenz mit der RNZ/EZ, bei der auch der Vorsitzende der Eberbacher Sportvereine Alex Silbereis (links) dabei war. Foto: privat

Von Martina Birkelbach

Eberbach. Das erste Drittel war noch normal, im zweiten war der Lockdown und jetzt ist langsam wieder Vor-Ort-Unterricht möglich. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) "Sport und Schule" in Eberbach läuft für Jannis Veith coronabedingt doch etwas anders ab. Bereut hat es der 18-Jährige aber nicht eine Minute: "Ich habe viele Erfahrungen mit Kindern gesammelt; viele Arten erlebt, wie Kinder sein können. Ich habe auch mal alles aus der Sicht der Lehrer gesehen. Ich habe Erfahrungen in der Corona-Krise gesammelt, darüber bin froh. Ich merke jetzt, dass ich in gewissen Situationen anders reagiere".

FSJ’ler Jannis Veith. Foto: privat

Der Waldbrunner hat 2018 an der Eberbacher Realschule seinen Abschluss gemacht, danach auf der Mosbacher Gewerbeschule seine Fachschulreife absolviert. Am 15. August 2020 hat er sein FSJ Sport und Schule mit Schwerpunkt Fußball gestartet. "Das stand eigentlich nicht auf dem Plan, es war eine spontane Entscheidung", erzählt Veith in einer Videokonferenz aus dem Rathaus mit seiner "Betreuerin" Birgit Exner vom Jugendreferat. Zugeschaltet war auch Alexander Silbereis, Vorsitzender der Eberbacher Sportvereine.

Veith spielt in der A-Jugend der JSG Neckar-Odenwald und ist auch bei den Herren des FSV Waldbrunn dabei. "Ich habe mich informiert, was es alles gibt, auch rund um Fußball, war mir noch nicht sicher, was ich machen will. Dann habe ich die Stellenanzeige für das FSJ gelesen." Paulina Ihrig, die 2016/17 das gleiche FSJ gemacht, hat ihn grob über den Ablauf aufgeklärt, Veith hat sich beworben – und wurde genommen. Die ersten zwei Wochen war er direkt in der Sportschule Schöneck und hat dort seinen C-Trainerschein gemacht sowie Einstiegsseminare besucht. Silbereis erklärt, dass der C-Trainerschein eine Grundvoraussetzung für das FSJ Sport ist.

Für Veith ging es dann los an der Realschule und der Gemeinschaftsschule: "Ich wurde den Lehrern vorgestellt, der Ablauf wurde mir erklärt. Kurz drauf hatte ich die ersten Einsätze im Sportunterricht." Abends hat er oft noch beim ESC geholfen, vom Aufwärmtraining bis zur Übernahme von kompletten Trainingseinheiten. Zwei Stunden wöchentlich war er beim TVE im Einsatz, hat Listen erstellt und bei der Mitgliederverwaltung organisatorische Dinge erledigt. Beim Volleyball und in der Leichtathletik hat Veith zudem das Training begleitet. Laut Exner wird für alles jährlich im September ein Plan erstellt. Im November kamen dann die ersten Einschränkungen, im Dezember der Lockdown. Sein "Jahresprojekt" musste der FSJ’ler trotzdem machen. Spontan hat Veith ein wöchentliches Online-Training für die ESC-Jugend organisiert, an dem immer rund 22 bis 24 Jugendliche teilnehmen. "Einfache Übungen für Stabilisierung und Kraft".

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Seit diesem Dienstag startet nun langsam wieder das Vor-Ort-Training.

Wie Exner erklärt, gab es in der Zeit aber auch Sonderbestimmungen, durch die Veiths Tätigkeitsbereich erweitert werden konnte. So wurde er in der Notbetreuung der Steige-Grundschule eingesetzt. Veith: Der Umgang mit kleinen Kindern war wieder etwas anderes. Wir haben gespielt und gelernt, ich habe die Lehrer unterstützt". Zudem hat der FSJ’ler bei der Renovierung des ESC-Sportheims geholfen.

Noch bis 14. August geht sein Freiwilliges Soziales Jahr. Dann plant er ein Duales Studium oder eine Ausbildung "in Richtung Bauingenieur".

"Das Corona-Jahr war ein sehr spezielles. Die Auswirkungen bekam auch Veith zu spüren. Normal sind die FSJ’ler auch in die Sportlerehrungen eingebunden sowie bei der Skifreizeit oder beim Schüler-Austausch." Da all’ diese "Schmankerl" weggefallen sind, schauen Exner und Silbereis nun noch, wie sie Veith "ein schönes letztes Drittel" organisieren können.

Wie sich die Corona-Pandemie auf die Kinder und Jugendlichen ausgewirkt hat, ist für Veith ganz klar: "Vor allem die Grundschulkinder waren viel aufgewühlter, die hatten viel mehr Bewegungsdrang. Ich bin oft mit ihnen raus. Mir fehlt es selber auch, Fußball zu spielen. Klar gehe ich Joggen und fahre Fahrrad, aber das ist nicht das Gleiche." Neben der sportlichen hat laut Silbereis aber auch die "gesellschaftliche" Seite gelitten: "Die Kinder gehen abends nicht raus, nicht ins Training. Sie wollen mal wieder fünf bis zehn Gleichaltrige treffen. Vor allem im Winter war das schlimm, weil es zudem so früh dunkel wurde."

Exner, die auch Interviews in Grundschulen geführt hat, bestätigt, dass das Zusammensein mit anderen Kindern sehr wichtig ist. "Für die Kinder war es hart, immer nur einen Freund zu sehen." Trotzdem, so die Leiterin des Jugendreferates, "halten die Kinder gut durch; es sind starke Kinder. Und sie haben auch ihre Erfahrungen mitgenommen. Eine Krise kostet Kraft, aber es ist auch eine Chance. Viele Kinder haben sich positiv entwickelt und alle sind unglaublich ausdauernd."

Die Stadt Eberbach und der Verein Eberbacher Sportvereine suchen für den Zeitraum 15. August 2021 bis 14. August 2022 wieder einen sportbegeisterten, engagierten und selbstbewussten Jugendlichen im Alter von 18 bis 26 Jahren, der ein FSJ Sport und Schule absolvieren möchte. Das Bildungs– und Orientierungsjahr wird laut Stellenausschreibung pädagogisch begleitet und "öffnet Erfahrungsräume". Im Mittelpunkt steht: Erfahrungen sammeln und soziale Kompetenzen stärken. Lehrer und Übungsleiter werden bei Bewegungs-, Spiel– und Sportangeboten für Kinder und Jugendliche im Verein und an Kooperationsschulen unterstützt. Ebenso werden Projekte und Veranstaltungen betreut und Vereine unterstützt. Das FSJ eignet sich für junge Menschen, die ihre Eignung für einen sozialen, sportlichen Beruf oder das Lehramt überprüfen wollen oder nach der Schule einfach etwas Praktisches machen möchten und noch nicht wissen, welche Ausbildung oder welches Studium sie ergreifen wollen.

"Mitgebracht" werden sollte eine abgeschlossene Schulausbildung, die Begeisterung für den Sport, Spaß und Interesse an der Kinder– und Jugendarbeit im Sport, Erfahrungen als Übungsleiter oder im Verein, Grundkenntnisse in MS-Office sowie Eigeninitiative, hohe Teamfähigkeit, Engagement und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, Organisationstalent und Einsatzbereitschaft. Die FSJ’ler werden in Verwaltungstätigkeiten wie auch in Projekt– und Veranstaltungsmanagement eingebunden.

Zwei Bewerbungen liegen laut Exner für dieses Jahr schon vor, gerne können sich bis 31. März noch weitere junge Menschen bewerben.

Info: Die Stellenausschreibung des FSJ Sport und Schule ist auf www.eberbach.de zu finden.

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